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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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haben nicht ein einziges Mal gelächelt und wollten noch nicht einmal eine Tasse Tee annehmen. Es ist wirklich wichtig, Kate. Du vergisst es doch nicht, oder?«
    Penny klang so aufgeregt, dass Kate sofort bei Camilla anrief. Aber Camilla war nicht da. Kate verbot sich den sehnsüchtigen Wunsch nach ein wenig Nachhol-Schlaf und schaltete stattdessen den Wasserkocher ein. In diesem Augenblick klopfte jemand an die Haustür, klingelte gleichzeitig und klapperte außerdem auch noch am Briefkastenschlitz. Kate stürmte aus der Küche und öffnete die Tür. Es war Camilla. Sie trug ihren grünen Trainingsanzug und zitterte am ganzen Körper. Nachdem sie eingetreten war, zerrte sie sich die Wollmütze vom Kopf. Ihre Züge wirkten so erschöpft, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen.
    »Na, dir scheint es ja dringend zu sein«, bemerkte Kate und ging in die Küche voraus. Sie fragte sich, wieso Camilla nicht in grauen Flanell gekleidet und mit der Aktentasche unter dem Arm auf dem Weg zur Schule war. Camilla antwortete nicht; sie stand verloren in der Küche und starrte Kate an, als hätte sie soeben das Sprechen verlernt.
    Kate goss kochendes Wasser über das Kaffeepulver und stellte die Kaffeekanne auf den Tisch.
    »Wo brennt’s denn? Vielleicht erzählst du mir ja, was los ist.«
    Camilla zerrte Wollfäden aus dem Bommel ihrer Mütze. Kate suchte in ihrem Schrank nach Plätzchen und füllte einen Teller. Vielleicht halfen sie dabei, Camilla zu entspannen.
    »Sie war schon tot, als ich sie gefunden habe«, sagte Camilla und vergrub sich erneut in ihr Schweigen. Kate goss Kaffee in zwei Tassen und dachte allen Ernstes über Brandy nach.
    »Wen hast du gefunden?«, fragte sie schließlich.
    »Sie war doch bestimmt tot, oder? Viel Blut war nicht da, aber sie hat bestimmt nicht mehr gelebt.« Camilla nippte an ihrem Kaffee. Immer noch wich sie Kates Blick aus.
    Kate hätte die Freundin am liebsten geschüttelt, bis sie zur Vernunft kam, aber sie bezähmte sich. »Jetzt setz dich erst mal. Und dann erzähl. Wer ist tot?« Ihr Atem machte sich irgendwie selbstständig. »Wo? Und wann?«
    »Yvonne. Ich bin gestern Abend hingegangen, um meine Sachen zu holen. Aber sie war tot.«
    »Und wieso? Ein Herzanfall vielleicht?« Hatte Camilla nicht gerade etwas von Blut gesagt? In Kates Kopf schrillten die Alarmglocken. Sie dachte an Pennys Anruf. »Hast du einen Krankenwagen gerufen? Oder die Polizei?«
    »Nein. Ich konnte nicht.«
    »Das ergibt für mich alles keinen Sinn, Camilla. Erzähl einfach der Reihe nach. So, wie du aussiehst, musst du unbedingt mit jemandem reden.«
    »Könntest du dich bitte anziehen? Ich muss raus, ich kann hier nicht bleiben. Ich kriege keine Luft.«
    »Jetzt dreh nicht durch. Setz dich hin und erkläre mir endlich, was passiert ist.«
    Camilla blickte sich panisch um, als würden sich die Wände jeden Moment selbstständig machen und sie zerquetschen. »Ich kann auf keinen Fall hier bleiben«, sagte sie. »Ich muss jetzt gehen; besser wäre ich gar nicht erst gekommen. Es war ein Fehler.«
    Kate erkannte, dass es keinen Zweck hatte. »Gib mir zwei Minuten«, rief sie, sauste die Treppe hoch und zog den Trainingsanzug und die Laufschuhe an, die auf einem Stuhl ihres nächsten Einsatzes beim Morgenjogging harrten. Sie spritzte sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht und streifte ihre Zähne kurz mit der Zahnbürste, um wenigstens den Anschein von Normalität zu wahren. Camilla zupfte immer noch an ihrem Mützenbommel herum, als Kate in die Küche zurückkam.
    Kate nahm den Schlüssel zur Hintertür vom Haken und ging voraus. Es war einer dieser Morgen, an denen die Nacht unmerklich in den Tag übergeht, ohne dass es tatsächlich wirklich hell wird. Die Fenster der Häuser leuchteten in einem sanften Orange, und die Sonne war so tief unter dunklen Wolken vergraben, dass es unmöglich gewesen wäre zu bestimmen, wo Osten lag.
    Die Straße war menschenleer. Sie wandten sich der Innenstadt zu. Kate musste lange warten, ehe Camilla zu sprechen begann.
    »Das Leben ist nicht fair«, sagte sie plötzlich.
    »Das war mir schon im zarten Alter von drei Jahren klar«, antwortete Kate. »Ebenfalls ist mir durchaus klar, dass es dir schwer fällt, dich einer Freundin anzuvertrauen. Aber es muss sein. Was ist also mit Yvonne?«
    »Es ist kalt. Sollen wir vielleicht rennen? Fühlen wir uns dann besser, was meinst du?«
    Kate sagte nicht, dass die einzigen Dinge, die ihr jetzt ein besseres Gefühl vermitteln

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