Mord ist der Liebe Tod
meinte sie mit wenig Mitleid in der Stimme. „Als sie das mit Herrn Konrad erfahren hat, fing sie an zu schreien und zu weinen und hat nicht mehr aufgehört. Da haben wir einen Krankenwagen gerufen und die haben sie mitgenommen. Ins Markuskrankenhaus.“
„ Wann ist Herr Konrad denn weg? Und war er alleine?“
„ So gegen halb zwölf. Wie immer, man konnte die Uhr nach ihm stellen. Er machte immer alleine Pause.“
„ Wissen Sie, wo er die Mittagspause normalerweise verbracht hat?“
„ Ja, er hatte feste Gewohnheiten. Zuerst ging er immer in die Bücherei, außer an Tagen, wenn sie geschlossen hat. Oft lieh er Bücher aus oder brachte welche weg. Dann aß er etwas im Fischgeschäft oder beim Italiener. Punkt halb eins war er wieder hier.“
„ Danke, das wars.“ Jenny blickte Logo an. „Lass uns schauen, ob der Prof da ist und dann zurück fahren. Die Kollegen vor Ort sollen herumfragen, ob jemand etwas gesehen hat.“
Der Prof war eingetroffen und beugte sich über die Leiche. Jennys Gruß beantwortete er mit einem abwesenden Nicken. Jenny und Logo sahen ihm ein paar Minuten zu. Dann richtete er sich auf und schien sie erst jetzt richtig wahrzunehmen.
„ Endlich mal ein Mord zu einer angenehmen Uhrzeit. Frag mich nur, warum Sie mich her zerren. Sieht man doch, woran er gestorben ist. Und tot kann er ja auch noch nicht lange sein. Aber Sie verschwenden meine Zeit ja grundsätzlich gerne. Tag zusammen.“ Er wollte sich abwenden und gehen.
„ Moment“, rief Jenny hinter ihm her. „Wann ist denn die Obduktion?“
„ Morgen früh, hab den ganzen Laden voll. Und wegen Ihnen komm ich ja zu nichts. Kommt Ihr junger Kollege? Endlich mal jemand, der sich für meine Arbeit interessiert.“
„ Herr Meister? Mal sehen, ob wir ihn entbehren können.“
Der Prof schnaubte und marschierte taschenschwenkend hinaus.
„ Komm wir fahren zurück. Die Kümmel müssen wir unbedingt befragen, sobald sie vernehmungsfähig ist. Ruf doch mal im Krankenhaus an.“
Während sie zurück in die Tie fgarage fuhren, telefonierte Logo mit dem Markuskrankenhaus, erfuhr jedoch, dass Frau Kümmel unter starken Medikamenten stünde und vor dem nächsten Tag nicht befragt werden könne.
„ Scheint den Konrad ja wirklich gemocht zu haben.“ Jenny gab nur ein unbestimmtes Hm von sich.
Im Büro informierten sie Sascha, dann blickte Jenny auf die Uhr. „Mensc h, so spät schon. Ich muss los.“
Sie schnappte sich ihre Tasche, um nach Hause zu fahren, stieß jedoch in der Tür fast mit einem jungen Mitarbeiter von der Poststelle zusammen. Ein Stapel Umschläge unterschiedlicher Größe fiel auf den Boden. Schockiert starrte Jenny auf einen weißen Umschlag, der zuoberst lag und in Druckbuchstaben an sie persönlich adressiert war. Langsam und wie in Trance bückte sie sich und ignorierte die Entschuldigung des jungen Kollegen, der die restlichen Briefe aufhob, in den Postkasten legte und verlegen den Raum verließ.
Sie fasste den Umschlag vorsichtig an einer Ecke , hob ihn auf und trug ihn zurück an ihren Schreibtisch. Logo, dem ihr merkwürdiges Verhalten aufgefallen war, kam herüber und blickte sie fragend an.
„ Organisier mir bitte ein paar Handschuhe und einen Spusi-Beutel.“
Kommentarlos verschwand er und kam nach wenigen Minuten mit dem gewünschten zurück. Jenny zog sich die Handschuhe an und schlitzte den Umschlag unter den wachsamen Augen ihrer Kollegen vorsichtig auf. Langsam zog sie das weiße Blatt heraus und faltete es auf. Die gleiche Schrift wie beim letzten Mal. Nur die Worte waren anders:
Ich bin in der Nähe
Ihr lief es eiskalt über den Rücken. Sie glaubte nicht mehr an einen bösen Scherz eines Kollegen. Da müsste jemand schon über ein gehöriges Maß an krimineller Energie verfügen, um zweimal hintereinander einen solchen Brief zu verschicken. Sie schaute sich den Umschlag genauer an. Das Schreiben war ganz normal frankiert. Der Poststempel wies die Postleitzahl vom Frankfurter Innenstadt-Postamt auf. Sie griff nach dem Telefonhörer und wählte die Durchwahl des Staatsanwaltes. Als er sich meldete, beschrieb sie ihm den Brief.
Wie erwartet, war er extrem besorgt.
„ Ich rufe sofort in der Justizvollzugsanstalt an. Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, dass Gascon mit der Außenwelt kommuniziert, kriege ich das raus! Ich spreche mit dem Richter und lasse ihn ab sofort komplett isolieren. Und wehe, wenn einer der Angestellten krumme Sachen macht. Mit Gascons Anwalt werde ich mich auch
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