Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
geöffnet, die Zunge hing hechelnd wegen der Hitze des Tages hervor, und hinter den Lefzen blitzten scharfe, spitze Zähne. Dave trat einen Schritt vor. Der Schäferhund bellte.
»Schon gut«, sagte Dave zu dem Tier.
»Ganz wie du meinst.« Er hob die Stimme.
»Mr. Joss?« Die Geräusche in der Garage verklangen, und nach einigen Sekunden steckte Kenny Joss den Kopf durch das Tor.
»Hallo«, sagte er.
»Keine Angst vor dem Hund. Er ist ein sanftmütiger großer Bursche.«
»Ich würde es trotzdem vorziehen, wenn Sie ihn aus dem Weg nehmen«, sagte Pearce.
»Polizei.«
»Ich weiß, dass Sie von der Polizei sind«, sagte Kenny Joss.
»Los, Bruce, mach Sitz!« Bruce, der Schäferhund, wackelte mit dem Schwanz und trollte sich in eine Ecke der Garage, wo eine schmuddelige Decke auf dem Boden ausgebreitet lag. Er ließ sich darauf nieder und legte die Schnauze auf die Vorderpfoten, ohne Pearce dabei aus den Augen zu lassen. Kenny Joss wischte sich die Hände an einem schmierigen Lappen ab.
»Was wollen Sie?«, fragte er.
»Es geht um unsere Ermittlungen zum Tod von Jan Oakley …«, begann Pearce und wurde sogleich unterbrochen.
»Darüber weiß ich absolut nichts!«
»Sie waren an Jan Oakleys Todestag auf Fourways House«, entgegnete Pearce.
»Na und? Es war rein geschäftlich und nicht das, was man einen Besuch nennen könnte! Ich habe die beiden alten Frauen zum Einkaufen gefahren. Ich fahre sie jeden Samstag zum Einkaufen. Bringe sie in die Stadt und wieder zurück, genau wie letzten Samstag. Ende der Geschichte. Außerdem hab ich das alles schon einem Ihrer Kollegen erzählt. Er wollte wissen, um wie viel Uhr genau ich gekommen bin und wann ich die Oakley-Schwestern wieder nach Hause gebracht habe. Ich hab es ihm gesagt, und er hat alles fein säuberlich aufgeschrieben.« Pearce hatte schon früher mit Angehörigen des Joss-Clans zu tun gehabt, und ihre unweigerliche Reaktion auf jegliche Andeutung einer Unregelmäßigkeit war ein augenblickliches und kategorisches Dementi. Aus diesem Grund nahm Dave zunächst einmal keine Notiz von Kenny Joss’ Protesten.
»Sind Sie ins Haus gegangen?«
»Nicht, als ich sie abgeholt habe, nein, da nicht. Ich hab mich auf ein Wort mit Ron, dem Gärtner, unterhalten, dann bin ich nach hinten zur Küchentür gegangen, weil die normalerweise nicht abgeschlossen ist. Ich hab den Kopf reingesteckt und gepfiffen.«
»Gepfiffen?«, fragte Pearce verblüfft.
»Um sie auf mich aufmerksam zu machen, Sie wissen schon. Dann hab ich ›Jemand zu Hause?‹ gerufen, ›Taxi ist da!‹ oder irgendwas in der Art. Die beiden Ladys kennen mich. Ich necke sie hin und wieder ein wenig. Sie haben nichts dagegen. Es sind nette alte Mädels, wissen Sie?«
»Was geschah danach?« Pearce bezweifelte, dass die Oakleys es mochten, wenn sie wie Hunde herbeigepfiffen wurden.
»Nichts geschah dann«, antwortete Kenny irritiert.
»Sie kamen in die Küche. Sie waren fertig zur Abfahrt, angezogen und so weiter, und beide hatten lustige Hüte auf. Ich ging zum Taxi, und sie folgten mir, und dann fuhr ich sie in die Stadt. Wir vereinbarten eine Zeit und einen Treffpunkt. Es war die übliche Stelle, vor dem Crown Hotel. Das ist alles.« Pearce runzelte die Stirn.
»Haben Sie beobachtet, ob sie die Küchentür abgesperrt haben, bevor sie losgefahren sind? Es ist ein altmodisches Schloss, wenn ich mich recht entsinne.«
»Kann ich nicht sagen. Sie waren hinter mir. Ich bezweifle es allerdings. Sie schlossen nie ab. Sie waren daran gewöhnt, ganz allein in diesem Haus zu leben. Ich hab ihnen immer wieder gesagt, sie sollen vorsichtiger sein.«
»Haben Sie Jan Oakley gesehen?« Kenny zögerte.
»Nein. Nicht als ich sie abgeholt hab jedenfalls.«
»Aber später?« Kenny war nervös geworden, was Pearce nicht entging.
»War er da, als Sie die beiden Schwestern wieder nach Hause gebracht haben?«
»Ja, er war da«, gestand Kenny.
»Ich hab allerdings nicht mit ihm geredet. Hab ihn nur kurz gesehen, das ist alles.«
»Wo?«
»Als er aus der Tür kam.«
»Welcher Tür?«
»Der Küchentür.« Pearce spürte, wie sich in seinem Kopf alles zu drehen begann.
»Fangen wir noch einmal von vorne an«, sagte er.
»Erzählen Sie mir bitte ganz genau, was Sie getan haben, als sie die Oakley-Schwestern nach Hause brachten.« Kenny räusperte sich. Der Schäferhund spitzte die Ohren und wandte den Blick von Pearce zu seinem Herrn. O ja, dachte Pearce, irgendetwas macht deinem Herrchen Sorgen, und sowohl
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