Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
besorgen?«
Dave Pearce, ahnungslos ob der Bombe, die in diesem Augenblick über seinem Chef detonierte, war vor dem The Feathers angekommen.
Er kannte das Pub nicht sonderlich gut. Er erinnerte sich vage an wenigstens eine Gelegenheit, zu der er mit seiner Frau Tessa dort gewesen war und etwas getrunken hatte. Tessa hatte es nicht gefallen, und sie waren nicht wiedergekommen. Pearce blickte sich ohne Begeisterung um. Die winzigen Fenster im Obergeschoss bildeten schwarze Löcher unter dem vorkragenden Dach, als würden sie nur widerwillig überhaupt Licht in das Gebäude einlassen. Das Wirtshausschild zeigte die gefiederte Helmzier des Prinzen von Wales. Die Eingangstür stand sperrangelweit offen, obwohl es noch eine ganze Weile dauerte, bis das Pub öffnete. Als Dave näher trat, schlug ihm eine Fahne aus schalem Bier, kaltem Rauch und Essen entgegen, zusammen mit dem Lärm eines Staubsaugers. Zu dieser Stunde am Morgen – es war halb zehn – bot wahrscheinlich jedes Pub im ganzen Land das gleiche Bild. Die Abfälle und der Mief der vergangenen Nacht wurden beseitigt.
Pearce zog den Kopf ein, um sich nicht an dem niedrigen Türsturz zu stoßen, und bahnte sich seinen Weg in Richtung der Quelle des Lärms. Er fand sich im Schankraum des Pubs wieder. Sein Eindruck von diesem Etablissement hätte sich genau mit dem gedeckt, den Meredith bei ihrem ersten und einzigen Besuch gewonnen hatte, und ihm fiel wieder ein, warum er und Tessa nicht wieder hierher zurückgekehrt waren. Es war ein düsteres, altes Lokal. Pearce starrte die dunklen Wände an, die bis auf halbe Höhe mit eichefarben gebeizten Kieferpaneelen verkleidet waren. Darüber klebte bis hinauf zur Decke von Rauch und Nikotin dunkel gefärbte Raufasertapete. Sämtliche Stühle waren hochgestellt worden, um das Reinigen des Bodens einfacher zu gestalten. Ein Mann mit schulterlangen blonden Haaren, hoher Stirn und mit einem Ring in einem Ohrläppchen, dessen Alter irgendwo zwischen fünfunddreißig und fünfzig liegen mochte, schob den Staubsauger mit wenig Begeisterung und kaum mehr Effizienz hin und her. Ein Jack Russell Terrier, der umhergewandert war und den fleckigen roten Teppich beschnüffelt hatte, blickte bei Pearces Eintreten auf und rannte mit hohem, scharfem Bellen auf den Eindringling zu.
»Polizei!«, schnarrte Pearce über den Lärm von Staubsauger und Hund hinweg. Er hielt seinen Ausweis hoch und schob sich vorsichtig aus der Reichweite der schnappenden Hundezähne.
Der Staubsauger verstummte.
»Das Tier beißt nicht«, sagte der Mann. Tatsächlich hatte der Terrier aufgehört zu bellen, sobald der Lärm des Staubsaugers erstorben war. Nun stand er dort und beobachtete Pearce mit wachem Interesse und gespitzten Ohren. Sein Verhalten ließ darauf schließen, dass das Tier etwas Aufregendes von dem fremden Besucher erwartete.
»Ich möchte die Inhaberin sprechen, Mrs. Forbes«, sagte Pearce.
»Worum geht es?«, erkundigte sich der Mann.
»Ist sie da?«, fuhr Pearce mit müder Stimme fort.
»Gehen Sie einfach und holen Sie Mrs. Forbes, ja?«
»Sie wird wissen wollen, warum Sie gekommen sind«, entgegnete der Mann unnachgiebig. Der Jack Russell stieß ein ungeduldiges Winseln aus.
»Ermittlungen«, schnappte Pearce.
»Es hat doch wohl nichts mit unserer Lizenz zu tun, oder?«, beharrte der andere.
»Wir hatten keinen Ärger hier. Dolores würde es niemals dulden.«
»Ich stelle Ermittlungen bezüglich des Todes von Mr. Jan Oakley an«, gab Pearce schließlich nach. Er sah sich im Geiste bereits den ganzen Tag dort stehen und mit dem Reinigungspersonal zanken. Die Information zeitigte den gewünschten Effekt.
»Meine Güte!«, sagte der Mann ehrfürchtig.
»Ich gehe und hole Dolores.« Er hastete zu einer Tür in der hinteren Wand, doch bevor er hindurch war, wandte er sich noch einmal um und rief:
»Das wird ihr überhaupt nicht gefallen, wie Sie sich denken können!« Pearce wurde bewusst, dass er die Wirtin gewarnt hatte. Er wappnete sich gegen das, was kommen würde. Trotzdem wurde er fast umgeworfen von der Wucht, mit der Mrs. Forbes durch die Tür und in die Bar gestürmt kam. Sie bot einen furchterregenden Anblick. Ihre blonden Haare waren um dicke Lockenwickler geschlungen, die ihren Kopf umgaben wie eine Art Helm. Sie trug einen schwarzen engen Pullover und eine noch engere, gleichfalls schwarze Hose, und sie balancierte auf zehn Zentimeter hohen Absätzen. Sie sah aus wie eine rachsüchtige Walküre.
»Was hat das zu
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