Mord nach Drehbuch
Blau geärgert hatte. Sie hatte das Ding einfach auf den Boden gepfeffert.
Doherty trat einen Schritt vor. Da knirschte etwas unter seinem Fuß. Er schaute hinunter.
»Oh.«
In der Form ähnelte es noch immer einem Telefon, aber der blaue Lichtschein war nun fort.
Honey stöhnte und rieb sich das Gesicht. »Das war ein schönes Licht, hat mir richtig gut gefallen. Und jetzt habe ich nicht mal mehr einen Wecker. Kann mir jemand sagen, wie spät es ist?«
»Fünf Uhr«, antwortete Lindsey.
»Fünf Uhr, und du, Steve, hast mein Mobiltelefon zertreten. Nenn mir einen einzigen guten Grund, warum ich mit dir nach London fahren sollte.« Ihr übellauniges Knurren und ihre zu bösen Schlitzen verengten Augen waren nur noch auf ihn gerichtet.
»Um Brett Coleridge den Mord an seiner Verlobten anzuhängen?«
Sobald sie die Beine unter der Decke hervor geschwungen hatte, wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte das Korsett vergessen! Und das viktorianische Nachthemd, das sie darunter trug. Wie bescheuert konnte man sein?
Zwei Leute schnappten hörbar nach Luft.
»Schau dir bloß das mal an!« Lindsey schlug die Hände vors Gesicht und bemühte sich, ein Kichern zu unterdrücken.
Doherty starrte nur.
Honey improvisierte wild. Okay, sie merkte, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg, aber, zum Teufel, sie würde gute Miene zum bösen Spiel machen. Sie zuckte die Achseln, als wäre es völlig normal, ein sexy Korsett über einem Nachthemd zu tragen, das einer Herzoginwitwe nicht übel angestanden hätte, und breitete die Arme aus. »Na und? Ich wollte mich auch im Bett sexy fühlen.«
»Aha«, meinte Doherty, der seine entgleisten Gesichtszüge mühselig wieder ordnete und gleichzeitig nach Luft schnappte. »Aber wieso ist das Gewand vom Zeltverleih dazwischen geraten?«
»Wärme!«
Sie stolzierte an den beiden vorbei ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu.
Nachdem sie Korsett und Nachthemd ausgezogen hatte, trat sie unter die Dusche. Das Wasser kam in raschem Schwall, sprühte ihr in die Augen und kühlte ihr den Kopf.
Sie trat aus der Dusche und begann nach einem Handtuch zu tasten. Am Handtuchhalter hing keines, und auf dem Regal lag auch keines mehr. Also, dann musste der Bademantel her. Ihre Finger griffen nach einem leeren Haken.
Sie fluchte.
Mit dem Ohr an der Tür rief sie: »Kann mir mal bitte jemand ein Handtuch bringen?«
Keine Antwort. Sie überlegte, dass Lindsey Doherty wahrscheinlich ins Hotel mitgenommen und ihm ein Frühstück angeboten hatte. Gut. Dann konnte sie nackt ins Schlafzimmer schleichen, ein Handtuch aus dem Schrank nehmen und sich anziehen.
Sie zog die Tür einen Zentimeter weit auf und schaute ins Zimmer. Niemand da. Der Wäscheschrank stand links. Sie nahm das Korsett auf, weil sie nicht wollte, dass der Satin im Dampf Wasserflecken bekam. Sich dieses Bündel aus Seide und Spitze vor die Brust haltend, ging sie auf Zehenspitzen aus dem Bad, hinterließ dabei nasse Fußstapfen auf dem Teppich. Die Schranktür öffnete sich knarrend. Die Regale waren voll. Honey nahm ein Handtuch heraus, wanderte zurück ins Schlafzimmer und begann sich abzutrocknen. Dabei fröstelte sie und bibberte vor Kälte.
Sie stellte ihren Fuß auf einen Stuhl und beugte sich vor, um ihre Zehen zu frottieren. Da tauchte hinter der Sessellehne Dohertys Kopf auf.
»Was zum Teufel machst du denn hier?«
Er blinzelte schlaftrunken. Dann wagte er sich mutig auf Terrain vor, das noch nicht viele Männer zu betreten gewagt hatten, und schaute sie langsam und Pfund für Pfund von Kopf bis Fuß und von Fuß bis Kopf an.
»Tolles Korsett, aber nicht ganz das Richtige für das, waswir vorhaben. In Bath mag das ja noch angehen, aber wir fahren in ein Hotel in London. Da ziehst du dich doch besser entsprechend an, damit du nicht die Pagen erschreckst.«
Sie schluckte eine wütende Bemerkung herunter und drehte ihm den Rücken zu.
»Auch die Rückansicht ist nicht ohne«, rief Doherty.
Rasch hielt sie sich das Korsett nun hinter den Körper.
Dann zog sie sich ihre Unterwäsche an und schminkte sich. Letzteres dauerte ein wenig länger. Es machte ihr einige Mühe, die dunklen Ringe unter den Augen zu verdecken, ehe die überhaupt richtig offen waren.
Sobald ihr Gesicht wieder halbwegs lebendig aussah, nahm sie ein elegantes Kostüm aus dem Kleiderschrank. Es war marineblau mit einem weißen Kragen und weißen Manschetten und kleinen goldenen Kettchen um die Knöpfe. Zu diesem Outfit
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