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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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Toten getätigt hatte, immerhin war die Spurensicherung schon fort, und sie hatte nicht nur das Gespräch mit Schöneberg, sondern auch ihren Eindruck des Büros festhalten wollen. Simone Gerjets schien ein sehr sinnhafter Mensch gewesen zu sein. Das verdeutlichten Postkarten mit Sprüchen, die an einem Mobile im Fenster hingen, aber auch zwei dicke Ordner mit Rezepten, die sie aus Zeitungen ausgerissen, ausgeschnitten, gelocht und abgeheftet hatte, ohne sich die Mühe zu machen, die Seiten in eine ordentliche Norm oder Form zu bringen. Für Christine war allein der Anblick eines solchen Ordners ein Zeichen absoluten Chaos. Sie war gespannt, was Nieksteit über Simone Gerjets' Persönlichkeit herausgefunden haben würde, wenn er erst die Festplatte ihres PCs bis auf die kleinsten Kleinigkeiten untersucht hatte. Als habe ihr Handy den Gedanken »Festplatte« direkt angenommen, piepte der Signalton, der eine Nachricht ankündigte. Seit geraumer Zeit ließ Christine auch ihre E-Mails über das Handy laufen, das war praktisch, konnte sie doch gleich von unterwegs antworten. Gut, sie war sich darüber im Klaren, dass sie mit dieser Art ständiger Erreichbarkeit auch einen Teil ihrer Einsamkeit überspielte, aber das war okay. Sie war sich dessen ja bewusst. Wie beiläufig zog sie jetzt das Telefon aus ihrer Handtasche. Eine SMS:
    »Nur mal so: Erinnerst du dich an das nette Frühstück an Bord der ›Henriette‹? Ich würd das gern mit dir wiederholen.«
    Carsten. Wusste er, dass sie auf Langeoog war? Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Wahrscheinlich hatte er im Büro angerufen und war automatisch bei Nieksteit gelandet. Sie merkte, dass ihre Mundwinkel immer noch von einem Ohr zum anderen gingen. O Mann, das tat gut. Auf irrsinnige Weise tat es einfach gut.
    Aber natürlich antwortete sie nicht sofort. Das würde Carsten glauben lassen, dass sie die ganze Zeit aufs Handy achtete. Und das tat sie selbstredend nicht. Sie hatte ja weiß Gott genug um die Ohren. Aber selbst wenn es doch so wäre, würde sie das ihm gegenüber nie zugeben. Und sich selbst gegenüber ebenso wenig, wie sie gerade feststellte. Sie steckte das Handy mit einem zufriedenen Lächeln und einem Glücksgefühl im Bauch zurück an seinen Platz, legte den Stift auf den Block und konzentrierte sich wieder auf das Büro.
    In einfachen, augenscheinlich noch nicht allzu alten Kiefernholzregalen befanden sich Ordner, Pappkisten, Kopierpapier, Verpackungsmaterial und Bücher. An der gegenüberliegenden Wand stand ein alter Kleiderschrank, den Christine natürlich geöffnet hatte. Statt altmodischer Mäntel und Kostüme oder was immer frühere Bewohner dieses Hauses mal getragen haben mochten, gab es darin Regalböden, die auf der einen Seite mit Bettwäsche und auf der anderen mit Handtüchern und diesen Duschmittel-Kleinstpackungen gefüllt waren, die man in Hotels und Pensionen für die Gäste bereithielt. Zu gern wüsste Christine jetzt schon, was die Analyse des Computers ergab. Sie griff gerade zum Telefon, um Nieksteit anzurufen, als die Wohnungstür geöffnet wurde.
    »Hallo?« Die Stimme klang fragend, zögerlich, aber dennoch war es zweifelsfrei die von Peter Gerjets.
    Christine stand auf. »Ich bin hier«, rief sie und trat ihm im Türrahmen entgegen.
    »Was geht hier vor?« Aus Gerjets' Stimme sprach Empörung. »Ich werde auf der Straße angesprochen, weil die Nachbarn argwöhnen, dass Simone EHEC auf die Insel gebracht hat. Das bedeutet einen nicht einzuschätzenden Schaden für die Pension.«
    »Wir untersuchen die Wohnung. Das ist üblich bei einem Gewaltverbrechen.«
    »Sie wurde auf einem verdammten Segelschiff ermordet!«
    »Aber sie hat hier gelebt. Und darum müssen wir auch hier nach Hinweisen suchen. Wie ich Ihnen schon heute Morgen sagte, gehen wir davon aus, dass Ihre Frau den Mörder kannte. Sie muss ihn gut gekannt haben, sonst wäre sie nicht mit an Bord des Schiffes gegangen, wo sie doch sonst das Segeln ablehnte.«
    »Ach, hören Sie auf.«
    Christine ließ sich nicht beirren, konnte Gerjets andererseits aber auch verstehen. Sie musste an seinen Verstand appellieren. »Es tut mir wirklich leid, aber wir tun hier alle nur unsere Pflicht. Glauben Sie mir, es macht keinen Spaß, in den privaten Dingen anderer herumzusuchen. Aber je mehr wir über Ihre Frau wissen, desto eher kommen wir vielleicht dahinter, weshalb sie sterben musste. Und wer dafür verantwortlich ist. Die Spurensicherung hat bereits Proben genommen,

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