Mord nach Liste
eines seiner Geschwister seinen Wagen abschleppen lassen würde. Und wenn, dann würde er demjenigen eine gehörige Abreibung verpassen. Doch Aiden schien kein Problem zu haben, sich in Regans Leben einzumischen. Waren die anderen Brüder genauso? Drei Männer, die ihr sagten, was sie zu tun hatte? Du lieber Himmel! In dem Fall konnte sie einem nur leidtun … und der Mann, der mit ihr zusammen war.
Alles nicht meine Sache, rief er sich in Erinnerung. Keine Probleme, keine Sorgen. Das sollte sein Motto für die restlichen Tage in Chicago sein. Er würde seine Arbeit so gut wie möglich machen und dann verschwinden.
»Was meinst du, Regan?«, fragte Henry.
»Wie bitte, was soll ich meinen?«
»Soll ich den neuen Wagen für dich ausprobieren?«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. Es war schließlich nicht Henrys Schuld, dass ihr Bruder sich derart danebenbenahm. »Ja, kannst du.«
Sofort zog Henry sein Sakko über und eilte zur Tür. »Dauert nicht lange«, sagte er zu Alec.
»Warten Sie mal eben«, entgegnete Alec.
Henry blieb stehen, die Hand auf dem Türknauf. »Was denn?«
Alec wies mit dem Kopf auf Regans Büro. »Wirft sie gleich Sachen durch die Gegend oder kann ich unbesorgt reingehen?«
Henry lachte. »Regan wirft doch nichts durch die Gegend! Wie bei einem Wutanfall? Nein. Sie ist immer beherrscht. Ausflippen, das ist nicht ihr Stil. Aber sie ist sauer, das haben Sie bestimmt gemerkt.«
»Ja.«
»Keine Sorge. Sie lässt es nicht an Ihnen aus.«
Auf die Idee wäre Alec auch nicht gekommen. Seine Menschenkenntnis hatte ihm nach fünf Minuten gesagt, dass Regan ein von Grund auf guter Mensch war. Niemals würde sie absichtlich jemandem wehtun. Auch das Verhalten ihrer Angestellten ließ auf eine freundliche, großherzige Chefin schließen. Das Problem war wohl eher, dass sie zu gut zu anderen war. Eigentlich müsste sie zu Aiden gehen und ihn gehörig zusammenstauchen, weil er seine Nase in ihre Angelegenheiten steckte. Das wäre die angemessene Reaktion, aber Aiden bezweifelte, dass Regan es tun würde. Sie war zu nett, um in die Luft zu gehen.
Doch es war nicht seine Sache, ihr beizubringen, wie man seinen Standpunkt vertrat. Sonderbar war allerdings, dass die Kindheit mit drei Brüdern die Frau nicht härter gemacht hatte.
Er klopfte an Regans Bürotür, aber wartete nicht, bis sie ihn hereinrief. Das Sofa zog ihn magisch an. Er wusste, wie bequem es war. Er würde dort ein Nickerchen machen, solange Regan arbeitete. Alec hatte einen leichten Schlaf. Würde sie versuchen zu verschwinden, wäre er hellwach, noch ehe sie an der Tür war.
Regan telefonierte. Sie hatte ein rotes Gesicht, war offenbar aufgeregt und lief hinter dem Schreibtisch auf und ab. »Er soll sofort anrufen, wenn er wiederkommt«, sagte sie, dann legte sie auf.
»Alles in Ordnung?«, fragte Alec, obwohl er wusste, dass es nicht so war.
»Ja, alles klar.«
Er reckte den Hals, um auf ihre Beine zu sehen.
»Was ist da?«, fragte Regan.
»Ich wollte nur sehen, wie lang Ihre Beine sind. Sie wissen schon: Lügen haben kurze Beine …«
Regan lächelte. »Es ist nicht alles in Ordnung. Ich möchte meinen Bruder gerne unter vier Augen sprechen und …«
Alec zog seine Jacke aus, schaute Regan dabei aber an. »Und?«
Sie antwortete nicht.
»Wie werden Sie das eigentlich los?«, wollte er wissen.
Sie zog den Stuhl hinterm Tisch hervor und setzte sich. »Wie werde ich was los?«
»Den Ärger, den Frust. Oder fressen Sie das alles in sich hinein? Es wäre wirklich besser, das irgendwie loszuwerden, sonst werden Sie nicht alt. Stress ist tödlich.«
»Ich mache Yoga.«
Alec lachte. »Na, bei diesen Brüdern muss man wohl etwas mehr machen als Yoga. Mischen die sich alle ein oder nur Aiden als ältester?«
Regan versuchte gar nicht, so zu tun, als wisse sie nicht, wovon er spreche. »Alle. Und es wird langsam lästig.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Was würden Sie vorschlagen?«
Alec legte seine Jacke über die Rückenlehne und nestelte an seiner Krawatte herum.
»Wegen Ihrer Brüder?«
»Nein, mit dem Ärger, dem Stress.«
Alec merkte, dass er gerade seinen Vorsatz brach, sich in nichts hineinziehen zu lassen, aber er konnte nicht anders. »Seien Sie nicht immer so nett.«
Regan wirkte erstaunt und zugleich erfreut. »Sie finden, dass ich nett bin?«
»Das ist nicht immer gut.«
Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Und Sie? Sie haben einen sehr anstrengenden Job. Wie gehen Sie mit der Anspannung
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