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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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würde er ihr in der nächsten Minute erklären, was sie zu tun hatte.
    Sie schalteten den Fernseher ein, um die Regionalnachrichten zu sehen. Sofort starrte ihnen Yvonnes Gesicht entgegen. Anschließend flimmerte ihr Haus an der Ecke der Redbourne Road über den Bildschirm, und ein müde aussehender Kommissar verkündete mit flacher Stimme, man verfolge im Augenblick mehrere Spuren und die Polizei sei dankbar für jeden sachdienlichen Hinweis aus der Bevölkerung. Interessant sei vor allem, ob jemand sich trotz des heftigen Sturms vor der Tür aufgehalten hätte, und falls er etwas gesehen hatte, was es war und um welche Uhrzeit.
    Kate konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man diesem prosaischen Antlitz etwas von Vorhängen erzählen sollte, die zuerst geschlossen und später aufgezogen gewesen waren, oder auch von unausgesprochenen, unterschwelligen Gefühlen in einer Gruppe, von Klatschgeschichten über ein Liebespaar oder den Widerstand gegen die Bebauung einer sumpfigen Wiese.
    Der Beitrag dauerte höchstens eine Minute, danach gab es Computergrafiken mit der Wettervorhersage für den nächsten Tag, und Kate schaltete ab.
    »Ich muss morgen früh aufstehen«, sagte Andrew und stand auf. »Ruf an, wenn du mich brauchst.«
    Es war noch nicht spät, aber er schien sich nach seiner eigenen Wohnung zu sehnen. Vielleicht lag es daran, dass kein Wein mehr da war, vielleicht hatte er aber auch bemerkt, dass sie gern allein sein wollte.
    Bevor Kate schlafen ging, rief sie noch einmal bei Camilla an.
    »Ich habe angefangen«, berichtete sie der Freundin, »und jetzt ziehe ich die Sache auch durch.«
    »Wirklich? Immerhin könnte sich herausstellen, dass jemand in die Geschichte verwickelt ist, den wir gut kennen. Bist du darauf vorbereitet?«
    »Ich muss die Antwort einfach finden.«
    Kate legte auf. Hatten sie und Camilla sich jetzt gegenseitig bedroht oder nur ihre Einstellung dargelegt? Sie war zu müde, lange darüber nachzudenken.

13. KAPITEL
    A
    m nächsten Morgen rief Kate Sophie an und stotterte Beileidsbekundungen. Sophies Stimme hörte sich furchtbar an; sie klang, als hätte sie tagelang geweint und wüsste noch immer nicht genau, was eigentlich passiert war. Kate hatte begründete Zweifel, dass sie irgendwelche nützlichen Informationen aus ihr herausbekommen könnte, verabredete sich aber trotzdem für den nächsten Tag mit ihr. Als sie den Hörer auflegte, kam sie sich gemein und hinterhältig vor, überzeugte sich aber schnell selbst, dass der Besuch in Sophies eigenem Interesse lag.
    Anschließend bereitete sie sich auf ihren nächsten Auftritt als Türklopferin von Fridesley vor. Lange Hosen, dachte sie. Und dann diese grüne Jacke aus Webpelz, die sie vor vielen Jahren gekauft hatte und eigentlich in die nächste Kleidersammlung geben wollte. Außerdem leuchtend roten Lippenstift. Sie wuschelte mit den Händen durch ihr Haar, bis es genau so leger fiel, wie der Frisör es vorgesehen hatte; dafür hatte sie allerdings auch ein halbes Vermögen hinlegen müssen. Schließlich übte sie vor dem Spiegel ein freundliches Lächeln. Gerade, als Kate ihrem Spiegelbild die Zunge rausstreckte, klingelte es an der Haustür. Es war Camilla.
    »Störe ich?«, fragte sie und ging geradewegs in die Küche. »Heute Morgen fiel mir ein, es wäre vielleicht besser, den Ordner zu vernichten, den ich Mittwochabend aus Yvonnes Arbeitszimmer geholt habe. Nur für alle Fälle. Falls die Polizei bei mir eine Hausdurchsuchung machen sollte …« Sie brach ab und starrte Kate entgeistert an. »Wie siehst du denn aus? Das Ding taugt doch nicht mal zum Kaminvorleger!«
    »Vergiss es einfach und erzähl weiter.«
    »Dieser Lippenstift steht dir absolut nicht.«
    »Halt die Klappe, Millie.«
    Camilla kramte in ihrer Handtasche. »Seit Mittwochabend hatte ich nicht mehr in den Ordner geschaut, und heute finde ich das hier.« Sie zog ein Blatt Papier aus der Tasche hervor. »Wahrscheinlich ist es irgendwie dazwischengeraten, denn es gehört nicht zu meinen Sachen. Ich kann nichts damit anfangen, aber ich dachte, ich bringe es dir besser vorbei. Wer weiß, vielleicht ist es ja wichtig.«
    Kate nahm das Blatt in Augenschein. Es war gängiges Recyclingpapier mit dem Briefkopf der Bezirksregierung. Die Tagesordnung für ein Treffen des Planungsausschusses. Ein Absatz war mit blauer Tinte eingekringelt. Kate las ihn durch und entnahm der geschraubten Behördensprache, dass es um den Postle ging. Am Blattrand hatte jemand

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