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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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und berührte seine Schläfe. Sie fühlte keinen Puls unter den Fingerspitzen, rappelte sich mühsam auf und schluckte Ekel und Übelkeit hinunter, die ihr würgend in die Kehle stiegen. Ihr Hirn begann wieder zu funktionieren. Ein Arzt … Verflucht! In diesem verdammten Dorf gab es keine Arztpraxis, sie würde einen Krankenwagen aus Bamford kommen lassen müssen. Nein, halt, da war doch Peter Russell. Vielleicht war er noch nicht in seine Praxis in der Stadt gefahren.
    Sie stürmte aus dem Atelier, rannte den Weg entlang und durch die offene Hintertür ins Cottage, hastete von Zimmer zu Zimmer. In allen herrschte eine fürchterliche Unordnung. Schubladen waren herausgezogen, der Inhalt auf den Boden gekippt, Bücher aus den Regalen gezerrt. Doch sie nahm kaum davon Notiz, suchte ein Telefon. Verflucht! Er hatte kein Telefon! Sie rannte den Weg zurück, den sie gekommen war, und stolperte keuchend ins Pfarrhaus.
    »Was ist denn passiert, Miss?« rief Mrs. Yewell, erschrocken über Merediths Gesichtsausdruck.
»Die Privatnummer von Dr. Russell …« Meredith suchte im Telefonbuch.
»Sie steht bestimmt auf dem Block neben dem Apparat, Miss, weil er doch ein Freund von Miss Owens ist. Was ist passiert, Miss?«
Meredith griff nach dem Hörer und machte Mrs. Yewell ein Zeichen, sie solle warten. »Hallo?« Gott sei Dank, er war da. »Peter? Hier spricht Meredith Mitchell …«
»Was gibts?« fragte er schroff.
»Das kann ich jetzt nicht erklären … Ich weiß, Sie müssen wahrscheinlich in Ihre Praxis, aber es ist ein Notfall. Können Sie sofort in Philip Lorrimers Atelier kommen? Ich erwarte Sie dort.« Sie knallte den Hörer auf die Gabel und drehte sich zu der gaffenden Mrs. Yewell um. »Mr. Lorrimer ist erkrankt, Mrs. Yewell. Sagen Sie bitte nichts zu Miss Owens oder Sara, falls eine von ihnen herunterkommt. Ich muß zurück.«
Sie traf gerade wieder beim Atelier ein, als Peter Russells Wagen vor dem Cottage hielt. Meredith ging ihm rasch entgegen, um ihn aufzuhalten.
»Was, zum Teufel –« begann er.
»Ich denke, er ist tot«, sagte Meredith tonlos. Sie trat zur Seite und zeigte auf das Atelier. »Er liegt da drin.«
Ohne ein Wort ging Russell an ihr vorbei und betrat das Atelier. Meredith wartete ein paar Minuten, bis er, grau im Gesicht, herauskam. »Haben Sie die Polizei verständigt?« fragte er knapp.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es gäbe vielleicht den Hauch einer Chance, wenn Sie schnell genug hier wären. Daher habe ich mich nur darum gekümmert, Sie zu erreichen.«
Auch er schüttelte den Kopf. »Nein, nichts mehr zu machen. Obwohl er, meiner Meinung nach, nicht länger als eine Stunde tot ist. Hören Sie, ich rufe jetzt die Polizei an. Sie bleiben hier. Fassen Sie nichts an – überhaupt nichts, haben Sie verstanden?«
Meredith nickte. »Sie müssen vom Pfarrhaus telefonieren. Die Gartentür ist offen – hier durch …« Sie zeigte auf die Lücke in der Hecke, durch die man in die Love Lane kam.
»Das ist nicht nötig, ich habe ein Autotelefon.« Er eilte davon, und sie zwang sich, ins Atelier zurückzukehren. Es war jetzt sehr still hier, mit dem Toten. Meredith blickte auf die reglose Gestalt und war erschüttert. Ein junger Mann in der Blüte seines Lebens. Jetzt nur ein lebloser Leichnam, grotesk, mitleiderregend – die Hand in stummem Flehen ausgestreckt, im verzweifelten, sinnlosen Versuch, die Tür zu erreichen und Hilfe herbeizuholen.
Meredith sah sich um und nahm ihre Umgebung erst jetzt richtig wahr.
Eve war ungerecht gewesen, als sie sich über Philips Töpferarbeiten lustig gemacht hatte. Es waren durchaus nicht nur billige Souvenirs. Es gab ein paar elegante Krüge mit einem ungewöhnlichen, aber sehr hübschen Muster. Meredith fröstelte und kreuzte die Arme fest über der Brust.
Im selben Moment fiel ein Schatten durch die offene Tür. Sie blickte auf und sah den alten Bert hereinstarren.
»Bleiben Sie draußen!« fuhr sie ihn an und stellte sich zwischen ihn und den Toten.
»Was ’n los mit ihm?« fragte er und versuchte an ihr vorbeizuspähen. »Hab’ draußen das Auto vom Doktor gesehn.«
»Er – er ist ohnmächtig geworden«, sagte Meredith in energischem Ton, aber dann wurde ihr klar, daß er zumindest die flehend ausgestreckte Hand sehen mußte. »Bitte gehen Sie, Bert. Dr. Russell wird gleich wieder da sein.«
Bert warf ihr einen Blick voll unbeschreiblicher Bosheit zu. »Hat ins Gras gebissen, wie?«
Sie holte tief Atem. »Schon möglich.«
»Also ich werd’

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