Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
mit Nachdruck. »Sie sind der Kirchenvorsteher.«
»Die Kirche ist wirklich nicht feucht«, mischte Mrs. Locke sich ein. »Nicht mehr seit den letzten großen Reparaturen.«
»Ich spreche mit dem Padre und mit Mrs. Honey«, sagte Major Locke eingeschüchtert. »Ich hoffe, Sie genießen Ihren Urlaub, Miss Mitchell.«
Die beiden marschierten im Gleichschritt davon, und Meredith sah, wie sie ihre Plastiktüte auf dem Rücksitz eines älteren Ford Escort verstauten.
»Du warst aber nicht besonders nett zu ihnen, Eve«, sagte sie sanft. »Er wollte doch nur helfen. Ich an seiner Stelle hätte dir gesagt, du kannst mir den Buckel runterrutschen.«
»Die beiden treiben mich zum Wahnsinn«, entgegnete Eve aus tiefstem Herzen. »Sind ständig auf eine Einladung ins Pfarrhaus aus, aber sie kommen mir nicht über die Schwelle. Schnüffeln dauernd in den Angelegenheiten anderer Leute herum, wollen alles wissen – ein absolut unerträgliches Paar. Hier in der Nähe ist eine kleine Weinhandlung, ich möchte einen anständigen Rotwein kaufen, eine halbe Kiste. Der Mann dort ist wirklich reizend und trägt sie mir immer zum Wagen.«
»Das kommt nur von deinem hinreißenden Augenaufschlag. Mir würde er nur sagen, ich soll meinen Kram selber rausschleppen.«
»Geschieht dir ganz recht, warum bist du auch so unabhängig«, erwiderte Eve.
Als es soweit war, mußte Meredith zugeben, daß Eve ihren hinreißenden Augenaufschlag gar nicht einzusetzen brauchte. Der Mann war offensichtlich überwältigt, daß jemand in seinen Laden kam, den er im Fernsehen gesehen hatte, und schwirrte dienstbeflissen um Eve herum, was Meredith entsetzlich peinlich war; Eve jedoch nahm es gelassen hin.
»Nur gut, daß du keine ganze Kiste gekauft hast«, sagte Meredith, als sie den Wein im Kofferraum verstaut hatten. »Dann hätte er wahrscheinlich den roten Teppich für dich ausgerollt.«
Sie machten sich zu Fuß auf den Weg durch den Ort. »Du hast noch kein Wort über Jon Lazenby verloren«, sagte Eve unvermittelt. »Ist das ein schlechtes Zeichen? Sag es ganz offen.«
»Es gibt nicht viel, was ich sagen könnte, Evie. Tut mir leid. Er gehört zu der Sorte junger Männer, die mich nervös macht. Er scheint sehr helle zu sein. Ich bin sicher, er wird Erfolg haben bei dem Verkauf von Rentenversicherungen – oder was auch immer er tut.«
»Sei nicht schwierig, Merry. Er ›verkauft‹ keine Rentenversicherungen … Er ist Investmentberater. Sara hat ihn sehr gern.«
»Nein.« Meredith blieb mitten auf dem Gehsteig stehen. »Sie ist nicht in ihn verliebt, wenn du das meinst. Es ist nur eine fixe Idee von ihr. Und wenn du dir die Mühe machen würdest, dem Mädchen mal zuzuhören, würdest du das schnell merken. Sie heiratet ihn aus allen nur erdenklichen falschen Gründen.« Als Eve sie nur mäßig überrascht anschaute, seufzte Meredith tief auf und fügte hinzu: »Gehen wir zum Lunch, Evie.«
Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Dann fragte Meredith: »Du willst mit Elliott in die Staaten zurück, nicht wahr?«
»Auf keinen Fall will ich allein im Pfarrhaus bleiben, wenn Sara erst einmal verheiratet ist. Warum in aller Welt sollte ich?« Eve zögerte. »Ich weiß, nach allem, was ich dir über meine Sorgen um Sara erzählt habe, klingt es vielleicht wie ein Widerspruch, daß ich jetzt so weit weggehen will. Glaub mir, vor drei Jahren hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht. Aber diesmal lasse ich sie bei Jonathan. Und sie ist verrückt nach ihm, Merry. Du irrst dich. Oh, ich weiß, daß er an einer Überdosis seines Ego leidet.« Eve machte eine weit ausladende Handbewegung und stieß dabei an einem Kiosk fast die obersten Zeitungen von einem Stapel. »Aber er ist vertrauenswürdig. Lucia sehnt sich auch danach, in die Staaten zurückzugehen. Sie kocht seit Jahren für mich und ist nur aus Loyalität mit in die Pfarrei gezogen. Ein Verwandter von ihr hat in Pasadena eine Pizzeria und möchte, daß sie die Kasse übernimmt.« Eve zeigte auf ein Restaurant. »Dort drüben können wir etwas essen.«
»Willst du wirklich meine Meinung hören?« sagte Meredith, die wußte, daß sie besser den Mund halten sollte, jedoch nicht dazu imstande war. Sie betrat hinter Eve das Restaurant und richtete ihre Worte an den Hinterkopf ihrer Cousine. »Ich denke, Lazenby prahlt gern damit, daß er die Tochter eines Stars heiratet. Er ist total ichbezogen. Sara wird sich in jeder Beziehung seinen Wünschen fügen müssen. Das ist dir doch klar,
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