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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Himmel zu Nora Bennington sagen: ›Darf ich Ihnen meinen Mann vorstellen.‹ Das hätte ein fürchterliches Gekreische gegeben und aufgeregte Kommentare wie: ›Ist das eine Überraschung! Erzählen Sie, Liebste, erzählen Sie alles!‹ und so weiter und so fort. Es ist nicht mehr als fair, dass meine Stiefmutter und Onkel Frank und Onkel Andrew als erste davon erfahren.« Sie seufzte auf. »Na ja, bisher hatten wir ja auch herrliche Tage.«
    »Wie werden sie es aufnehmen?«, fragte ich.
    »Wahrscheinlich fürchterlich«, meinte Ellie in ihrer seelenruhigen Art. »Aber damit ändern sie auch nichts mehr, und sie haben genug Grips, um das bald einzusehen. Allerdings müssen wir wohl ein Familientreffen halten, nehme ich an. Würde dir New York dafür zusagen?« Sie sah mich forschend an.
    »Ganz und gar nicht, nein.«
    »Dann werden sie wahrscheinlich nach London kommen, jedenfalls einige von ihnen. Aber ich weiß nicht, ob dir das besser gefallen würde.«
    »Weder noch sagt mir zu. Ich will mit dir allein sein und zusehen, wie unser Haus Stein für Stein in die Höhe wächst, wenn Santonix erst einmal dort ist.«
    »Das können wir ja auch«, tröstete Ellie. »Schließlich dauern Familientreffen nicht ewig. Vielleicht geht es mit einem einzigen saftigen Mordskrach ab; am besten, man bringt’s rasch hinter sich. Entweder fliegen wir hin, oder sie kommen alle her.«
    »Ich denke, deine Stiefmutter ist in Salzburg?«
    »Ach, das hab ich nur so gesagt. Es hätte zu seltsam geklungen, wenn ich zugegeben hätte, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, wo sie steckt. Jawohl«, sagte sie mit einem kleinen Seufzer, »wir fahren am besten heim und stellen uns ihnen. Hoffentlich macht es dir nicht zu viel aus, Mike.«
    »Was – deine Familie?«
    »Ja. Mach dir nichts draus, wenn sie gemein zu dir sind.«
    »Ich nehme an, das ist der Preis dafür, dass ich dich geheiratet habe. Ich werde es überleben.«
    »Und dann ist da auch noch deine Mutter«, meinte Ellie nachdenklich.
    »Herrgott, Ellie, du wirst doch nicht ein Treffen zwischen deiner Stiefmutter in Samt und Seide und meiner Mutter aus der Hintergasse veranstalten? Was, meinst du, hätten die beiden einander zu sagen?«
    »Eine ganze Menge, wenn Cora meine leibliche Mutter wäre«, beharrte Ellie. »Bitte reite doch nicht immer so auf Klassenunterschieden herum, Mike.«
    »Ich?«, fragte ich ungläubig. »Wie sagt man dafür bei euch in Amerika – ich komme von der falschen Seite der Bahn, nicht?«
    »Aber willst du’s auf ein Plakat schreiben und dir anstecken?«
    »Ich weiß nicht, wie man sich entsprechend kleidet«, sagte ich verbittert, »oder wie man angemessen Konversation macht, und ich verstehe im Grunde nichts von Kunst oder Musik. Zur Zeit lerne ich gerade erst, wem man wie viel Trinkgeld gibt.«
    »Meinst du nicht, Mike, dass es gerade deshalb für dich umso aufregender ist? Ich glaube schon.«
    »Egal«, sagte ich. »Auf keinen Fall darf meine Mutter in dein Klanstreffen mit hineingezogen werden.«
    »Ich will niemanden irgendwo hineinziehen, aber ich glaube wirklich, Mike, ich sollte deiner Mutter einen Besuch machen, wenn wir nach England zurückkehren.«
    »Nein«, entgegnete ich schroff.
    Sie war etwas bestürzt. »Aber warum denn nicht, Mike? Ich meine doch… abgesehen von allem anderen, meine ich, wäre es doch ziemlich ungezogen, wenn ich es nicht täte. Hast du ihr gesagt, dass du geheiratet hast?«
    »Noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    Ich antwortete nicht.
    »Wäre es nicht am einfachsten, wenn du ihr Bescheid gäbst und mich ihr vorstellen würdest, sobald wir wieder in England sind?«
    »Nein«, sagte ich abermals. Diesmal kam es nicht so explosiv, klang aber immer noch entschieden genug.
    »Also du willst nicht, dass ich sie kennenlerne«, sagte Ellie langsam.
    Natürlich wollte ich das nicht. Wahrscheinlich war das nur zu offensichtlich, aber ich hätte es niemals erklären können. Ich hätte nicht gewusst, wie.
    »Es wäre nicht richtig«, sagte ich vorsichtig, »das musst du einsehen. Ich bin ganz sicher, dass es Ärger geben würde.«
    »Weil ich ihr nicht sympathisch wäre?«
    »Niemand kann dich anders als sympathisch finden, aber es wäre – ach, ich weiß einfach nicht, wie ich mich ausdrücken soll. Es könnte sie aufbringen und verwirren. Schließlich, na ja, ich meine, schließlich habe ich außerhalb meines Standes geheiratet. So heißt das bei den alten Leuten. Und das würde ihr nicht behagen.«
    Ellie wiegte den Kopf. »Gibt

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