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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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viktorianischen Mädels hatten ja wirklich den einen oder anderen Trick auf Lager gehabt, wie man sich eine flotte Silhouette und eine Wespentaille hinzauberte.
    Honey legte die Hände an die Taille, zog einen Schmollmund und wackelte aufreizend mit den Hüften.
    »Na, was sagen Sie dazu, Detective Inspector Steve Doherty?«
    Kein Wunder, dass die üppigen Schönen vergangener Zeiten sich in diese Mieder gezwängt hatten. Folter um der Mode willen, aber Mann, war das denn so viel anders als das, was die Mädels heutzutage trugen?
    Ihr kamen da die winzigen Spitzentangas in den Sinn. Unterwäsche, die kaum größer war als ein spitzenbesetztes Ziertaschentuch. Die hatten auch keinerlei praktischen Nutzen, sollten nur aufreizen. Da hatte sich nun wirklich nichts geändert.
    Sie hatte das Korsett, plus schwarze Seidenstrümpfe und passende Strumpfbänder, aus einer Haushaltsauflösung erworben. Der Erlös ging an den Nachlass, und die Gegenstände, die sie erworben hatte, stammten aus dem Besitz des teuren Verblichenen – der zufällig ein Mann gewesen war, ein Hagestolz namens Ken.
    Ihre romantische Ader klammerte sich an den Gedanken,dass das Korsett samt Zubehör einer längst verlorenen Geliebten gehört hatte, über deren Verlust Ken nie hinweggekommen war. Ihre pragmatische Seite hegte den Verdacht, dass Ken die Corsage wahrscheinlich selbst getragen hatte, doch diesen Gedanken wollte sie lieber gleich wieder verdrängen.
    Also raus aus dem Korsett und rein ins Flanellnachthemd. Das stammte zwar auch aus viktorianischer Zeit, war aber eher dazu gedacht, die weibliche Figur zu verbergen als sie zur Schau zu stellen.
    Obwohl sie von oben bis unten in Flanell gehüllt war, lockte das Korsett immer noch.
    Honey konnte einfach nicht widerstehen. Sie wollte sich sexy fühlen. Aber sie wollte auch nicht frieren. Da würde sie eben beides tragen. Flanell auf der Haut, und das sexy Korsett darüber.
     
    In den frühen Morgenstunden wachte sie auf und hatte das ungewisse Gefühl, nicht allein im Raum zu sein.
    Zunächst dachte sie, ein besonders schriller Traum hätte sie aus dem Schlaf aufgeschreckt. Oder lag es an dem großen Stück Saint Augur, das sie zum Abendessen verdrückt hatte? Oder an den sauren Gürkchen?
    Schließlich überlegte sie es sich anders. Sie war einer von den seltenen Menschen, die sich auch im kalten Licht des Tages noch an alle Einzelheiten eines Traumes erinnern konnten. Das versuchte sie nun, diesmal ohne Erfolg.
    Und doch war sie sicher, dass sie etwas gehört hatte.
    Plötzlich vernahm sie Stimmen.
    Obwohl ihr das Herz bis in den Hals klopfte, lag sie völlig reglos da, wagte kaum zu atmen. Von der anderen Seite der Tür drangen nun leise Stimmen an ihr Ohr. Da ging die Tür auf, und aus dem Flur fiel Licht ins Zimmer.
    »Mutter? Bist du wach?«
    Honey richtete sich im Bett auf.
    »Was ist denn?«
    »Wir haben Besuch. Hast du uns nicht klopfen hören?«
    Honey blinzelte. Unmittelbar hinter ihrer Tochter stand eine größere, finstere Gestalt.
    Steve Doherty!
    »Was zum Teufel machst du denn hier?«
    Lindsey schlängelte sich ins Zimmer. Sie fläzte sich auf einen viktorianischen Stilsessel und hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. »Er hat einfach nicht locker gelassen.«
    Honey zog sich wie eine erschrockene Jungfer das Deckbett bis zum Hals hoch. »Hoffentlich hast du eine richtig gute Entschuldigung!«, sagte sie grimmig.
    »Zieh dich an. Wir müssen zum Zug.«
    »Erklär mir das bitte mal.«
    »Martynas Verlobter. Der war überhaupt nicht in New York und hat Wolkenkratzer angeschaut.«
    »Das weiß ich doch längst. Sag bloß, er hat vor dem Aufsichtsrat die Hosen runtergelassen?«
    Doherty schüttelte den Kopf und grinste. »Nein. Die Hosen hat er schon runtergelassen, aber mit zwei nackten Mädels. Und er hatte dabei einen Blick auf Wolkenkratzer – allerdings an der Canary Wharf in London und nicht in Manhattan, New York. Da fahre ich also hin. Nach London. Ich muss früh los. Ich dachte, du möchtest vielleicht mitkommen? Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch vor dem Berufsverkehr.«
    Honey linste auf die Stelle auf dem Nachttisch, wo normalerweise ihr Mobiltelefon lag und das Dunkel mit einem blauen Lichtschein erfüllte. Das war manchmal ganz schön ärgerlich, wenn man verzweifelt versuchte, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Heute lag das Handy nicht da. Sie erinnerte sich vage, dass sie in der Nacht halb aufgewacht war und sich über das kalte

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