Mord nach Drehbuch
hat ihr die Rolle besorgt. Jetzt zeigt sie sich dafür erkenntlich.«
Derek stand hinter ihm und führte gerade sein Whiskyglas zum Mund. Seiner gerunzelten Stirn nach zu urteilen, war er nicht sonderlich erfreut über Grahams Bemerkung. Sobald der zur Herrentoilette gewankt war, rückte Derek näher zu Honey heran.
»Nehmen Sie lieber nicht so ernst, was der redet.«
»Warum sagen Sie das?«
Während sie noch auf seine Antwort wartete, stellte sie ihr Glas auf den Tresen und bat den Barmann mit einem Kopfnicken, ihr noch einmal einzuschenken.
»Boris ist gar nicht so übel.«
Sie beschloss, dass jetzt die Zeit für deutliche Worte gekommen war. »Sie meinen wohl, Sie sind alle von ihm abhängig, um sich Ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und es will ja niemand Ärger machen. Neulich hatte ich den Eindruck, dass Martyna das Szepter führte. Jetzt hat Boris das übernommen. Und der ist schlicht und einfach pflegeleichter, oder?«
Sie hatte das beinahe nebenher gesagt, während sie weiterhin die Augen auf den Barmann gerichtet hielt. Jetzt wanderte ihr Blick wieder zu dem Tontechniker zurück, und das schien ihn nervös zu machen.
Derek ruderte energisch zurück. »Also, eigentlich meine ich nicht, dass …«
»Martyna hat sich ziemlich lautstark über das Drehbuch beschwert, habe ich mir sagen lassen.«
»Ha!«, erwiderte er und warf verächtlich den Kopf in den Nacken. »Sie hat kein gutes Haar daran gelassen. Ihrer Meinung nach stimmte rein gar nichts damit. Sie hat ziemlich herumgezickt.«
»War sie so zickig, dass der Drehbuchautor sie vielleicht umbringen wollte?«
»Na ja, mir hätte es jedenfalls gereicht.«
»Wer hat eigentlich das Drehbuch geschrieben?«
»Bennett. Chris Bennett.«
Sie schaute ihn über den Rand ihres Glases hinweg an. »Und was für ein Typ ist er, dieser Chris Bennett?«
»Keine Ahnung.«
Jetzt war Honey neugierig geworden. »Er ist also bei den Dreharbeiten nicht dabei?«
Derek runzelte die Stirn. »Nein, soweit ich weiß, nicht.Die Autoren sind nicht oft mit dabei. Die Regisseure sind der Meinung, dass sie ihnen nur im Weg rumstehen.«
»Ach ja?«
»Stimmt.« Er nickte ernst. »Beim Casting habe ich ihn auch nicht gesehen. Autoren sind eigentlich gern dabei, wenn die Schauspieler vorsprechen. Die bilden sich ein, sie hätten ein Mitspracherecht.«
»Auch wenn das keineswegs so ist.«
»Aber es war niemand beim Casting, den ich nicht kannte. Vielleicht ist das einmal ein Autor, der sich nicht dafür interessiert, wer welche Rolle spielt, solange er nur sein Geld bekommt. Kann man dem Mann ja nicht übelnehmen, was?«
Es war schon beinahe Mitternacht, und Honey schossen immer noch alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Sie brauchte jetzt ein Bad, um sich richtig aufzuwärmen und über alles nachzudenken.
Sie legte das Korsett ans Fußende des Bettes, während sie sich für ihr Bad fertigmachte.
Als sie es da liegen sah, einen Hauch von Satin und Sinnlichkeit, überlegte sie, dass ihre Mutter wirklich recht hatte. Es war ganz exquisit. Sie nahm es in die Hand und strich zärtlich über den glatten, türkisfarbenen Satin. Sie betastete die schwarze Spitze, die sich trotz ihres Alters immer noch ganz frisch anfühlte. Die Versuchung war einfach zu groß. Sie drückte das Dessous liebevoll an sich.
»Du bist doch das eleganteste, sinnlichste sexy Teilchen, das mir je unter die Finger gekommen ist. Und du gehörst mir, mir allein!«, murmelte sie in die kühle, weiche Seide hinein.
Nach ihrem warmen Wannenbad probierte sie es an.
»Wow! Wow! Und noch mal Wow!«
Es sprach wirklich einiges für enge Corsagen!
Einige Wochen zuvor hatte sie es bei einer Auktion als Schnäppchen erworben und eigentlich vorgehabt, es ihrer umfangreichen Sammlung einzuverleiben.
Sie kaufte die antiken Dessous als Investition. Manche stellte sie auch an den Wänden ihres Wohnzimmers hinter entspiegeltem Glas zur Schau.
Jetzt betrachtete Honey ihr Spiegelbild und schnurrte beinahe vor Zufriedenheit. Zarte Biesen aus schwarzer Spitze zierten die mit Fischbein verstärkten Körbchen. Vom Busen zum Schritt hin verliefen schmale, ebenfalls verstärkte Rippen in schwarzem Satin. Hinten war Seidenkordel im Zickzack in Ösen gefädelt, und diese Schnürung bescherte ihr eine ebenmäßige Silhouette und eine schmale Taille.
Sie zupfte ein bisschen an einem der Fischbeinstäbchen. Sie war sicher, dass wie durch Zauber ein Zentimeter Körperumfang verschwunden war, vielleicht gar zwei. Diese
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