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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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oben bis unten an. Sie trug ein petrolgrünes Kostüm. Der Kragen der violetten Seidenbluse zerstörte allerdings den Business-Look, auf den sie es vielleicht angelegt hatte. Genauso wie die einreihige Perlenkette und das zu dick aufgetragene Make-up.
    »Ich bin Clara Beaumont, die Managerin der Dolly Boys«, sagte sie mit tiefer, rauchiger Stimme. »Die Truppe probt gerade.Sie werden also warten müssen, bis sie fertig sind. Sie können aus der Kulisse zuschauen.«
    Honey erwiderte, dass sie diese Gelegenheit gern ergreifen würde. Clara führte sie über einen schwach beleuchteten Korridor mit karmesinrotem Teppich. Schließlich stand sie in den Kulissen und genoss einen hervorragenden Blick auf die Bühne.
    »Sie können hier warten«, sagte Clara. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Sollte ich …?«
    Sie wollte gerade fragen, ob sie Perdita gleich ansprechen oder besser warten sollte, bis die Tanz- und Gesangsnummer vorüber war.
    Sie hatte gerade den Mund aufgemacht, als Clara bereits mit Riesenschritten auf ein Schild zustrebte, auf dem »Toi letten – Herren (rechts) und Damen (links)« stand. Sie bog nach rechts in die Herrentoilette ein. Na ja, irren konnte sich jeder einmal.
    Honey wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu. Eine Truppe von etwa zehn sehr hochaufgeschossenen Frauen kam gerade zum Ende einer Nummer aus dem Musical
Schach
. Es war irgendwas über eine Nacht in Bangkok. Außerordentlich aufreizend.
    Ein langer, dünner Mann, der wohl der Choreograph war, schnipste mit den Fingern.
    »Noch einmal von vorn, Mädels und Jungs. Auf die Plätze.«
    Er hatte sich einen rosa Schal um den Hals geschlungen und trug einen hellgrauen Pullover und passende Hosen.
    Die Tänzerinnen hatten alle glitzernde, paillettenbesetzte Kleider in verschiedenen Abstufungen von Violett, Rosa und Indigo an.
    In ihren Jugendjahren hatte Honey ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, zur Bühne zu gehen, nach Herzenslust zu singen und die Beine zu schmeißen. Leider hatte sie keine besondere Singstimme, und ihre Beine waren ein wenig kurzgeraten. Außerdem waren die Bezahlung und die Aussichten nicht sonderlich verlockend gewesen. Eine Karriere auf der Bühne konnte eine ziemlich heikle Sache sein – es sei denn, das Glück war einem hold, oder man hatte genug Geld geerbt oder keine andere Wahl.
    Sie erkannte Perdita von den Fotos. Ihr Kleid war eine Wucht. Es schmiegte sich an ihre schlanke Figur und war auf der rechten Seite bis zum Oberschenkel geschlitzt. Die Pailletten auf den Strümpfen glitzerten wie Sterne das ganze Bein hinauf bis zur Taille.
    Der Choreograph überprüfte Perditas Pose und machte ihr vor, was sie verändern sollte.
    Wieder setzte die Musik ein. Honey tappte mit dem Fuß im Rhythmus. Sie begann die wenigen Worte mitzumurmeln, an die sie sich erinnern konnte.
    Zack! Da fiel auf einmal das letzte Puzzleteilchen an die richtige Stelle. War in dem Song nicht die Rede vom Er, der eine Sie ist? Genau wie in der Zeitungsannonce! Mädchen wollen Jungen sein und Jungen wollen Mädchen sein.
    »Scheiße!«
    Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen.
    Claras tiefe Stimme mochte ja für eine junge Frau noch angehen. Wenn sie nicht auf die Herrentoilette gegangen wäre!
    Honeys Augen wanderten von einer Tänzerin zu anderen. Ganz unbefangen suchte sie nach verräterischen Dellen in den weiblichen Kostümen. Sie konnte es sich nicht verkneifen. Ja, die Bewegungen der Wesen in den glitzernden Gewändern waren elegant und sexy. Für die unwissende Zuschauerin waren das einfach nur wunderbar hochaufgeschossene, athletisch gebaute junge Frauen. Aber wenn man ein wenig genauer hinschaute …
    Sie erinnerte sich an die Fotos. Wie dumm, dass sie es nicht früher bemerkt hatte. Perdita hielt stets ihre Hände und Füße aus dem Bild. Und warum? Weil sie groß und unfeminin waren, weil Perdita wie der Rest der Truppe und ihre Managerin Clara ein Mann war!
    Als die Nummer zu Ende war, kamen die Tänzerinnen glitzernd und mit Strass und Pailletten geschmückt auf sie zu.
    »Perdita?«
    Perdita blieb stehen. Sie schaute ein wenig misstrauisch. Die anderen jungen Frauen rauschten vorbei.
    Honey musterte das hübsche Gesicht. Es sah genauso aus wie auf den Fotos.
    »Können wir uns hier unterhalten?«
    Die hochaufgeschossene Person vor ihr nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, wobei sie eine Lage Lippenstift abschleckte.
    »Die Mädels haben es eilig. Die brauchen eine Erfrischung.«
    Seine Stimme, die für

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