Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
Explosion, die Sie selbst überlebt haben, in Stücke gerissen wurde? Dabei fiel mir etwas ein. Ich langte in meine Schreibtischschublade.
»Erkennen Sie ihn wieder?« Ich stellte einen blauen ledernen Damenschuh auf den Tisch. Ich hatte ihn gesäubert und geputzt. Ein schönes Exemplar. Sie legte den Kopf auf die Seite.
»Haben Sie auch den anderen entdeckt? Es war ein teures Paar.« Sie nahm noch einen Schluck, einen größeren diesmal. Drang denn gar nichts durch ihren menschlichen Eispanzer?
»Tut mir leid. Ich dachte, ich sollte nach einem Vermissten suchen, nicht nach zwei.«
Sie blinzelte irritiert. »Sehr witzig, McRae.«
Das fand ich auch. »Wollen Sie meinen Bericht hören?«
Sie nickte, aber es war mehr ein Schulterzucken, eine unentschlossene Geste der Höflichkeit. Doch ich wollte das Ganze nicht so schnell abhaken. Ich wollte ihr den Eindruck vermitteln, dass ich mir meinen Vorschuss redlich verdient hatte. Ich erzählte ihr von meiner Krankenhaustour und dem Fiasko im Somerset House. Schließlich schilderte ich, wie einfach letztlich alles gewesen war, nachdem seine Frau meine Nachricht im Club erhalten hatte.
»Wie ist sie?« Es interessierte vermutlich vor allem, wie sie aussah. So waren Frauen nun einmal. Immer die Konkurrenz im Blick.
»Ruhig, aber innerlich stark. Nahm es überraschend gefasst.« Ich behielt es für mich, dass keiner der beiden Frauen sein Tod sonderlich nahezugehen schien. Aber mich selbst stürzte Tony Caldwells Ableben ja auch nicht gerade in tiefe Trauer.
»Hat Sie Ihnen erzählt, wie ... besser gesagt ... wo er starb?«
»Sie weiß von Ihnen, wenn es das ist, was Sie meinen. Vielleicht nicht gerade, wer Sie sind.«
»Aber was ich bin, hm, Mr. McRae?« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Nun, das war’s dann wohl.« Sie zog ihre Handschuhe an. »Sie waren sehr effektiv und gründlich. Ich denke, wir können uns nun alle wieder anderen Angelegenheiten zuwenden, nicht wahr?«
Sie stand auf und strich den Rock über ihren schlanken Beinen glatt. Auch ich erhob mich.
»Er wurde verbrannt, sagt seine Frau. Es gibt keinen Grabstein oder so etwas.«
Sie blinzelte, als wäre sie überrascht. Warum hatte sie nicht danach gefragt? Es wäre normal gewesen, ihm noch die letzte Ehre erweisen zu wollen, oder? Schließlich war etwas zwischen ihnen gewesen.
»Richtig. Danke. Damit ist der Fall endgültig abgeschlossen, nicht wahr?« Anscheinend deutete sie meinen abwartenden Gesichtsausdruck falsch. »Schulde ich Ihnen noch Geld?«
»Nein. Ganz im Gegenteil. Ich habe keine ganze Woche gebraucht. Ich schulde Ihnen ...«
Sie tat es mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Goodbye, Mr. McRae. Viel Glück für Ihre weiteren Geschäfte. Waidmannsheil, oder wie auch immer man in Ihrer Branche zu sagen pflegt.«
Wir schüttelten uns die Hände und ich sah ihr nach, als sie die Treppe hinunter verschwand, lauschte dem musikalischen Klacken ihrer Stöckelschuhe. Ich setzte mich wieder, legte die Füße auf den Tisch und zog ihr Glas zu mir heran. Sie hatte es kaum angerührt. Am Rand war Lippenstift. Ich legte meine Lippen auf den Abdruck und genoss den Rest des Drinks, konnte sie förmlich durch den Scotch hindurch schmecken.
Ich füllte mein eigenes Glas nach und fragte mich beim Trinken, warum sie mich anlog. Das Ganze roch falsch. Ihr Verhalten passte nicht zu ihrer Geschichte. Nicht die Spur von Trauer. Es gab Leute, die sich nichts anmerken ließen, und Leute, denen es schlichtweg egal war. Vielleicht hatte ich ihr nur bestätigt, was sie längst wusste. Aber die übliche menschliche Reaktion wäre gewesen, schwarze Kleider und einen Schleier anzuziehen, das Grab des Verstorbenen zu besuchen, einen Kranz niederzulegen, ein paar letzte Tränen zu vergießen und alles hinter sich zu bringen. Frauen ließen sich nur selten eine Gelegenheit zur Schauspielerei entgehen. Selbst wenn sie logen, lieferten sie normalerweise eine bessere Show ab als Kate Graveney. Die Augen abtupfen, den Blick senken, eine oder zwei Fragen nach dem Begräbnis – das hätte mir schon gereicht.
Und es passte für meinen Geschmack alles ein bisschen zu gut zusammen. Der Mann, mit dem ich von allen Menschen auf der Welt am dringendsten über meine fehlenden Erinnerungen reden wollte, wird von einem detonierenden Blindgänger getötet. Seine Geliebte wendet sich nicht an eine der großen Detekteien, sondern bittet mich , der Sache nachzugehen. Keine Leiche, nicht einmal ein Grabstein. Sehr
Weitere Kostenlose Bücher