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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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nich’ um ihn trauern«, sagte Bert. »Nein, ich werd’ nich’ um ihn trauern, un’ ich weiß ein paar andere, die werden eher auf sei’m Grab tanzen.«
»Sie sind wirklich ein ganz abscheulicher alter Mann, und ich möchte, daß Sie jetzt gehen.« Angewidert wandte Meredith sich von ihm ab.
Peter Russell kam völlig außer Atem zurück. »Die Polizei ist unterwegs. Ich habe in meiner Praxis angerufen und gesagt, ich würde weiß Gott wann kommen und jemand müsse mich vertreten. Wir müssen beide bleiben, bis die Polizei hier ist. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« Er senkte den Kopf, schob das Kinn vor und sah sie finster an.
»Ja. Bin nur ein bißchen zittrig. Bert war gerade hier.«
»Verdammt!« stieß Russell ärgerlich hervor. »Dann weiß es in einer halben Stunde das ganze Dorf. Sie sollten sich hinsetzen, aber verändern Sie nichts.«
»Ich geh an die Luft.«
Sie trat hinaus, schob die Hände tief in die Taschen des Anoraks und sah sich argwöhnisch um. Bert war nirgends zu sehen. Sie hielt Ausschau nach dem Kater, aber auch er war verschwunden. Russell kam aus dem Atelier und gesellte sich zu ihr.
»Woran ist er Ihrer Meinung nach gestorben?« fragte sie. »War’s ein Herzanfall?«
Er zog die Schultern hoch. »Nicht mein Job, das festzustellen. Er muß obduziert werden.« Er machte ein finsteres Gesicht, und sie fand, daß er geradezu jämmerlich aussah. »Die Sache gefällt mir nicht.«
»Wie meinen Sie das?« fragte sie hastig.
»Ganz unter uns, es sieht nach einer Vergiftung aus. Verflucht noch mal!« rief er plötzlich. »Warum nur mußte er ausgerechnet hierher kommen? Was haben sie alle hier zu suchen?«
Sie sah ihn neugierig an, und er drehte sich wieder zu dem Leichnam um und ging, die Hände ineinander verschlungen und mit zorniger Miene, neben ihm in die Hocke. Sie stellte fest, daß er sorgsam darauf achtete, den leblosen Körper nicht zu berühren. An seiner Haltung war etwas, das sie plötzlich auf eine gespenstische Weise an Elliott erinnerte, als er sich über die Flickenpuppe gebeugt hatte. Eine erhöhte Aufmerksamkeit, bei Russell wohl beruflich bedingt, und Ekel. Ärzte gewöhnen sich mit der Zeit an makabre Anblicke. Russells Ekel rührte, davon war sie fest überzeugt, von etwas anderem her als vom Anblick eines abstoßenden Leichnams. Laut sagte sie: »Ich gehe in die Pfarrei hinauf und sage dort Bescheid.«
Russell sah zu ihr auf. »Seien Sie vorsichtig, wenn Sie es der kleinen Sara beibringen. Sie hat den Jungen flüchtig gekannt, und er gehört zu ihrer Altersgruppe. Sie hat nichts mit der Sache zu tun, aber es wird trotzdem ein Schock für sie sein.«
    Als Meredith ins Pfarrhaus kam, traf sie Eve in der Eingangshalle. Sie war nicht geschminkt, hatte lediglich Lippenstift aufgetragen, und Meredith war im ersten Moment bestürzt, wie faltig Eves Haut ohne die übliche Maske aussah. Doch in Sporthosen und Baumwollhemd, ein Seidentuch lässig um den Kopf geschlungen, war sie noch immer attraktiv, obwohl Meredith sie noch nie so ungepflegt gesehen hatte. Doch sogar jetzt wäre »reizende Nonchalance« der treffendere Ausdruck gewesen.
    »Was, um alles in der Welt, ist eigentlich los?« wollte sie wissen. »Ich habe nichts von dem kapiert, was Mrs. Yewell sagte, zum Teil natürlich auch deshalb nicht, weil sie es mir durch die geschlossene Badezimmertür zugeschrieen hat, als ich gerade unter die Dusche wollte … Zuerst habe ich gedacht, daß du krank bist. Warum wolltest du Peters Telefonnummer? Was ist mit Lorrimer?«
    So kurz wie möglich berichtete ihr Meredith, was passiert war.
»Tot? Dieser Junge?« Eve starrte sie, die scharlachroten Lippen halb geöffnet, dümmlich an. »Hatte er einen Unfall?«
»Keine Ahnung. Russell hat jedenfalls erst einmal die Polizei verständigt.«
»Die Polizei?«
»Kipp jetzt nicht aus den Latschen, Eve, das ist bei plötzlichen ungeklärten Todesfällen reine Routine.«
»Alkohol«, sagte Eve unvermittelt. »Wahrscheinlich hat er getrunken.«
»Sei still, Eve, und fang nicht an zu spekulieren. Sag es lieber Sara und Elliott. Oh, und Mrs. Yewell und Lucia.« Meredith machte eine Pause. »Ich nehme an, jemand von der Polizei wird vorbeikommen, um mit uns zu sprechen, weil ich Lorrimer gefunden habe.«
»Hoffentlich ist es Alan Markby«, sagte Eve. »Er ist ein Freund und wird dafür sorgen, daß man uns nicht allzusehr mit der Sache belästigt. Ach, du meine Güte, wird sich die Presse einmischen? Vielleicht kommt Alan auch gar nicht, weil er doch

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