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Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Schimmer
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dürftige 10 bis 20 Schilling pro Abend – und verlangte Schutz, falls einer der Barbesucher allzu aufdringlich wurde. Es widerstrebte ihr einerseits, ihren Körper zu verkaufen, andererseits hatte sie Schulden und brauchte dringend Geld. In ihrer Not bat sie Arthold um eine Stelle als Verkäuferin, was der „Cadbury-König“, der seinen geschäftlichen Zenit längst überschritten hatte, ablehnte. Dafür sollte Adrienne ihn zum Heurigen begleiten – ein Angebot, das sie annahm, obwohl sie die perversen Neigungen des Mannes verabscheute.
    Erst am Nachmittag im Kino kam ihr die Idee zum Mord. Als sie sich zu Hause für den Heurigenbesuch mit Arthold umzog, fiel ihr Blick auf die Faschiermaschine, die jener Frau gehörte, bei der sie in Untermiete wohnte. Nun hatte Adrienne Eckhardt ihre Mordwaffe. Sie wickelte das Küchengerät in Papier, packte es in ein Einkaufsnetz und machte sich damit auf den Weg zu Arthold. Ihm gegenüber gab sie vor, sie habe sich die Maschine gerade von einer Tante ausgeliehen und wolle sie nicht zum Heurigen mitnehmen. Damit hatte sie zugleich einen Vorwand, nach der Straßenbahnfahrt gegen Mitternacht noch einmal das Geschäft zu betreten. Als Arthold ihr dann im Hinterzimmer abermals abartige Sexspiele antrug, entlud sich ihr Ekel und Hass. Sie zog ihm den Fleischwolf über den Hinterkopf und schlug wie wild auf ihn ein. Er lag bereits auf dem Boden, lebte aber noch. Um ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, schnitt sie ihm die Kehle durch. „Er hat mir leid getan“, gibt Adrienne als Rechtfertigung dafür zu Protokoll.
    Nach dem Mord nahm sie einige Lebensmittel, 150 Schilling aus der Registrierkasse und 100 Schilling aus Artholds Manteltasche. Mehr Geld dürfte der Kaufmann wirklich nicht bei sich gehabt haben. Den Brillantring wollte Eckhardt verkaufen. Dazu kam sie nicht mehr, die Polizei war ihr bereits auf den Fersen, und so warf sie den Ring durch ein Kanalgitter. Er wurde nie gefunden. Die blutige Faschiermaschine packte Adrienne nach der Tat wieder ein, wusch sie zu Hause ab und legte sie zurück in den Küchenkasten ihrer Quartiergeberin, ohne dass die Frau etwas bemerkte. Deshalb und weil die Erlaubnis zur späteren Hausdurchsuchung sich auf Adriennes Eigentum beschränkte, blieb das Mordwerkzeug so lange unentdeckt.
    Zwar ist das Hassmotiv durchaus glaubhaft – Arthold hatte auch anderen Frauen dieselben widernatürlichen Avancen gemacht –, aber Eckhardts missliche Finanzlage dürfte wohl ein ebenso starker Antrieb für die Tat gewesen sein. 250 Schilling Beute, eine magere Bilanz. Doch es sind schon Menschen für weniger Geld ums Leben gebracht worden.
    Ein neues Phantom
    Anfang Februar 1953 sitzt Adrienne Eckhardt in Untersuchungshaft und wartet auf ihren Prozess. Als sie bemerkt, dass schwanger ist – von einem verheirateten jungen Arzt übrigens –, widerruft sie ihr Geständnis: Weder ein Mann im Dufflecoat noch sie selbst hätte das Verbrechen verübt, sondern ein Ausländer namens Konstantin Bertini. Sie habe ihn, so Eckhardt, in der Nachtbar „Moulin Rouge“ kennengelernt und ihn um eine Stelle als „Gesellschaftsdame“ gebeten. Daraufhin habe er versprochen, ihr zu helfen. Weil er jedoch Rauschgifthändler sei, habe er ihr eine Beschäftigung als Morphium-Dealerin in Aussicht gestellt. Worauf wiederum sie, Adrienne, Johann Arthold als ihren ersten Kunden angeworben und ihm mehrere Päckchen des Suchtgiftes übergeben habe. Der Gemischtwarenhändler sei jedoch ein säumiger Zahler gewesen, und so sei Bertini an jenem Novemberabend kurz vor Mitternacht zu ihm gekommen, um sein Geld einzutreiben.
    Alles Weitere deckt sich mit Version Nummer zwei – Adrienne als willenlose Adjutantin eines brutalen Killers. Doch weshalb ist dieser Bertini nirgends aufzutreiben? Wieso kennt Adrienne weder seine Adresse noch seine Telefonnummer? Und warum ist ein Drogenhändler ausgerechnet mit einem Fleischwolf bewaffnet?
    Obwohl der Schwenk in Eckhardts Verantwortung ausgesprochen unglaubhaft erscheint, setzt Adriennes Verteidiger, der Staranwalt Dr. Michael Stern, alles daran, den geheimnisvollen Bertini zu finden. Vergeblich, es gibt nicht die geringste Spur von ihm. So beginnt am 23. März 1953 unter gewaltigem Blitzlichtgewitter die Hauptverhandlung, die für drei Tage anberaumt ist. Eine ganze Heerschar von Zeugen marschiert auf, unter anderem eine von Dr. Stern benannte Kaffeehausbesitzerin, die gehört haben will, wie in einer Unterhaltung von Gästen der Name

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