Mord in Oxford
Gavin und Penny sich abgesprochen und sie ermordet haben. Auch Camilla hat vielleicht alles das getan, was sie mir erzählt hat, mir aber unterschlagen, dass sie Yvonne eins über den Schädel gegeben hat. Und zwar heftig genug, um sie ins Jenseits zu befördern.«
»Aber womit?«, fragte Liam. »Was könnte die Mordwaffe sein? Und wo ist sie jetzt?«
»Das weiß ich auch nicht. Und was ist mit Carey? Auch er könnte es getan haben. Ich habe ihn zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gesehen. Außerdem hat er Roses Sammel-Dose.«
»Aber Carey hat kein Motiv«, wandte Liam ein. »Im Übrigen kannst du nicht sicher sein, ob es wirklich die Oxford-Dose war, mit der er jongliert hat. Nach allem, was du mir über ihn erzählt hast, könnte er dich auch nur so aus Spaß zum Narren gehalten haben. Und ist er gewalttätig? Anscheinend doch nicht. An der nächsten Kreuzung müssen wir rechts abbiegen.«
»Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er nur um des Kicks willen tötet. Oder vielleicht als Teil eines abartigen Sexspielchens.«
»Keins, das ich kenne«, schmunzelte Liam. »Übrigens habe ich draußen noch ein anderes Mitglied eurer Gruppe beim Geschwindigkeitstraining gesehen.«
»Wen denn?«
»Einen Typen mit Bart, in grünen Shorts und einem T-Shirt mit Rettet-die-Welt-Aufdruck.«
»Das ist Gavin. Der Bart ist inzwischen ab, und an die Botschaft auf seinem T-Shirt kann ich mittlerweile auch nicht mehr recht glauben. Hast du eine Ahnung, warum jemand diese zusätzliche Quälerei auf sich nimmt?«
»Wahrscheinlich sind sie ehrgeiziger, als du dir vorstellen kannst. Vor Club-Rennen werden manche Leute so. Denen geht es wirklich ums Ganze.«
»Da ist noch etwas, das ich gesehen oder gehört habe, aber es will und will mir nicht einfallen. Es sitzt irgendwie im Hinterkopf. Eine Verbindung – aber ich komme einfach nicht drauf.«
»Es gibt da einen Trick«, sagte Liam. »Konzentriere dich auf etwas ganz anderes, dann fällt es dir schnell wieder ein.«
»Hat das bei dir jemals geklappt?«
»Ich glaube nicht. Aber immerhin ist es besser, als die ganze Zeit zu grübeln.«
»Gavin. Das war’s! Gerade ist es mir eingefallen. Die Winde! Ich bin über eine Winde gefallen, als das Telefon klingelte und ich aus seinem Arbeitszimmer rannte.«
»Darf ich wissen, was du in seinem Arbeitszimmer zu suchen hattest?«
»Lieber nicht. Aber damit könnte er die Häuser geflutet haben, oder?«
»Zumindest macht es ihn sehr verdächtig.«
»Ich glaube, wir haben den Fall gelöst«, sagte Kate triumphierend.
»Wie wäre es, wenn du dich jetzt auf die Straße konzentrierst und mir die Geschichte deines Lebens erzählst?«
21. KAPITEL
A
m Dienstag traf sich die Jogginggruppe früh am Morgen, aber die alte Ungezwungenheit wollte sich nicht einstellen. Wichen sie einander aus? War einigen von ihnen schließlich doch aufgefallen, dass der Mörder durchaus aus ihrer Mitte stammen konnte und nicht unbedingt ein gesichtsloser Fremder war.
Doch bis zum Wettrennen des Clubs blieben ihnen nur noch fünf Tage, und dieses war ihr letztes ernsthaftes Training.
»Wir gehen es leicht an«, sagte Penny. »Das Wasser ist weit genug gefallen, dass wir den Weg am Kanal entlang nach Oxford nehmen können. Acht Kilometer sollten heute ausreichen.« Der Theorie nach mussten sie das Training gegen Ende nach und nach reduzieren, um am Wettkampftag die ganze Kraft zur Verfügung zu haben. Alles, was sie sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht antrainiert hatten, würden sie bis zum Stichtag auch nicht mehr erreichen.
Zwar regnete es nicht, aber das Tageslicht schaffte es kaum, die dicken Wolken über Fridesley zu durchdringen. Nicht die tröstliche Sonne, sondern das gelbe Licht der Straßenlaternen beleuchtete ihren Start.
Alle wirkten bedrückt, und ihre Gespräche irrten ziellos von Thema zu Thema.
»Habt ihr das von Barbara gehört?«, war Pennys durchdringende Stimme zu vernehmen.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?«, wandte sich Kate an Camilla.
»Sie ziehen um«, gab Camilla zurück. »Sie nehmen die Mädchen aus der Amy-Robsart-Schule – wir scheinen ihrer Meinung nach zu blaustrümpfig zu sein – und schicken sie in irgendein dreimal so teures Etablissement.«
»Ich habe nie wirklich verstanden, was du in einer Privatschule zu suchen hast«, brummte Kate.
»Geschenkt. Darum geht es jetzt doch gar nicht«, sagte Camilla, die scheinbar in den letzten Wochen erheblich fitter und redefreudiger geworden war. »Wir wollen doch
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