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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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die Möwen schwärmen.« – »Es bedeutet Unglück, Schatten auf dem Wasser zu sehen.« – »Das Wetter kommt nicht von oben, sondern von unten, vom Meeresgrund.« Sie lachte immer wohlwollend, wenn er so etwas sagte, aber begriff dann rasch, dass er dem Aberglauben der
Fischer anhing und dass dieser ihn davon abhielt, zu glauben, das Meer sei etwas, das sich beherrschen ließe. Mit seiner Familie hatte er mehr oder minder gebrochen, um sich seiner Kunst zu widmen. Mit der Musik verdiente er sich seinen Lebensunterhalt, aber er hoffte, mit seinen Gemälden und Skulpturen irgendwann einmal in diesem fucking Ireland , das ihn bislang einfach nicht verstand, Erfolg zu haben.
    Sie wies ihn immer wieder darauf hin, dass das nur eine Frage der Zeit sei. Dass sich ein künstlerischer Ruf nicht von oben nach unten aufbauen lasse, sondern nur umgekehrt. Einige Monate später hörte sie, dass das alte, leerstehende Haus des Segelclubs für eine sehr geringe Summe vermietet werde, da es in schlechtem Zustand sei. Ihre eigenen Ersparnisse, die sie aus Schweden geholt hatte, würden nicht beliebig lange für ein Leben, das nur auf Liebe basierte, reichen, daher kam ihr die Idee mit dem Restaurant. David war nicht nur ein phantastischer Koch, sondern interessierte sich auch für Essen, und sie wusste, dass ihr das Bedienen, die Buchhaltung und alles andere lagen. Das Wichtigste war, dass sie zusammen sein konnten. Gesicherte Einkünfte würden David auch die Ruhe geben, sich in seiner Freizeit der Kunst zu widmen. Vielleicht war das Anpassung oder weibliche Unterwerfung, aber das war ein Preis, den sie gern bezahlte. Die Einsamkeit in Schweden kam ihr im Vergleich wie ein schwarzes Loch vor, das sie bei einer eventuellen Rückkehr ganz verschlucken würde.
    Er war der Idee gegenüber sofort sehr aufgeschlossen, was sie nicht unbedingt erwartet hätte. Oft ließ er die Gefühle über die Logik siegen, und sie hatte relativ schnell herausgefunden, wie sie es anfangen musste, damit er sich nicht in sich selbst und in sein Schweigen verkroch. Das konnte sie ertragen, solange sie das andere bekam. Außerdem hatte sie alle Brücken hinter sich abgebrochen, weil nichts, was hinter ihr lag, sich mit dem Jetzt messen konnte. Das Lokal überließ
man ihnen mit einem Handschlag, und das Restaurant Murrughach eröffnete einige Monate später. Der Name war ein Tribut an sie, die früher einmal schwedische und jetzt irische Nixe, und ein Tribut an Davids Fischgerichte. Muscheln mit Safran und Koriander.
    Sie betrachtete die Skulptur erneut. Ihr Blick folgte den verschlungenen Gliedern aus Ton und wanderte dann zu Boden, wo ein verzierter Tontopf mit Fischen nachempfundenen Handgriffen stand. Ebenfalls ein Werk Davids. Als sie diesen Gedanken dachte, spürte sie, dass er auf dem Weg war.
    Er ließ sich aufs Sofa gleiten und legte ihr die Hände vor die Augen, das machte ihr zuerst Angst. Dann hörte sie sein Lachen und konnte mitlachen. Langsam ließ er sie los, und sie wandte sich ihm zu. Sein Haar war zerzaust, und seine Sommersprossen glänzten wie Fettflecken auf der Haut.
    »Entschuldige, dass ich nicht früher kommen konnte«, sagte er, während er seine Finger durch ihr Haar gleiten ließ. Sie schloss die Augen und murmelte ein »das macht nichts, solange du nur hier bist« und schmiegte sich bereitwillig in die Arme des Mannes, dessen Rippen sie inzwischen unter dem Hemd spüren konnte.
    Er wollte wissen, wie ihr Tag gewesen sei, und sie konnte endlich von Elsa Karlsten und ihrem Ansinnen erzählen. Er hörte aufmerksam zu.
    »Was sagst du, David? Können wir einen anderen Menschen töten?«
    Er sah sie an, als habe er sie nicht verstanden.
    »Allein die Tatsache, dass du fragst, impliziert ein Ja. Menschen fragen selten, ob Töten erlaubt ist. Sie tun es einfach.«
    »Ich weiß, David. Das hast du mir beigebracht. Aber ich weiß nicht, ob ich so bin wie du. Meine Kindheit war nicht die beste, aber es gibt schlimmere. Ich hatte zu essen, Kleider, ein Dach über dem Kopf, und manchmal gab es sonntags zum Nachtisch sogar etwas Liebe. Ich bin mit einem prinzipienfesten
Vater aufgewachsen, einer demütigen Mutter, einem begabten Bruder und einer Schwester, die alles war, was ich nicht war. Ich kam zurecht, obwohl es manchmal etwas still war. Ich lernte dich kennen und war eine Weile lang glücklich. Ich glaube, man könnte mich als einen anständigen Menschen bezeichnen. Ich weiß, was Pflicht ist, und ich liebe meine Freunde. Kann ich

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