Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
weißt du, wie es dort aussieht? Und du hast kein Wort zu mir gesagt …?«
»Du warst in den letzten Tagen schließlich auch nicht sonderlich mitteilsam.«
»Und Fredrik hat auch nichts gesagt. Hattest du den Eindruck, dass er versuchen wollte, zu sagen, er sei immer schon schwul gewesen, oder geht es hier um etwas anderes?«
»Ich wollte nicht fragen. Aber ich glaube tatsächlich nicht, dass er … ich meine … ich bot ihm an dem Abend, an dem ich das Fata Morgana besucht hatte, an, zu mir nach Hause zu kommen, und hätte er das getan …« Sie beendete den Satz nicht.
Anna stellte sich Fredrik und Mari in einem Bett vor. Bei diesem Gedanken wurde ihr etwas unwohl, vielleicht weil sie selbst nicht beteiligt war.
Mari stützte ihren Kopf in die Hände. »Ich will nicht glauben, dass Fredriks komisches Verhalten etwas mit Martin Danelius’ Frau zu tun hat«, sagte sie. »Aber jetzt ist noch offensichtlicher geworden, dass wir uns nicht so gut kennen, wie ich glaubte. Wir drei. Und wenn Fredrik Geheimnisse vor uns hat …«
»Habe ich vielleicht auch welche.«
»Oder ich.«
Anna streckte ihre unversehrte Hand aus und legte sie auf Maris. Sie hatte das Gefühl, ihre Hand auf einen kleinen, etwas feuchten Stein zu legen.
»Kannst du vielleicht noch etwas ausführlicher erzählen, was Martin Danelius gesagt hat?«, fragte sie vorsichtig und mit so fester Stimme wie möglich.
Mari zog ihre Hand nicht weg.
»Ich weiß auch nicht mehr als das, was Fredrik mir erzählt hat«, erwiderte sie. »Er war wie gesagt sehr erregt. Martin Danelius sei ins Büro gekommen und habe erzählt, seine Frau sei
einige Tage zuvor verstorben. Soweit ich verstanden habe, war da nichts weiter dabei. Anna Danelius war schwer krank und hat den Geist aufgegeben, nachdem sie jahrelang im Koma gelegen hatte. Martin Danelius wurde aufgefordert, zu erscheinen, und das tat er, und dann hat er wohl von seiner Frau Abschied genommen. Er hatte ein paar Tage damit gewartet, zu uns zu kommen, da er Zeit brauchte, um sich zu sammeln. Aber offenbar war er unerhört dankbar. Erzählte etwas davon, dass er nie zu hoffen gewagt hätte, dass das Gespräch mit dir so rasch zu einem Resultat führen würde. Er sagte, es sei ihm vollkommen schleierhaft, wie wir es angestellt hätten, aber es sei ihm klar, dass wir hinter der ganzen Sache steckten. Vom Honorar sprach er auch. Von einem Konto auf den Kaiman-Inseln war die Rede.«
Anna betrachtete ihre verletzte Hand. Das Blut war an einer Stelle unterhalb des Handgelenks durch den Verband gedrungen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich auf etwas anderes als das Pochen in den Fingern zu konzentrieren.
»Als wir uns bei der Beerdigung unterhielten, hat Martin Danelius nicht erwähnt, in welchem Krankenhaus seine Frau lag oder wie es in ihrem Zimmer aussah …«
Sie unterbrach sich und versuchte sich zu sammeln. Ruhige Atemzüge. Auf den Grund zu sinken dauerte sicherlich seine Zeit. Gregs Tauchkünste.
»Ich könnte wirklich hysterisch schreien. Aber ich will versuchen, mich zu beherrschen. Verzeih mir, wenn ich gefühllos wirke, aber sonst weiß ich nicht, wie wir mit dieser Sache klarkommen sollen. Anna Danelius ist tot. Hans Karlsten ebenfalls. Was kann passiert sein?«
Sie hielt ihre unverletzte Hand hoch und streckte die Finger einen nach dem anderen aus.
»Wir könnten es mit zwei ganz natürlichen Todesfällen zu tun haben. Hans Karlsten ist in seinem Bett gestorben, Anna Danelius im Krankenhaus. Beide waren krank, Anna Danelius
war schwer krank. Niemand scheint einen Verdacht zu hegen, es könne etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Wenn wir die Vorgespräche mit Kleopatras Kamm einmal außer Acht lassen, so hat nichts Unlauteres stattgefunden.«
Stattgefunden. So hätte Fredrik das auch ausgedrückt. Anna hätte schreien können, nahm sich aber zusammen.
»Es wäre natürlich auch denkbar, dass eine der Personen eines natürlichen Todes gestorben ist und dass die andere ermordet wurde, und zwar vermutlich von ihrem Partner. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass beide von ihren jeweiligen Partnern ermordet worden sind. Elsa Karlsten könnte ihren Mann umgebracht haben, genauso wie Martin Danelius seine Frau umgebracht haben könnte. Ich weiß nicht wo, wann oder wie, aber ich könnte mir vorstellen, dass Elsa das Kissen dazu benutzt hat, von dem sie sprach. Oder eher diese Tabletten, die sie ihm unter seine Medizin mischen wollte. Und Martin? Kann man eine
Weitere Kostenlose Bücher