Mord nach Liste
Anziehungskraft gab.«
»Genau.«
»Hat er es dir übel genommen?«
»Vielleicht zu Anfang. Er hat oft angerufen. Aber irgendwann gab er auf und lebte sein eigenes Leben. Letztens habe ich gehört, dass er verlobt sein soll.«
»Das ging aber schnell.«
»Die Frau hat geerbt.«
Alec nickte. »Hast du Wincott von Dennis erzählt?«
»Ja.«
Beide schwiegen eine Weile. Regan dachte über Alec und ihre Reaktion auf ihn nach. Diese Anziehungskraft war gefährlich. Er machte nur seine Arbeit, und wenn er damit fertig war, würde er fortgehen. Schlicht und einfach. Wenn sie sich zu sehr an ihn gewöhnte, würde es ihr schlecht gehen.
Gut, jetzt mal alle Gründe aufzählen, warum sie sich nicht mit ihm einlassen sollte, selbst die ungeheuerlichsten. Zuerst natürlich der auf der Hand liegende Grund: Dieser Mann würde ihr das Herz brechen.
Schon ein Kuss wäre unmoralisch, überlegte Regan. Vielleicht sogar Anlass für einen Prozess wegen sexueller Belästigung. Sie seufzte. Kaum zu glauben: Sie begann schon so wie Aiden zu denken. Auch er wog in Gedanken immer zuerst die Möglichkeit einer Klage ab. Die wäre allerdings möglich, dachte Regan. Schließlich saß der Mann bei ihr fest. Und sie war in der Machtposition. Arbeitete er nicht auf gewisse Weise für sie? Seine Aufgabe war es, sie zu beschützen, und wenn sie sich ihm auf eindeutige Weise näherte, wäre es natürlich sein gutes Recht, sie anzuzeigen. Regan sah es schon vor sich: ihr Foto in allen Zeitungen, Reporter und Fotografen, die ihr bis ins Gerichtsgebäude folgten. Es wäre ein Albtraum.
Als sie im Hotel eintrafen, war Regan überzeugt, dass sie ihre Gefühle perfekt im Griff hatte. Alles lag klar auf der Hand. Ja, sie hatte sich unter Kontrolle.
Beim Gang durch die Lobby nahm Alec ihre Hand. Er nickte dem Sicherheitsmann vor den Aufzügen zu, dessen Ausweis er bereits überprüft hatte.
Auf dem Weg nach oben sagte sie: »Tut mir leid, dass ich dir Spencer nicht vorgestellt habe.«
»Kein Problem. Sah nicht aus, als stände euer Wiedersehen unter einem günstigen Stern.«
»Hast du das gemerkt?«
»Soll das heißen, du hast deine Gefühle versteckt, und ich sollte sie nicht wahrnehmen?«
»Machst du dich über mich lustig?«
»Nur ein bisschen.«
Der Fahrstuhl hielt. Alec stieg aus. Er nickte dem Polizisten zu, der hereinschaute.
»Ist es ruhig heute?«
»Ja, Sir.«
»Gut.«
Alle Zimmer auf Regans Stockwerk standen leer, das sollte bis auf Weiteres auch so bleiben. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme, die Aiden ohne Rücksprache mit ihr angeordnet hatte.
»Der Polizist kam mir bekannt vor«, sagte Regan. »Aber nicht von hier, oder?«
»Nein«, antwortete Alec. »Er ist heute zum ersten Mal da. Aber er stand damals in Lewis’ Büro.«
»Genau! Es war der, den du verteidigt hast. Also wurde ihm nicht gekündigt?«
»Nein. Er macht hier Sonderschicht, um sich etwas hinzuzuverdienen.«
»Bist du morgen auch hier?«
»Ja.«
»Wirklich? Es ist Sonntag.«
»Ich weiß.«
»Wann willst du denn packen?«
»Das lass mal meine Sorge sein.«
»Dann stelle ich dir morgen Spencer vor. Und du kannst noch mal mit Aiden sprechen. Wäre das nicht was? Sie werden dir beide erzählen wollen, wie du deine Arbeit zu tun hast.«
Alec zuckte mit den Schultern. »Das stört mich nicht. Das heißt also, ich werde sie beide kennenlernen?«
»Ja. Heute Abend war die erste Runde. Morgen werden sie es wieder versuchen.«
»Was versuchen?«
»Mich zu überzeugen, dass ich der Abfindung für Emerson zustimme. Aber das mache ich nicht, egal wie vernünftig das ist.«
»Soll das heißen, dass sie dich heute Abend auf der Feier damit überfallen haben?«
Regan nickte. »Na klar. Weil sie wussten, dass ich dort keinen Aufstand machen würde.«
Er grinste. »Hast du denn früher immer einen Aufstand gemacht?«
»Als ich kleiner war.«
Die beiden bogen um die Ecke und standen vor Regans Tür. Sie wollte sich von ihm verabschieden und bedanken. Ungeduldig nahm Alec ihr den Schlüssel aus der Hand und schloss auf.
»Wie oft haben wir das schon gemacht? Und jedes Mal vergisst du es wieder?«
Regan antwortete nicht. Wie immer betrat Alec die Suite als Erster. Sie folgte ihm, machte die Tür zu und wartete, bis er Schlafzimmer, Einbauschrank und Badezimmer überprüft hatte.
»Alles in Ordnung.«
Auf dem Weg in den Salon löste er seine Fliege. Regan hatte bereits den Mantel ausgezogen und über eine Sessellehne geworfen. Darauf legte sie ihre Stola und
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