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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bediente sich noch einmal an dem Fisch.
    »Oh, sei doch nicht so, Myrsa«, sagte Muschelring. »Er ist kein schlechter Kerl. Er hat mich erwischt, als ich mit seiner Börse abhauen wollte, und mir nicht einmal einen Tritt gegeben.« Sie legte eine Scheibe Käse auf ein dickes Stück Brot und biß hinein.
    »Wenn du es sagst, Kleines.« Zu Nisturs Erstaunen zauste die große Frau Muschelring liebevoll die Stoppelhaare. In dem Blick, den sie ihm zuwarf, lag nicht einmal ein Hauch von Liebe.
    »Ich glaube nicht, daß ich dein Volk richtig einordnen kann«, sagte Nistur zu ihr. »Diese Muster, mit denen deine Tunika bestickt ist, ähneln Arbeiten von Bergvölkern, die ich gesehen habe, aber der Schnitt deiner Beinkleider ist der des Eisvolks. In beiden Fällen wärst du jedenfalls weit von zu Hause entfernt.«
    »Wer hat gesagt, daß ich ein Zuhause habe?« sagte sie. Sie drehte sich um und schritt davon, wobei sie einen aufsteigenden Adler präsentierte, der auf den breiten Rücken ihrer Tunika gestickt war.
    »Nicht gerade freundlich, hm?« sagte Nistur, als sie verschwunden war.
    »Mach dir nichts draus. Sie haßt jeden außer Stunbog und manchmal auch mir. Aber selbst ich muß aufpassen, wenn sie schlechte Laune hat.«
    »Barbaren sind für ihre Wildheit berüchtigt«, stellte er fest, »aber sie sind damit selten so freigiebig. Normalerweise reservieren sie die Feindseligkeit für ihre Erbfeinde und zeigen anderen gegenüber nur unterschiedliche Grade von Verachtung.«
    »Ich glaube, sie hat keinen richtigen Stamm«, sagte Muschelring. »Ist irgendwie ganz allein, wie ich.«
    Das kam Nistur merkwürdig vor, denn er wußte, daß Barbaren und alle anderen primitiven Völker sehr stark mit ihren Stämmen, Clans und anderen Familiengruppen verbunden waren. Ausgestoßene vergingen normalerweise vor Gram, und bei langer Trennung von ihrem Volk starben sie. Die meisten Barbaren hielten grausame Wunden und selbst den Tod für unbedeutend, wohingegen Gesetzlosigkeit und Exil furchtbare Strafen waren, an die man besser gar nicht erst dachte. Wenn diese Frau im Exil lebte, überlegte er, war das durchaus eine Erklärung für ihre üble Laune.
    Ein paar Minuten später gesellte sich der Heiler wieder zu ihnen. Der alte Mann goß sich eine Tasse Glühwein ein, dann setzte er sich an den Tisch und nahm eine Brille mit runden Linsen ab.
    »Dein Freund ist im Augenblick außer Gefahr. Er wird sich in einigen Tagen von diesem Anfall erholt haben. Aber sein Leiden ist tödlich und wird ihn innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre umbringen.« Nachdem er diese erschütternde Nachricht überbracht hatte, trank er einigermaßen zufrieden seinen Wein.
    »Welcher Art ist seine Krankheit?« fragte Nistur. »Ich kenne ihn erst seit kurzem, und ich habe einen solchen Anfall noch nie erlebt, weder bei ihm noch bei irgend jemand anderem.«
    »Ich glaube, er ist ein kühner, leichtsinniger Mann, der viel Pech gehabt hat«, sagte der Heiler.
    »Seine Kühnheit kann man aus seinem Beruf folgern«, bestätigte Nistur. »Man trifft nur selten Söldner, die sich lieber zur Ruhe setzen würden. Leichtsinn und Pech sind schwieriger festzustellen, denn sie setzen eine lange Beobachtung des Verhaltens voraus.«
    »Ich weiß, daß er kühn und leichtsinnig ist, weil er einmal gegen einen Schwarzen Drachen gekämpft hat«, sagte Stunbog. »Er hatte Pech, weil er ihn gebissen hat.«
    »Von einem Drachen gebissen?« staunte Nistur. »Ich würde meinen, daß es unter diesen Umständen auf unverschämtes Glück hindeutet, wenn man ein solches Mißgeschick überlebt.«
    Stunbog schüttelte den Kopf. »Nein, trotz ihrer erschreckenden Schnauzen und Zähne sind viele Drachen ungeschickt im Beißen. Sie verlassen sich mehr auf ihren schrecklichen Atem und die zupackenden Klauen. Es war ein halbwüchsiges Exemplar, dessen Gift noch nicht voll ausgereift war, sonst wäre der Mann sofort gestorben. Statt dessen wurde er mit einer wiederkehrenden Lähmung bestraft. Sie ist so weit fortgeschritten, daß ein Anfall seine Glieder vollständig nutzlos macht. Mit der Zeit wird die Lähmung auch sein Herz und seine Lungen befallen, und dann wird er sterben.«
    »Woher weißt du, daß der Drache schwarz war?« fragte Nistur.
    »Diese Eigenschaft des Giftes junger Schwarzer Drachen steht in den Schriften, die ich über diese Kreaturen gelesen habe. Außerdem trägt er seine Haut.«
    »Er könnte den Anzug gestohlen haben«, warf Muschelring ein. Sie hielt einen Fisch in

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