Mord ist der Liebe Tod
„Wenn er auf einen bestimmten Typ steht, müsste das hinhauen, denn das Foto trifft Wilmas Typ ganz gut und wenn er einfach eine gutaussehende Frau sucht… Du siehst doch klasse aus auf dem Foto. Sonst natürlich auch“, beeilte er sich hinzuzufügen.
Jenny lächelte ihn an. „Danke, du Charmeur. Ich bin da nicht so optimistisc h wie du, aber probieren wir‘s.“ Sie sendete das Foto.
Diesmal verging noch weniger Zeit, bis die Antwort kam. Jenny blickte verdutzt auf den Monitor. „Das hat tatsächlich funktioniert. Er will mich gleich heute Abend sehen. Das wäre der einzige Tag, an dem er etwas Zeit erübrigen könnte. Ein bisschen mehr Vorbereitungszeit wär mir lieber gewesen, aber andererseits, je schneller desto besser für unseren Fall.“
Sascha blickte neugierig auf. „Hat er schon einen Ort vorgeschlagen?“
„ Vorgeschlagen ist gut. Bestimmt hat er ihn. So ein Macho. Aber immerhin ist es diesmal ein teures Restaurant. Wieder der Frankfurter Hof. Ich hoffe ja nur, dass er mich nicht auch selbst zahlen lässt. Das liegt nämlich weit über meinem Budget.“
„ Jenny, da musst du dich aber extrem schick machen. Hast du so feine Klamotten?“
„ Ja, schon . Aber dafür muss ich nochmal kurz nach Hause. Am besten gleich, denn ich muss ja auch noch in die Technik. Meine Güte, das wirft den ganzen Tagesplan über den Haufen.“
„ Zum Glück müssen wir uns nicht vorher die Örtlichkeiten anschauen “, meinte Logo. „Ich hatte da schon mal einen Einsatz. Man kann sich alle Räume online ansehen, inklusive Sitzplan. Sascha, wir müssen uns auch in Schale werfen, sonst fallen wir auf. Hast du einen Anzug?“
Sascha verzog missmutig das Gesicht. „J a, meine Freundin, also meine Ex-Freundin hat mich mal in die Stadt geschleppt, um einen zu kaufen. Den hab ich noch nie angehabt. Aber er müsste noch passen.“
S ie verabredeten die Strategie. Sascha und Logo würden nach Hause fahren und sich umziehen, Jenny würde in die Stadt fahren und im Parkhaus Kaiserplatz parken. Vor dem Parkhaus würden sie sich treffen, ohne zu erkennen zu geben, dass sie sich kannten. Logo und Sascha würden Jenny unauffällig folgen und kurz nach ihr im Restaurant eintreffen.
Während sie den Abend planten, klingelte das Telefon. Logo meldete sich und schoss in die Höhe. „Was? Wir sind gleich da!“ Dann wandte er sich an Jenny. „Der Konrad ist tot!“
„ Selbstmord?“
„ Mord, es sei denn, er hätte sich selbst ein Messer ins Auge gerammt. Sie haben ihn in der Stadtbücherei im Nord-West-Zentrum gefunden.“
„ Dann los“, seufzte Jenny und nahm ihre Tasche. „Sascha, du hältst hier die Stellung.“
Fünfzehn Minuten später verließen sie die Tiefgarage im Zentrum und bahnten sich den Weg zur Bücherei durch eine gaffende Menschenmenge.
„ Endlich mal was los hier am späten Vormittag“, meinte Jenny trocken. „Da macht einkaufen gleich doppelt Spaß.“
Sie bückten sich unter der Absperrung durch und betraten die Bücherei, wo sie von einem der diensthabenden Beamten empfangen wurden.
„ Hier durch“, winkte er sie in einen abgelegenen Teil, in dem die Regale mit Reiseführern und Naturbüchern standen.
Die Leiche des Bankdirektors lag auf dem Rücken. Ein Messergriff ragte aus seiner rechten Augenhöhle, das andere Auge war weit aufgerissen. Blut war ihm über Gesicht, Kragen und Hemdbrust geflossen. Im Fallen hatte er sich wohl an einem Regal festgehalten. Mehrere Reiseführer waren herabgestürzt und lagen auf und neben ihm. Die Spurensicherung war bereits zugange und ein Fotograf nahm den Toten aus unterschiedlichen Perspektiven auf.
„ Gegen Mittag ist es hier sehr ruhig“, meinte der Beamte, der sie hergeführt hatte. „Nur die Bibliothekarin war anwesend und die hat in einem anderen Teil der Bücherei Regale eingeräumt. Sie hat nur das Opfer hereinkommen sehen und zwei Schulkinder, die kurz darauf wieder gegangen sind. Es hätten aber jederzeit Leute kommen und gehen können, ohne von ihr gesehen zu werden. Möchten Sie mit ihr sprechen?“
„ Später . Wann kommt der Prof?“
„ Müsste jeden Moment hier sein.“
„ Viel wird er uns jetzt nicht sagen können“, meinte Logo. „Den Todeszeitpunkt wissen wir ja, die Ursache scheint auch offensichtlich zu sein. Gehen wir lieber in die Bank?“
Jenny nickte. In der Bank fragten sie zunächst nach Frau Kümmel.
Die junge Angestellte am Schalter verzog das Gesicht.
„ Frau Kümmel hat einen Nervenzusammenbruch“,
Weitere Kostenlose Bücher