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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Krankheit. Das Einzige, was das verwirrte Kind mitbekam, war, dass irgendetwas ganz Schreckliches vor ihr verheimlicht wurde.
    In dieser Zeit begannen Proben zu einem Konzert der Tanzschule, die Kate und Millie besuchten. Vielleicht hatte die Lehrerin bemerkt, wie eintönig Millies Leben verlief, zumal ihre ältlichen Eltern auch noch einer strenggläubigen Sekte angehörten, die jede Art von Vergnügung ablehnte. Was auch immer der Grund war, jedenfalls betraute sie Millie mit der Rolle der Kirschblütenfee. Zu der Rolle gehörte ein rosafarbenes Ballettkleidchen. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Millie etwas trug, was nicht beige, grau oder blau war. Nach der ersten Anprobe durfte sie es bis zur Kostümprobe nicht mehr anziehen, aber jedes Mal, wenn sie in die Tanzschule gingen, fand Millie einen Vorwand, wenigstens einen Blick auf das gute Stück zu werfen.
    Dann starb Kates Vater, und für Millie stand sofort fest, was sie zu tun hatte: Sie schenkte Kate das Wertvollste, was sie besaß. Zwar kam es deswegen mit der Tanzlehrerin Mrs. Wood zu einem ziemlichen Streit, aber Camilla war ein dickköpfiges Kind und trug den Sieg davon. Kate bekam die Rolle der Kirschblütenfee. Das dazugehörige Kostüm mit seinem Satinmieder, dem Tüllröckchen und den vielen Seidenblumen entzückte sie längst nicht so sehr wie Millie, aber trotz ihrer Trauer erkannte sie, welchen Schatz die Freundin für sie aufgegeben hatte. Seither waren sie und Millie immer Freundinnen geblieben.

    »Solltest du nicht eigentlich am Schreibtisch sitzen?«, fragte Camilla.
    Sie hatten sich wieder in Kates Küche niedergelassen, tranken Kaffee und hätten beinahe sogar kalten Toast gegessen. Kate ignorierte einfach, dass ihre Füße nass waren und dass sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein heißes Bad.
    »Wie soll ich mich auf die Abenteuer von ein paar Leuten im Jahr 1803 konzentrieren, die nur in meiner Fantasie existieren? Es ist viel zu viel passiert. Ich muss jetzt erst mal über deine Geschichte nachdenken, sonst werde ich verrückt. In meinem Kopf fahren Albtraumbilder und eine Menge unausgegorener Gedanken Karussell. Ich muss das erst einmal sortieren.«
    »Das kenne ich. Genau deswegen bin ich auch zu dir gekommen. Ich konnte es einfach nicht mehr für mich behalten.«
    »Aber du hast dir noch nicht alles von der Seele geredet, stimmt’s? Du hast mir ein paar Einzelheiten erzählt und den Rest tief in dir verschlossen.«
    »Du hast gesagt, du hilfst mir.«
    »Ich habe gesagt, ich gebe dir vierundzwanzig Stunden. Die brauche ich ebenfalls – um nachzudenken.«
    »Ich bin sicher, du könntest herausbekommen, wer Yvonne ermordet hat. Wir kannten sie recht gut; wir sollten in der Lage sein, eine Spur zu finden.«
    »Eigentlich kannte ich sie gar nicht so gut. Sie war meine Zahnärztin, wir sind miteinander gejoggt, und ich habe sie in der Öffentlichkeit als Mutter erlebt. Aber da muss es noch viel mehr geben. Wo kam sie her? Wie lange hat sie hier in Fridesley gewohnt? Zehn Jahre vielleicht?«
    »Fast vierzehn«, sagte Camilla.
    »Aber wo hat sie vorher gelebt, und was ist mit Mr. Baight passiert, wer auch immer das gewesen sein mag?«
    »Ich glaube, sie kam irgendwo aus dem Westen. Soviel ich weiß, war sie Witwe und ist nach dem Tod ihres Mannes, also Sophies Vater, hierhin gezogen.«
    »Hatte sie Männerbekanntschaften? Liebhaber oder so? Schließlich war sie eine ziemlich attraktive Frau.«
    Gerade wollte Camilla etwas erwidern wie »Nicht alle Frauen denken ständig an Sex«, als das Telefon klingelte und Kate aufstand, um abzuheben. Nachdenklich kehrte sie an den Küchentisch zurück.
    »Das war die Erste. Barbara. Sie wollte nur noch einmal sichergehen, dass wir alle die gleiche Geschichte erzählen und nicht etwa die Polizei in unsere dummen kleinen Streiche verwickeln. Was hältst du davon? Ist sie schuldig? Und falls ja, warum um alles auf der Welt hätte sie Yvonne töten sollen?«
    »Es ist sicher schwierig, sich Barbara als Mörderin vorzustellen«, sagte Camilla. »Kein Mensch will in eine so hässliche Geschichte verstrickt werden. Außerdem sind da auch noch die Dosen …«
    »Kommen wir also zu Yvonne zurück. Ihr Liebesleben hat sie offensichtlich sehr diskret gehandhabt. Ich habe nie irgendwelchen Tratsch über sie gehört.«
    »Auch nicht über diese Sache mit dem Vikar?« Kate hob die Augenbrauen. »Es hat nur ein paar Monate gedauert, dann wurde der Vikar in einen Sprengel am äußersten Rand von

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