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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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sagte Kate.
    »Wahrscheinlich wissen Sie mehr über die Geschichte als ich«, sagte Mr. Baight, »und wenn so etwas passiert ist, braucht man jemanden zum Reden. Man will wissen, ob man es hätte verhindern können. Sophie redet natürlich nicht mit mir.«
    »Viel können wir Ihnen leider nicht erzählen. Die Polizei hat uns eine Menge Fragen gestellt, aber bisher ist noch niemand verhaftet worden.«
    Man reichte ihnen Porzellantassen mit Apfel-Zimt-Tee. Kate freute sich, dass Liam weder die Nase rümpfte noch sich zu einem unhöflichen Kommentar über Komposthaufen hinreißen ließ, wie es Andrew sicher getan hätte.
    »Es war klar, dass sie joggen geht. Sie hatte es immer mit der Fitness«, sagte der Drogist.
    »Das ist richtig«, pflichtete Kate ihm bei. »Sie war so schlank und elegant. Bei ihr stimmte einfach alles.«
    »Ich meine nicht Yvonne«, sagte der Mann, »ich spreche von Sophie! Zwar sehe ich immer noch mein kleines Mädchen in ihr, aber schlank und elegant war sie nie. Sie wollte immer nur bärenstark werden. Vielleicht wäre ja sogar eine ganz passable Läuferin aus ihr geworden, wenn sie nicht immer mit ihrem Übergewicht zu kämpfen gehabt hätte. Aber das hat sie wertvolle Sekunden gekostet. Hier, schauen Sie sich das an!« Mit diesen Worten nahm der Drogist einige gerahmte Fotografien vom Kaminsims.
    »Ich wollte nicht, dass Yvonne die Kleine mitnimmt, aber mir wurde keine Wahl gelassen. Wann haben Sie sie zuletzt gesehen? Wie geht es ihr?«
    »Es geht ihr recht gut«, antwortete Kate. »Sie kommt mit dem … dem Tod ihrer Mutter ganz gut klar. Leider wussten wir nichts von Ihrer Existenz, sonst hätten wir uns bestimmt schon früher bei Ihnen gemeldet.«
    »Yvonne tat immer so, als sei ich gestorben. Ich glaube, das fiel ihr leichter, als zuzugeben, dass sie mit einem anderen Mann weggelaufen war. Ich glaube, Sophie hat das nie richtig begriffen. Sie hat immer mir die Schuld gegeben und sich auf die Seite ihrer Mutter gestellt.«
    »Die beiden hatten eine äußerst enge Beziehung«, nickte Kate und überlegte, wie sie die nächste Frage formulieren sollte, damit sie nicht zu brutal klang. »Was ist aus dem … diesem Mann geworden?«
    »Ihrem Liebhaber? Sie war völlig vernarrt in ihn. Deshalb ist sie auch nach Oxford gezogen. Sie wollte ganz in seiner Nähe sein. Aber nach fünf Jahren oder so hat er sie verlassen. Sie hat es ihm nie verziehen, und mir hat sie nie verziehen, dass ich mich in eine andere Frau verliebt habe, nachdem sie weg war. Sie war eine sehr schwierige Persönlichkeit. Aber ein solches Ende hat sie wirklich nicht verdient.«
    »So etwas verdient niemand.«
    »Wer war er?«, wollte Kate noch wissen. »Kennen Sie seinen Namen?«
    »Tom Grant.«
    »Ach. Ja, das kommt hin.«
    »Man soll ja nichts Schlechtes über die Toten sagen, aber ich glaube, sie hat ihren ganzen Frust an der armen Sophie ausgelassen. Es hat mir immer in der Seele wehgetan«, sagte Mr. Baight. »Sophie hätte ihre Unabhängigkeit gebraucht. Sie hätte ausziehen und ihr eigenes Leben in die Hand nehmen müssen. Manchmal mache ich mir deshalb Vorwürfe. Vielleicht hätte ich in ihrer Nähe bleiben und dafür sorgen sollen, dass sie sich von ihrer Mutter löst. Aber was kann man bei einer Frau wie Yvonne schon erreichen?«
    Jeder von ihnen verstand den Hintersinn dieses hingeworfenen Satzes. Kate nahm die Fotos. Fast sofort hörte sie auf zu lächeln.
    »Sieh dir das einmal an«, sagte sie zu Liam.
    »Wenn das eure Sophie ist, dann kenne ich sie«, sagte er und zeigte auf das Bild. »Habe ich dir nie von den besessenen Läufern erzählt, die um die Mittagszeit in den University Parks trainieren? Sie haben Stoppuhren, die alle dreißig Sekunden schrillen, und sündhaft teure Laufschuhe. Die hier macht in den so genannten Erholungspausen immer ein paar Dutzend Liegestütze. Sogar, wenn die Wiese nass ist.«
    »Mich wundert nur, dass sie in diesem Fall nicht erheblich fitter und vor allem schneller ist als wir anderen.«
    »Erzählen Sie mir doch bitte noch mehr von Yvonne«, bat Mr. Baight. »Wie ist es ihr in den letzten Jahren ergangen? Ich weiß so wenig über sie. Glauben Sie, dass das alles mein Fehler war? Hätte ich den Kontakt nicht abreißen lassen sollen?«

    »Allmählich verstehe ich, wie es sich abgespielt haben könnte«, sagte Kate auf dem Rückweg nach Oxford zu Liam. Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten. »Allerdings habe ich immer noch Probleme mit dem Timing. Zum Beispiel könnten

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