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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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würden, ein schnelles Ende dieses Albtraums, ein heißes Bad und ein paar Stunden Schlaf waren.
    »Fang bitte am Anfang an. Wo hast du sie gefunden?«
    »In ihrer Wohnung.«
    »Wann? Was hast du überhaupt dort gesucht?«
    »Gestern Abend. Als Rose gerade ihre Dosen holte oder kurz danach. Ich weiß es nicht so genau. Und ich kann dir nicht sagen, warum ich dort war.« Jeder Satz kam nach einer langen Bedenkzeit, als ob Camilla Mühe hätte, ihre Gedanken in Worte zu fassen.
    »Du hast gesagt, dass du deine Sachen abholen wolltest. Was für Sachen?«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen.«
    Kate blieb abrupt stehen, packte Camilla am Arm und zog sie zu sich herum.
    »Was zum Teufel tun wir hier eigentlich, Camilla? Warum bist du zu mir gekommen, anstatt dich bei der Polizei zu melden? Und wenn du nicht willst, dass ich mit dir nach St. Aldate zur Wache gehe, warum hast du überhaupt angefangen, mir von der Sache zu erzählen?«
    »Sie ist ermordet worden, Kate. Das konnte man sehen. Aber ich kann nicht zur Polizei gehen, denn die würde denken, dass ich es war. Sie würde Fragen stellen, viel zu viele Fragen. Genau wie du.«
    »Schlimmer, Camilla, viel schlimmer. Vor allem, wenn du dich so verhältst, wie du es jetzt bei mir tust. Sie hätten nicht so viel Geduld wie ich, das darfst du mir ruhig glauben.« Und sie würden sicher glauben, dass du es warst, liebe Camilla, dachte sie. Genau wie ich allmählich zu dieser Ansicht tendiere.
    Sie hatten die Parks Road erreicht. Eine Gestalt löste sich vor ihnen aus dem Zwielicht. Sie verstummten sofort. Der Jogger war ein großer, dunkelhaariger Mann in einem schwarzen Trainingsanzug. Kate wartete ungeduldig darauf, endlich außer Hörweite zu gelangen. Sie erkannte den Mann, den sie vor ein paar Tagen auf dem Treidelpfad getroffen hatten: Oxford war wirklich eine Kleinstadt. Sie sah ihm nach, als er an ihnen vorüberlief und in der steingrauen Toreinfahrt des Leicester College verschwand. Kaum war er fort, wandten sie sich wieder nach Norden. Camilla seufzte und rückte schließlich mit der Sprache heraus.
    »Niemand hat auf mich geachtet. Da habe ich mich verkrümelt und bin die Straße runtergegangen. Sophie hatte gesagt, dass Yvonne bei einem Meeting wäre. Ich habe mich sehr vorsichtig verhalten, denn ich wollte nicht, dass jemand mich sieht und sich fragt, was ich wohl vorhabe. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen brauchen. Draußen trieb sich keine Menschenseele herum; das Wetter war einfach zu abscheulich. Ich ging rein und direkt in Yvonnes Atelier. Die Vorhänge waren zu, und es brannte kein Licht. Daher war ich der Meinung, sie wäre längst bei ihrer Versammlung. Ich bin durch die Hintertür gekommen und ging direkt in Yvonnes Wohnung. Zwar war ich nervös, aber ich wusste sehr genau, was ich tat. Für mich war es mindestens ebenso wichtig wie Roses Dosen. Ich hatte eine kleine Taschenlampe mit und konnte die Dinge unmittelbar vor meiner Nase sehen, aber auch ohne Licht wäre mir sofort klar gewesen, dass etwas nicht stimmte. Es war der Geruch.«
    »Was für ein Geruch?«, wollte Kate wissen.
    »Bist du schon mal auf dem Markt gewesen, wenn gerade eine Fuhre frische Rinderhälften ankommt? Ich hasse es, zum Metzger zu gehen, wenn die Hälften auf den Haken hängen, weil ich mir immer einbilde, dass mir langsam dicke Tropfen Blut auf den Kopf fallen. Außerdem riechen sie nach Blut und totem Fleisch. Es ist ein warmer, irgendwie metallischer Geruch. Und genau so roch es in Yvonnes Zimmer. Nach totem Fleisch. Nach Tod.«
    Camilla schwieg. Sie liefen durch die ausgedehnten Parks der Stadt. Wenigstens redet sie jetzt, dachte Kate. Wenn wir die Runde beendet haben, joggen wir nach Fridesley zurück. Und dann habe ich ein Telefon zur Verfügung, kann auf der Wache von St. Aldate anrufen und die Verantwortung auf jemand anderes abwälzen.
    »Die dicken blauen Samtvorhänge waren zu. Ich konnte also Licht anmachen, ohne dass jemand auf der Straße es merkte. Und dann fand ich sie. Yvonne. Sie lag auf dem Rücken. Mit erhobenen Armen, als ob sie sich schützen wollte. Und überall lagen Fotos herum. Ich hatte den Eindruck, jemand hätte sie absichtlich hingeworfen. Es gab ein paar schwarz-weiße, aber die meisten waren Farbfotos. Und alle zerknittert und zerrissen. Ein paar waren mit Blut beschmiert. Ein Haufen zerknüllter Bilder von Armen, Beinen und Torsos neben der … neben ihr. Mir war klar, dass sie tot sein musste. Zwar hatte sie nicht besonders stark

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