Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
anhalten. Juliet biss sich auf die Lippe und schäumte innerlich weiter.
»Wie hat es im Innern des Schuppens ausgesehen?«, fragte er Pam.
»Wirkte er aufgeräumt?« Sie blickte ihn verblüfft an.
»Ich … ich weiß es nicht. Ich habe mir keine Gedanken darum gemacht, ob er aufgeräumt war oder nicht, sondern nur, ob Jan darin war, und er war nicht da. Jedenfalls hat eine Menge Zeugs herumgelegen, ein Teil davon ohne Zweifel antik.«
»Und wie hat es herumgelegen? Hat es ausgesehen, als würde es seit vielen Jahren oder vielleicht sogar Jahrzehnten herumliegen, ohne dass es jemand benutzt hat?« Pam runzelte die Stirn, dann hellte sich ihre Miene auf.
»Nein. Nicht alles. Ein Teil sah aus, als wäre er erst kurze Zeit zuvor in eine Ecke geräumt worden. Auf dem Boden waren frische Kratzspuren … und eine Kiste war hervorgezogen, als hätte jemand sie benutzt, um an das Regal zu kommen …« Sie brach bestürzt ab und schlug die Hand vor den Mund.
»Verstehen Sie nun?«, fragte Minchin geduldig.
»Ich versuche herauszufinden, wann das Arsen weggenommen wurde. Falls jemand im Schuppen gewesen ist und in den Sachen herumgewühlt hat, bevor Sie dort waren, dann kann es bereits sehr früh weggenommen worden sein. Sie fuhren nach Fourways House, gleich nachdem Sie von Jan Oakleys Ankunft gehört hatten, richtig? Also hat irgendjemand fast von Anfang an den Plan geschmiedet, Jan aus dem Weg zu räumen.« Es war ihm gelungen, seine beiden Gastgeberinnen für eine Weile zum Schweigen zu bringen. Er beobachtete sie, während sie den Gedanken verdauten. Plötzlich schlug er mit den flachen Händen auf die Lehnen seines Sessels.
»Nun gut, meine Damen. Ich glaube nicht, dass ich für den Augenblick noch Fragen an Sie habe.« Unvermittelt und zur Verblüffung der beiden Frauen wechselte er das Thema.
»Diese Häuser hier, sie sind neu, nicht wahr? Auf ehemaligem Ackerland gebaut?«
»Ja, das stimmt«, antwortete Pamela vorsichtig.
»Die einheimischen Immobilienmakler haben sicherlich gute Geschäfte gemacht.« Er warf einen Seitenblick zu Juliet.
»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Ich bin keine Immobilienmaklerin.«
»Wie ich sehe, befindet sich hinter den Grundstücken noch ein kleiner Rest Wald«, sagte Minchin mit einem Nicken in die Richtung.
»Oh, das«, erwiderte Pamela.
»Das ist Bailey’s Coppice. Es ist Privatbesitz, aber Spaziergänger haben Zutritt. Wir haben eine Menge Naturliebhaber und Vogelfreunde hier in der Gegend.«
»Dann sollte ich die Gelegenheit vielleicht nicht verpassen, mir diesen Wald anzusehen.« Sein Blick fiel auf Juliet.
»Hätten Sie vielleicht die Freundlichkeit mitzukommen und mir zu zeigen, wo sich der Weg in diesen Wald befindet, Miss Painter?« Juliet und ihre Schwägerin wechselten verblüffte Blicke.
»Nun ja …«, sagte Juliet nach einer Pause.
»Warum nicht? Ich gehe nur eben meine Gummistiefel holen. Die Wege könnten ein wenig feucht sein.« Bailey’s Coppice war kühl, dunkel und geheimnisvoll. Nirgendwo war eine Spur von Vogelfreunden oder Naturliebhabern zu sehen, als Minchin und Juliet Painter bei der hölzernen Trittleiter ankamen, die über die den Wald umgebende Mauer aus Trockensteinen führte. Dahinter zog sich ein schmaler, ausgetretener Pfad zwischen dichtem Unterholz und eng beieinander stehenden Baumstämmen dahin.
»Wie es aussieht«, stellte Minchin fest,»machen sich einige Leute nicht die Mühe, die Trittleiter zu benutzen.« Er deutete zu einer Stelle, wo die Trockensteinmauer eingestürzt war.
»Sie meinen die Beschädigung der Mauer? Das sind wahrscheinlich eher Leute auf der Suche nach Steinen gewesen als Wanderer. Unsere einheimischen Steine sind heutzutage sehr teuer, und es gibt kaum noch Steinbrüche, in denen sie abgebaut werden dürfen. Deswegen kommen die Leute, hauptsächlich Stadtbewohner, nach hier draußen in die Cotswolds, wenn sie sich zu Hause einen Felsengarten oder eine kleine Gartenmauer anlegen wollen, und stehlen die Steine. Sie denken sich nichts dabei. Das Traurige ist, meistens handelt es sich um angesehene Leute, die überhaupt kein Unrechtsbewusstsein haben. Für sie ist es kein Diebstahl. Die Steine stammen von hier, und die Leute gehen davon aus, dass sie der Allgemeinheit gehören. Wenn sie ein Stück Mauer in schlechtem Zustand finden, dann denken sie: Oh, eine Ruine, niemand will die Steine, und nehmen sie mit nach Hause. Oder sie nehmen einen oder zwei
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