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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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erzählen?«
    Ein paar Straßen weiter und einen Milchkaffee und zwei Cappuccini später hatte Schöneberg Christine sein Dilemma geschildert.
    »Ich glaube, ich verstehe das noch nicht so richtig«, sagte Christine, als Schöneberg seinen ausführlichen Monolog beendet hatte. »Sie vermuten, Sophies Vater zu sein, aber Simone hat nie mit Ihnen darüber geredet?«
    »Stimmt.«
    »Hat sie das Thema abgelehnt, oder haben Sie von sich aus nicht davon angefangen?«
    »Ich hab nicht. Weil ich dachte, das müsste von ihr kommen. Andererseits war ich ja auch ganz froh, dass Simone nichts gesagt hat. Denn wie hätte ich meiner Edeltraud klarmachen sollen, dass einige Ausgaben doch etwas mehr überlegt werden müssten? Ich hätte doch Unterhalt für mein Kind gezahlt.«
    »Wenn von Frau Gerjets kein Wort und auch keine Unterhaltsforderung kam, warum haben Sie dann nicht den Schluss gezogen, dass doch ihr Mann der Vater der kleinen Sophie war?«
    »Wissen Sie, ich hab mich Sophie immer so verbunden gefühlt. Wir zwei haben so viel Spaß zusammen gehabt, als sie klein war, und irgendwie hab ich auch meine Mutter in ihr entdeckt.«
    »Dennoch haben Sie Simone Gerjets nicht darauf angesprochen.«
    »Nein.«
    Ein Pferdefuhrwerk rumpelte vorbei, das Hufgetrappel begeisterte drei Kinder im Alter von vielleicht fünf bis zehn Jahren, die am benachbarten Tisch saßen.
    »Guck mal, Mama, das wollen wir auch«, sagte der Junge. Seine kleine Schwester forderte: »Oh ja. Morgen! Wir wollen auch mit der Kutsche fahren.« Und die Jüngste, die offenbar noch mehr nachplapperte, als sie selbst dachte, ergänzte: »Jule will auch Kutsche fahren.«
    Christine wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Schöneberg zu, der ebenso wie sie fasziniert an den Lippen der Kinder gehangen hatte.
    »Vielleicht können Sie das nicht verstehen«, sagte er, »aber wenn Ihnen der Wunsch nach eigenen Kindern verwehrt bleibt und sich dann so etwas … ja, was soll ich dazu sagen? … Es war ein Wunsch. Eine klitzekleine Möglichkeit. Ganz viel Hoffnung, die sich irgendwann verselbstständigte. Wenn ich hier war, und ich war oft hier, dann hat Sophie sich immer gefreut. Seit sie im Internat war, habe ich meine Termine auf Langeoog mindestens zur Hälfte so zu legen versucht, dass sie in Sophies Ferien fielen. Die andere Zeit, also an den anderen Terminen, haben Simone und ich geguckt, dass ihr Mann nicht da war.« Bevor Christine intervenieren konnte, kam Schöneberg ihr zuvor. »Nein, Frau Cordes. Nicht, was Sie denken. Das gab es schon lange nicht mehr zwischen Simone und mir. Ich hab es Ihnen doch am Telefon gesagt. Es war reiner Telefonsex.«
    »Auch wenn Sie hier auf Langeoog waren? Das können Sie wem anders erzählen.«
    »Es stimmt aber«, insistierte Schöneberg. »Wir hatten jeder ein Prepaidhandy desselben Anbieters. Da sind die Gespräche innerhalb des eigenen Netzes umsonst. Das haben wir genutzt, wenn wir unterwegs waren, also, wenn ich unterwegs war. Und dann gibt es ja auch noch Skype.«
    »Skype?«, fragte Christine verständnislos.
    »Da kann man übers Internet telefonieren. Und sich sehen.«
    »Sich sehen.«
    »Ja. Simone und ich brauchten nicht mehr.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    Schöneberg schluckte. Dann reckte er das Kinn vor. »Also gut. Vor ein paar Jahren hatte ich Prostatakrebs. Musste operiert werden. Damals musste ich mich entscheiden: impotent oder inkontinent? Ich trage keine Windel, wenn Ihnen das als Antwort ausreicht. Wenn Sie darauf bestehen, kann ich Ihnen ein Attest meines Arztes schicken.«
    Christine musste das erst einmal sacken lassen. Es war ja kaum vorstellbar, was in dem kleinen Mikrokosmos um Simone Gerjets geschehen war. Sie sah Schöneberg an. »Kommen wir zurück zum Thema. Wann haben Sie erfahren, dass Simone Gerjets Sie als Sophies Vater in Betracht zog?«
    Horst Schöneberg holte tief Luft. »Das ist gar nicht lange her. Als Edeltraud und ich jetzt auf die Insel kamen, nahm Simone mich beiseite. Sie bat mich darum, mich typisieren zu lassen. Da hab ich das erste Mal von Sophies Erkrankung erfahren. Sie glauben gar nicht, wie mir das den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Ich war völlig vor den Kopf geschlagen. Meine kleine Sophie. So krank! Natürlich bin ich sofort zum Inselarzt gegangen. Hab Edeltraud gegenüber ein Unwohlsein vorgetäuscht und mich dagegen gewehrt, dass sie mitkommt. Edeltraud geht immer mit, wenn ich zum Arzt muss, sie sagt, vier Ohren hören mehr als zwei. Aber hier bin ich allein

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