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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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wirklich mithelfen, einen alten Mann zu vergiften, sodass er für immer einschläft?«
    »Du weißt doch, dass ein Unterdrücker immer ein Unterdrücker bleibt? Der Unterdrücker wird abhängig. Die Unterdrückung ist verpackt wie dieser widerliche, vergorene Fisch, den ihr hier im Land esst. Surströmming heißt der, nicht wahr? Das Böse und die Gier … die tragen fast alle Menschen in sich, aber meist liegen diese Gefühle in einer Konservendose gut versteckt, wenn nicht irgendetwas dazu führt, dass ein Keil in diese Dose geschlagen wird und es anfängt zu zischen und zu stinken. Fragst du mich im Ernst, ob du einer alten Frau dabei helfen kannst, die wenigen Jahre, die ihr noch bleiben, ohne Unterdrückung zu leben?«
    »Ich mag keinen Surströmming, David. Ich mag deine Muscheln mit Safran und Koriander und deinen Fang des Tages vom Grill mit gekochten Kartoffeln.«
    »Manchmal frage ich mich, in welcher Wirklichkeit du eigentlich lebst.«
    »Ich lebe in deiner Wirklichkeit, David.«
    Er legte seinen Arm um sie, und sie begann auf dem Sofa zu schlottern.
    »Wenn du in meiner Wirklichkeit lebst, Mari, dann bist du gerettet. Dann ist alles möglich. Du hast doch wohl nicht vergessen, dass ich es war, der dir das Fliegen beigebracht hat?«
    Sie versuchte von ihm abzurücken, aber er hielt sie fester. Sie schaute auf seine Arme, die sich um sie schlangen, und plötzlich dachte sie an Johan. Johan, ihren alten Chef, dessen Arme sich in Schlangen verwandelt hatten, eine Halluzination,
die dazu geführt hatte, dass sie ihm eine Schere in die Hand rammte und anschließend sogar zufrieden mit sich war. Sie sah David an.
    »Nein, das habe ich nicht vergessen. Ich werde nie vergessen, dass du es warst, der mir das Fliegen beigebracht hat.«

KAPITEL 8
    A nna saß zusammen mit Fanditha in der Küche und trank alkoholfreies Bier. Am liebsten wäre sie allein gewesen und hätte über das Problem Elsa Karlsten nachgedacht. Sie hatte erwogen, zu den Karlstens hinüberzugehen, um zu fragen, ob sie ihr mit ein paar Eiern aushelfen könnten, um so einen Blick in das Haus werfen zu können. Aber der Abend war nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte gerade eine Flasche Wein aus dem Schrank genommen, als es klingelte. Sie öffnete und war erstaunt, Fanditha auf der Treppe stehen zu sehen. Sie hatte schon eine ganze Weile nicht mehr mit ihrer Tochter gesprochen und sie seit Wochen nicht mehr gesehen. Einen Augenblick lang befürchtete sie schon, es sei etwas passiert, aber dann sah sie, dass Fandithas Gesichtsausdruck so gleichgültig überlegen wie immer war. Sie ärgerte sich, dass sie dem Impuls nachgegeben hatte, eine Flasche Wein aus dem Schrank zu nehmen.
    »Du bist das! Was für eine Überraschung! Komm rein! Ich wollte gerade … etwas zu mir nehmen. Du kannst mir gerne Gesellschaft leisten, wenn du das willst. Ich habe …«
    »Ich habe schon gegessen. Aber trink, was du willst. Ich will dich nicht davon abhalten. Ich hätte vorher anrufen sollen, aber ich war in der Nähe, und da dachte ich, dass ich genauso gut auch vorbeikommen könnte. Wo du ohnehin allein zu Hause bist.«

    Fanditha nahm einen Kleiderbügel und hängte ihren Mantel ordentlich auf. Anna war froh, dass ihr die Tochter den Rücken zukehrte und so ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Sie hätte es nie zugegeben, nicht einmal sich selbst gegenüber, aber der einzige Mensch auf der Welt, vor dem sie Angst hatte, war Fanditha. Die Fremdheit, die sie ihr gegenüber empfand, war schmerzhaft und unbehaglich, vielleicht, weil sie immer gespürt hatte, dass Fanditha, seit sie selbständig denken konnte, versucht hatte, ein Leben zu führen, das sich so sehr wie nur möglich von dem ihrer Mutter unterschied.
    Anna erinnerte sich daran, wie Fanditha als Kind war. Wenn sie selbst mit Farben herumschmierte, rümpfte Fanditha nur die Nase und räumte für beide auf. Wenn Anna buk, weigerte sich Fanditha, den Löffel abzulecken, weil das eklig sei. Wenn sie sich in die Wellen stürzte und anschließend nackt auf den warmen Felsen lag, zog Fanditha sich unter einem Handtuch um und schrie: »Mama, zieh dich an!« Dann stieg sie im Badeanzug vorsichtig in die Fluten. Zum Schluss wusste Anna nicht mehr, was sie ihrer Tochter geben sollte. Sie hatte es mit vorbehaltloser Liebe versucht, aber auch die wirkte zu ungehobelt und primitiv. Fanditha wehrte sich gegen Umarmungen und Küsse und erklärte, ihre Kleider würden knittrig, die Küsse seien

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