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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es wirklich heutzutage noch Leute, die so denken?«
    »Aber natürlich. Und auch bei euch.«
    »Ja«, sagte sie, »in gewisser Hinsicht stimmt das, aber – wenn einer gut vorankommt…«
    »Du meinst, wenn er tüchtig verdient.«
    »Na ja, nicht nur das.«
    »Doch«, sagte ich, »nur das. Wenn einer massenhaft Geld verdient, dann bewundert man ihn, sieht respektvoll zu ihm auf, und es ist völlig egal, aus welchem Nest er kommt.«
    »Na ja, aber das ist doch überall so«, meinte Ellie.
    »Bitte, Ellie. Bitte, geh nicht zu meiner Mutter.«
    »Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass es ein Affront wäre.«
    »Nein, das ist es nicht. Traust du mir nicht zu, dass ich am besten weiß, was für meine Mutter gut ist und was nicht? Sie würde sich nur aufregen, ich sag’s dir doch.«
    »Aber du musst ihr doch mitteilen, dass du geheiratet hast.«
    »Na schön, das will ich.«
    Mir kam der Gedanke, dass es wahrscheinlich einfacher wäre, meiner Mutter zu schreiben, gleich jetzt, aus dem Ausland. Und abends, als Ellie an Onkel Andrew und an Onkel Frank und an ihre Stiefmutter Cora van Stuyvesant schrieb, da saß ich selber auch über einem Brief. Er war recht kurz.
     
    Liebe Mama,
     
    schrieb ich,
     
    ich hätte Dir’s schon früher sagen sollen, aber es war mir ein bis s chen peinlich. Ich habe vor drei Wochen geheiratet. Es kam alles ziemlich überraschend. Sie ist sehr hübsch und sehr lieb. Auße r dem hat sie eine Menge Geld, und das macht es manchmal ein wenig peinlich. Wir wollen uns ein Haus bauen, irgendwo auf dem Land. Zur Zei t reisen wir noch durch Europa.
    Alles Gute, Dein Mike.
     
    Das Echo auf diesen unseren Korrespondenz-Abend war bei Ellie und mir etwas unterschiedlich. Meine Mutter ließ sich eine Woche Zeit, bevor sie mir einen Brief sandte, der bemerkenswert typisch für sie war.
     
    Lieber Mike.
    Dein Brief hat mich gefreut. Hoffentlich werdet Ihr glücklich.
    Deine Dich liebende Mutter.
     
    Wie Ellie vorausgesagt hatte, gab es auf ihrer Seite weit mehr Getue. Wir hatten förmlich in ein Hornissennest gestochen. Nun wurden wir von Reportern belagert, die auf Einzelheiten über unsere romantische Heirat erpicht waren, die Zeitungen brachten Artikel über die Guteman-Erbin und ihren amourösen Seitensprung, es kamen Briefe von Bankiers und Rechtsanwälten. Und zuletzt wurden die offiziellen Konferenzen anberaumt. Wir trafen uns mit Santonix auf dem Bauplatz, besahen uns dort die Pläne, besprachen alles, und dann, als wir sahen, dass die Dinge hier ihren Lauf nahmen, fuhren wir nach London, nahmen eine Suite im Claridge und bereiteten uns auf den Frontalangriff vor.
    Als erster erschien Andrew R Lippincott, ein älterer Herr von trockenem und präzisem Auftreten, hoher, hagerer Gestalt und höflichen Manieren. Er stammte aus Boston, und nur seiner Stimme nach hätte ich ihn niemals als Amerikaner eingestuft. Nach telefonischer Vereinbarung sprach er um 12 Uhr mittags in unserer Suite vor. Ich merkte, dass Ellie nervös war, obwohl sie es sehr geschickt verbarg.
    Lippincott begrüßte Ellie mit einem Kuss und mich mit ausgestreckter Hand und einem liebenswürdigen Lächeln.
    »Also, Ellie, meine Liebe, du siehst prächtig aus. Blühend, möchte man fast sagen.«
    »Wie geht’s dir, Onkel Andrew? Wie bist du gekommen? Mit dem Flugzeug?«
    »Nein, mit der Queen Mary. Eine äußerst angenehme Überfahrt. Und dies ist dein Mann?«
    »Das ist Mike, ja.«
    Ich passte mich an, oder glaubte es jedenfalls zu tun. »Es ist mir eine Ehre, Sir«, sagte ich und fragte ihn dann, ob er etwas trinken wolle, was er liebenswürdig verneinte. Er ließ sich in einem steifen hohen Sessel mit vergoldeter Armlehne nieder und ließ den Blick, immer noch lächelnd, zwischen Ellie und mir wandern.
    »Tja«, sagte er, »ihr jungen Leute habt uns einen gehörigen Schrecken eingejagt. Alles ganz romantisch, wie?«
    »Tut mir leid«, sagte Ellie. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Tatsächlich?«, fragte Lippincott trocken.
    »Ich hielt es so für den besten Weg«, antwortete Ellie.
    »Da bin ich ganz und gar nicht deiner Ansicht, meine Liebe.«
    »Onkel Andrew«, begann Ellie, »du weißt doch sehr gut, dass es ganz entsetzliche Szenen gegeben hätte, wenn ich anders vorgegangen wäre.«
    »Warum hätte es entsetzliche Szenen geben sollen?«
    »Du weißt doch, wie sie sind. Und du bist keine Ausnahme«, fügte sie anklagend hinzu. »Von Cora habe ich zwei Briefe bekommen, einen gestern und einen heute.«
    »Du musst uns ein

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