Mord nach Liste
Ich soll dir etwas ausrichten: Er stellt einen Wachmann vor den Fahrstühlen und unten vor dem Treppenhaus auf, einen dritten in unserer Etage. Man kommt nur mit entsprechendem Ausweis an ihnen vorbei, darauf muss auf jeden Fall ein Foto sein. Außerdem will er eine Wache oben vor deiner Tür postieren, deinem Schlafzimmer.«
»Und wann soll das alles passieren?«, fragte Regan.
»Jetzt«, erwiderte Henry. »Ich denke, die sind alle bereits unterwegs. Egal, es gibt noch mehr –«
Er lief rückwärts vor Regan und Alec her, die auf ihr Büro zusteuerten. »Noch mehr Wachen?«, fragte sie.
Henry schüttelte den Kopf. »Nein, mehr Neuigkeiten. Das wirst du nicht glauben!«
»Was denn?«
»Nichts Schlimmes«, sagte er für den Fall, dass sie sich Sorgen machte. »Bloß … na ja, du wirst es nicht glauben …«
»Das werden wir ja sehen!«
»Vielleicht regst du dich auf.«
»Herrgott noch mal, jetzt sag es schon!« Regan konnte ihre Ungeduld kaum noch verbergen.
Sie standen vor ihrem Büro. Alec griff um Henry herum und hielt ihnen die Tür auf.
»Bevor Aiden mit dem Anwalt zur Polizei fuhr, ist er hier vorbeigekommen.«
»Warum?«
»Ich soll dir ausrichten, dass er dein Auto hat abschleppen lassen. Das hier hat er für dich abgegeben.« Henry nahm einen gepolsterten Umschlag von seinem Schreibtisch.
Regan war baff. »Er hat mein Auto …«
»… abschleppen lassen«, ergänzte Henry.
»Hat er gesagt, wohin?«
»Zum Schrottplatz, aber er wollte mir nicht sagen, zu welchem«, antwortete Henry betreten.
Regan trat einen Schritt zurück. Sie wurde rot. Vor Alec und Henry wollte sie ruhig bleiben, aber innerlich kochte sie. Sie holte tief Luft. Es half nichts, sondern wurde nur noch schlimmer.
»Willst du den Umschlag nicht aufmachen?«, fragte Henry.
»Doch.« Regan riss ihn auf und zog einen Bund Autoschlüssel hervor.
»Hat Aiden etwas dazu gesagt?«, fragte sie und hielt die Schlüssel hoch.
»Er hat dir einen neuen Wagen gekauft«, sagte Henry aufgeregt.
Alec merkte, dass Regans linkes Augenlid fast unmerklich zuckte. Mit aller Kraft versuchte sie, sich zu beherrschen. Bisher war ihr das gut gelungen.
»Ihr Bruder hat Ihnen ein neues Auto gekauft«, bemerkte Alec fröhlich. »Das ist doch unheimlich nett von ihm, oder?« Gespannt wartete er auf Regans Reaktion.
Ihr Augenlid zuckte erneut. »Ja«, brachte sie mühsam hervor.
»Ein Beemer«, verkündete Henry mit Blick auf das Logo am Schlüsselbund.
Da Regan auf diese Neuigkeit nicht reagierte, nahm Henry an, sie habe nicht verstanden. »Du weißt doch, was ich meine, oder? Ein Beemer ist ein BMW.«
Sie traute sich nicht, etwas zu sagen, und nickte deshalb nur. Ihr fehlten die Worte. Sie war so sauer auf ihren Bruder, dass sie am liebsten laut geschrien hätte. Seine Dreistigkeit war unglaublich. Warum wollte er ihr unbedingt vorschreiben, wie sie zu leben hatte?
»Regan, ist alles in Ordnung? Du siehst irgendwie komisch aus«, meinte Henry.
»Wahrscheinlich erholt sie sich noch von der Überraschung«, sagte Alec in dem Versuch, diplomatisch zu sein. Tatsächlich sah sie eher aus, als würde sie jemanden umbringen wollen.
Henry konnte seinen Eifer kaum verbergen. »Ja, ich wäre wahrscheinlich auch völlig aus dem Häuschen. Ein Beemer kostet ein kleines Vermögen. Aiden hat nicht erwähnt, welche Farbe das Auto hat, und ich habe vergessen zu fragen.«
Regan atmete erneut tief durch. »Die Farbe ist unwichtig.«
»Soll ich ihn mal für dich ausprobieren?«, erbot sich Henry. »Du weißt schon, einfach mal gucken, was das Auto so bringt. Aiden hat gesagt, es ist bereits versichert, und ich habe Zeit. Mein Schreibtisch ist leer, ich habe alles erledigt.«
Der Junge konnte es kaum erwarten, das Auto zu fahren. Nach Regans Gesichtsausdruck zu urteilen, konnte sie es hingegen kaum erwarten, ihrem Bruder die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken.
Alec war beeindruckt von der Art, wie sie sich zusammenriss. Doch konnte es nicht gesund sein, den ganzen Ärger einfach herunterzuschlucken. Und was für ein Problem hatte der Bruder? Alec fand es ziemlich unverschämt, Regans Auto abschleppen zu lassen, auch wenn es noch so alt und klapprig war.
Sind nicht meine Sorgen, sagte er sich. Keinen Monat mehr, dann war er weg, er wollte sich nicht noch vorher in irgendetwas reinhängen. Jede Familie hatte so ihre Probleme, aber Regans Bruder gab dem Begriff »funktionsgestört« eine ganz neue Bedeutung. Alec konnte sich nicht vorstellen, dass
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