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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Nähe dieser Lichtung, bevor sich die Jagdgesellschaft gemeinsam auf die Suche gemacht hat«, fasste sie zusammen.
    »Aha«, brummte Westermann. Der war noch beleidigt.
    Sie konnte keine Rücksicht darauf nehmen. »Zunächst wollte sowieso keiner etwas sagen, nur in Anwesenheit seines Anwalts. Erst als ich erklärt habe, dies sei eine Zeugenbefragung und keinesfalls ein Verhör, bekam ich wenigstens diese Aussagen.«
    »Was haben Sie erwartet? Dass einer von denen ruft: ›Kuckuck, ich bin der Mörder?‹ Sie enttäuschen mich, Chefin.«
    »Jetzt ist mal gut. Können wir uns wieder auf den Fall konzentrieren?«
    Westermann gähnte herzhaft. »Fällt mir ein bisschen schwer. Ich bin todmüde, und Ihre Verdächtigung eben hat mir den Rest gegeben.«
    »Westermann, es tut mir leid!«, rief sie so laut, dass er zusammenzuckte. »Reicht das?«
    »Klar, Chefin.« Er grinste. »Kaputt bin ich trotzdem. Sie nicht?«
    »Doch«, gestand Hanna. »Ich könnte hier im Sitzen einschlafen. Aber wir müssen noch Fallersleben und seine Familie befragen.«
    »Vergessen Sie’s. Die sind längst alle drei zu Bett gegangen.«
    Hanna funkelte ihn an. »Was? Und das haben Sie zugelassen?«
    Westermann hob die Schultern. »Gräfin Iris fühlt sich nicht wohl. Wahrscheinlich eine Grippe. Der junge Graf Florian hat an den Schnapsgläsern genascht und ist schon im Sessel eingepennt. Graf Richard hat erklärt, er sei ein alter Mann und müsse sich von den Schrecken des Tages erholen. Was hätte ich machen sollen? Die drei mit Gewalt zurückhalten?«
    Hanna schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist es besser so. Ich kann kaum noch klar denken. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Sie rieb sich die Stirn. »War es falsch, Westermann?«
    »Ihren Lieblingskollegen zu verdächtigen? Aber hallo!«
    »Das meine ich nicht.«
    »Okay. Wovon reden Sie, Chefin?« Er beugte sich wieder vor, und einen klitzekleinen Moment lang überlegte sie, wie es sich wohl anfühlen mochte, ihren Kopf an diese breite Schulter zu lehnen.
    Mist! Herz ausgeschaltet, schon vergessen?
    »War es ein Fehler, alle Leute noch heute Nacht zu befragen?«
    Seine hellen Augen musterten sie gründlich, und auf einmal schien er um einiges erwachsener zu sein als sie selbst. »Ich glaube, Sie sind zu übereifrig vorgegangen. Sie haben sich vom Grafen provozieren lassen und den Machtkampf gewinnen wollen. Und was hat’s gebracht? Die eine Gruppe war sternhagelvoll, die andere maulfaul.«
    »Stimmt. Und ich bin so abgespannt, dass ich mich frage, ob ich nicht doch vielleicht irgendwas Wichtiges überhört oder übersehen habe.«
    Der Zweifel nagte an ihr.
    »›Einsicht ist der erste Weg zur Besserung‹, sagt mein alter Herr immer.« Er lehnte sich zurück. »Aber da ist noch etwas.«
    Hanna schaute zu Boden. Sie ahnte, was kommen würde.
    »Meiner Meinung nach«, sagte Westermann langsam, »haben Sie es auf den Grafen abgesehen. Deswegen wollten Sie die Jagdgäste auch so schnell wie möglich abhaken.«
    Verdammt!
    »Sie werfen mir Voreingenommenheit vor?«
    »Wenn Sie’s so hochgestochen ausdrücken wollen, Chefin, dann ja. Man könnte auch einfach sagen, Sie haben den Grafen auf dem Kieker.«
    »Sie müssen zugeben, er hat sich äußerst verdächtig verhalten.«
    »Stimmt schon. Aber …«
    »Aber das macht ihn noch lange nicht zum Mörder«, ergänzte Hanna. »Die Lektion habe ich wohl gebraucht.«
    Sie stand auf und streckte sich. »Morgen fangen wir von vorn an. Sämtliche Teilnehmer an der Jagd werden noch einmal gehört.«
    Westermann erhob sich ebenfalls und überragte sie um mindestens einen halben Meter. »Super. Das gibt eine schöne Dienstreise nach Hamburg. Oder sogar ein paar mehr.«
    »Abwarten.«
    Er schaute sie eindringlich an. »Weil Sie gar nicht daran denken, mich kleinen Dorfbullen in die große weite Welt mitzunehmen?«
    »Quatsch.«
    »Oder weil es eben doch der Graf gewesen sein könnte?«
    »Er hat sich auf jeden Fall sehr verdächtig aufgeführt. Das müssen Sie zugeben, Westermann.«
    Ihr Kollege nickte. »Wie der unbedingt einen Jagdunfall draus machen wollte, das war schon auffällig.«
    »Eben.«
    Einen Moment lang standen sie einander still gegenüber. Hanna spürte, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte. Weil sie bereit war, einen Fehler einzugestehen, war sie in Westermanns Achtung gestiegen. Und auch sie selbst sah in ihm jetzt mehr als den frechen Untergebenen. Hinter seinem respektlosen Gehabe steckte ein fähiger Polizist.
    Auf einmal grinste

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