Mord nach Liste
von dem Empfang!«
Endlich widmete Sophie Regan ihre ganze Aufmerksamkeit. »Der Empfang ist für die Teilnehmer des Wochenendseminars, für das ich uns angemeldet habe.«
Da war es heraus. Sophie versuchte noch, ihr strahlendstes Lächeln hinterherzuschicken, aber es funktionierte nicht.
»Ich kann nicht.«
»Natürlich kannst du. Du bist noch ganz kaputt von der Reise nach Rom, und weil du mit deinem Stiefvater – dem Lustmolch, wie du sagen würdest – in einem Raum sein musstest. Aber das hier ist was ganz anderes. Und es ist … nobel. Ja, was wir tun werden, ist ehrenhaft.«
»Was soll das heißen?«
Sophie beugte sich vor und flüsterte: »Wir werden einen Mörder überführen.«
5
Sophies Ankündigung überraschte Regan nicht sonderlich. Sie war mit Sophie aufgewachsen und kannte ihre theatralische Ader. »Wir wollen einen Mörder überführen?«, wiederholte Regan.
»Ja, du hast richtig verstanden.«
»Gut«, meinte Regan. »Und wie genau werden wir das anstellen?«
»Jetzt mal im Ernst, Regan. Ich will diesem Schwein wirklich das Handwerk legen.«
Regan hob die Augenbraue. Es war nicht Sophies Art, sich so auszudrücken. »Von wem sprichst du überhaupt?«
»Von Dr. Lawrence Shields«, erwiderte Sophie. »Ein Psychologe, der mit Hilfe von gefälschten Referenzen einsame reiche Frauen ausnimmt, alte wie junge.«
Regan nickte.
»Hast du schon von ihm gehört?«, fragte Sophie.
»Ich habe ein paar Zeitungsartikel über ihn gelesen.«
Sophie trank einen Schluck Eistee und erklärte dann: »Er gibt Selbsthilfe-Seminare nach dem Motto: Ich zeige euch, wie ihr euer verkorkstes Leben wieder in den Griff bekommt. Hunderte von gutgläubigen Männern und Frauen gehen da hin. Eine traurige Geschichte! Die Jüngeren suchen einen Guru, der ihnen sagt, was sie mit ihrer Zukunft anstellen sollen, und die Älteren suchen nach einem Weg, die Fehler der Vergangenheit rückgängig zu machen.«
»Ich meine, gelesen zu haben, dass Dr. Shields so was wie ein Wundertäter ist.«
»Dass ich nicht lache! Er zahlt für diese Artikel und Interviews. Das ist versteckte Werbung! Shields verwendet einen beachtlichen Teil seiner Einnahmen für diese Eigenwerbung.«
Sophie hatte sich so in das Thema hineingesteigert, dass die roten Flecken auf ihren Wangen größer wurden.
»Ich kann mir vorstellen, dass er mit diesen Seminaren ganz schön viel Geld verdient«, sagte Regan und fragte sich, wie viel der Mann wohl für ein Wochenende Gruppentherapie verlangte. Bestimmt eine unverschämte Summe.
Ihre Freundin nahm den Stoß Papier und überreichte ihn Regan. »Das ist die Kopie des Tagebuchs einer gewissen Mary Coolidge. Sie ist eine von den Frauen, die von Shields reingelegt wurden.«
»Das lese ich später«, versprach Regan. »Worum geht es darin?«
»Vor zwei Jahren starb der Mann von Mary Coolidge. Seitdem litt sie an Depressionen. Ihre Tochter Christine wollte ihr helfen, aber Mary wollte sich nicht beraten lassen und keine Medikamente nehmen.«
»Wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, ist es doch ganz normal zu trauern«, meinte Regan. »Es fällt mir immer noch schwer, mit dem Tod meiner Mutter zurechtzukommen, obwohl sie schon fast ein Jahr tot ist.«
»Ja, sicher ist Trauer normal, aber Mary hat zwei Jahre lang nicht mal das Haus verlassen.«
»Und dann?«, fragte Regan. Sie sah zu, wie Sophie noch mehr Zucker in ihren Eistee schüttete. Das konnte doch gar nicht mehr schmecken!
»Mary hörte von Shields’ Seminaren und meldete sich für einen zweitägigen Workshop an, ohne ihrer Tochter oder Freunden davon zu erzählen. Sie zahlte tausend Dollar Gebühr.«
»Tausend Dollar? Wie viele Leute nehmen denn an so einem Workshop teil?«
»Drei- bis vierhundert. Warum?«
»Weißt du, wie viel Geld das ist?« Regan stemmte sich gegen die gepolsterte Rückenlehne. »Aber ich wollte dich nicht unterbrechen. Erzähl weiter!«
»Shields hielt sein Versprechen. Er krempelte Marys Leben komplett um. Der charismatische Betrüger nutzte ihre Einsamkeit aus, erschlich sich ihre Liebe und nahm ihr dann jeden Dollar ab, den ihr Mann hinterlassen hatte. Was, wie sich herausstellte, weit über zwei Millionen waren. Shields ist eine falsche Schlange und ausgebufft. Man kann ihm nichts nachweisen. Mary hat ihm freiwillig ihr gesamtes Vermögen geschenkt.«
»Und das steht alles in ihrem Tagebuch?«, fragte Regan.
Sophie nickte. »Hätte ihre Tochter das nicht gefunden, dann hätte sie niemals erfahren, was
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