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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bräche.«
    »Das würde uns zusätzliche Zeit verschaffen«, sagte Nistur.
    »Und wir wären ihm möglicherweise etwas schuldig. Es gibt noch etwas zu bedenken.«
    »Wenn es etwas Hoffnungsvolles ist, dann bitte raus damit.«
    »Diese Nomaden«, zeigte Eisenholz auf, »sind Experten für ihre eigene Form der Kriegsführung, die hauptsächlich aus Raubzügen besteht. Sie können sich zu einem großen Angriff wie diesem zusammenfinden, solange sie nicht zu lange warten müssen. Sie sind keine ausgebildeten Soldaten, die wissen, daß wahre Kriegsführung eine ganze Menge Warten beinhaltet. Für Nomaden ist einfach die Aufregung des Krieges wichtig. Ohne die Aufregung wird es ihnen schnell langweilig.«
    »Ihre Patrouillen werden nachlässig und sind dann weniger gründlich.«
    »Richtig. Und dann werden erst kleine Gruppen und dann ganze Stämme aus der Armee ausscheren, um anderswo etwas Aufregenderes zu finden. Wenn es so weit kommt, werden die anderen sich um die Familien Gedanken machen, die sie auf den Ebenen zurückgelassen haben.«
    »Als Beute für ihre Erzfeinde?«
    »Genau. Jeder Tag, den wir uns erkaufen, trägt zu unserer Sicherheit bei und macht unsere Flucht etwas wahrscheinlicher.«
    »Dann«, sagte Nistur, »müssen wir uns wie Detektive verhalten, ob wir wollen oder nicht. Und wir müssen gut sein.«
    Als sie dieses Mal an die Tür von Stunbogs Wrack klopften, ließ die Barbarenfrau sie bereitwillig ein. »Der alte Mann erwartet euch schon«, sagte sie. Durch ihre rauh artikulierten Zischlaute und abrupten Vokale waren ihre Worte schwer zu verstehen, aber ihre Gesten waren leicht zu deuten.
    »Wir hatten gedacht, er würde überrascht sein«, sagte Nistur, der seinen Hut abnahm und einen Hauch von Schnee davon abklopfte.
    »Erfreut, aber nicht überrascht«, sagte der Heiler aus dem hinteren Teil des Schiffes. »Kommt nach oben und wärmt euch auf.«
    Sie stiegen die Treppe zu der großen Kabine hinauf und nahmen Tassen mit Glühwein entgegen. Eisenholz stellte eine große Tasche auf den Tisch.
    »Hier«, sagte der Söldner. »Hier drin sind ein paar gebratene Enten, dazu Obst und frisches Brot – wenig genug, um wenigstens einen Teil eurer Freundlichkeit zurückzuzahlen. Der Rat hat noch nicht daran gedacht, die Nahrungsvorräte der Stadt zu rationieren. Es muß Ewigkeiten her sein, seit sie zum letzten Mal belagert wurden.«
    »Daran kann sich jedenfalls kein Lebender mehr erinnern«, bestätigte Stunbog.
    »Du hast uns erwartet?« fragte Nistur, der einen wohltuenden Schluck von dem warmen Wein nahm.
    »Heute morgen erfuhr ich, daß ihr aus dem Gefängnis entlassen worden seid, und wenig später, daß auch Muschelring wieder draußen war. Das war bestimmt nicht so einfach. Erzählt mir beim Essen davon.«
    Als die Lebensmittel auf dem Tisch ausgebreitet waren und jeder nehmen konnte, was sein Appetit ihm gebot, unterhielten Nistur und Eisenholz ihre Gastgeber mit der Geschichte. Myrsa blickte zweifelnd drein, aber Stunbog lachte die meiste Zeit herzlich.
    »Was unverhohlene Frechheit angeht, so seid ihr zwei jeweils zehn von den Schurken aus meiner Bekanntschaft gewachsen«, sagte er alte Mann, als sie fertig waren. »So eine Geschichte zu erfinden, dazu braucht man schon einiges an Phantasie. Aber sie tatsächlich in die Tat umzusetzen, das ist ein wirklich genialer Handstreich!«
    »Es ist gar nicht so abwegig«, sagte Nistur, »wenn man bedenkt, daß kein Mensch in dieser Stadt eine Ahnung hat, wie ein Kriminalkommissar aussehen, handeln oder sprechen sollte; hier weiß man noch nicht einmal, was so jemand überhaupt tun sollte. Wer will behaupten, daß wir nicht ein perfektes Team abgeben?«
    »Ein gutes Argument«, räumte Stunbog ein. »Ich persönlich habe noch nie so jemanden kennengelernt.«
    »Wie lange könnt ihr sie an der Nase herumführen?« fragte Myrsa, die eine halbe Ente in ihren großen Händen hielt.
    »Nicht nötig«, sagte Nistur. »Wir werden den Mörder finden, wer es auch sei, und wir werden es innerhalb der vorgegebenen Zeit schaffen.« Ihr Schnauben zur Antwort enthielt Skepsis und Verachtung zu gleichen Teilen.
    Als Eisenholz das nächste Mal seine Tasse anhob, zitterte seine Hand ein wenig. Stunbog bemerkte die leise Bewegung augenblicklich. »Du, mein Freund, brauchst Ruhe. Als dein Heiler befehle ich es.«
    Eisenholz wollte zunächst eine schroffe Antwort geben, besann sich dann jedoch eines Besseren. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Wir müssen früh aufstehen,

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