Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
von der Mauerkrone und denken, es würde schon nichts ausmachen. Aber sie irren sich. Es macht eine ganze Menge aus. Weil die Mauer dann noch weiter einstürzt, und wenn der Besitzer herkommt, um sie wieder zu reparieren, sind die Steine nicht mehr da, und statt einer kleinen Lücke hat er ein großes, klaffendes Loch vor sich.« Juliet war über die Trittleiter geklettert, während sie redete, und sprang auf der anderen Seite hinunter auf den schlammigen Pfad.
»Nehmen Sie sich vor den Brombeerranken in Acht!«, warnte sie Minchin, der ihr dicht auf den Fersen folgte.
»Hat man schon mal einen von diesen Steindieben geschnappt?«, fragte Minchin hinter ihr.
»O ja! Geoffrey, mein Bruder, kam eines Tages hier entlang und traf ein Paar an, das Steine in den Kofferraum seines Wagens lud. Sie waren im mittleren Alter und ordentlich gekleidet und unglaublich eingeschnappt, als er sie fragte, was zur Hölle sie eigentlich da machten. Er sagte ihnen, dass er sich ihr Autokennzeichen notiert hätte und die Polizei anrufen würde, sobald er wieder zu Hause wäre, in etwa fünf Minuten. Er fragte sie, ob sie vielleicht auch noch zum Haus des Besitzers fahren und dort Steine stehlen wollten. Sie drehten fast durch. Er befürchtete, der Mann könnte sich auf ihn stürzen. Dann fragte er: Angenommen, jemand führe zu Ihrem Haus, wo auch immer es steht, und würde dort Steine aus der Mauer brechen für seinen Garten? Sie beschimpften ihn auf die unflätigste Weise, die Frau noch mehr als der Mann. Und dabei hätte sie so nett und vernünftig ausgesehen, hat Geoffrey später erzählt. Wie dem auch sei, er zwang sie, die Steine auszuladen, und sah ihnen zu, bis sie davonfuhren. Er vermutete, dass sie zurückkehren würden, sobald er außer Sicht war, um die Steine wieder einzuladen.«
»Sie nahmen wohl an, dass man die Steine mitnehmen könnte«, sagte Minchin.
»Die Menschen nehmen eine Menge Dinge einfach an, nicht wahr? Weil sie die Dinge entweder nicht verstehen oder weil sie nach außen hin anders wirken, als sie in Wirklichkeit sind.«
»Man muss schon ziemlich blöd sein, um zu glauben, dass man Mauern einfach abreißen kann«, entgegnete Juliet.
»Oh, hier liegt ein toter Vogel. Sieht aus wie ein Buntspecht, aber irgendetwas hat ihm den Kopf abgebissen!« Minchin kam hinter ihr heran und schob den traurigen kleinen Kadaver mit der Fußspitze zur Seite.
»Verstehen Sie?«, sagte er.
»Es ist ganz leicht, irgendetwas über andere Leute anzunehmen, insbesondere, wenn sie einen anderen Hintergrund haben als man selbst.« Juliet bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick.
»Soll das eine Anspielung auf mich sein?«
»Nun ja, Sie scheinen zu glauben, dass Sie wissen, wie ich diesen Fall betrachte. Sie scheinen zu glauben, ich bin nicht imstande, irgendetwas zu sehen, es sei denn, es ist direkt vor meiner Nase wie dieser tote Vogel hier – und selbst dann muss man mich noch darauf stoßen.« Beide schwiegen sekundenlang, und die Stille wurde nur durchbrochen von knackenden Zweigen in den Tiefen des Wäldchens und dem Rascheln über ihren Köpfen, als irgendein größerer Vogel lärmend aus den Baumkronen aufflatterte.
»Eine Taube«, sagte Minchin, ohne nach oben zu sehen.
»Mein Großvater hat mich früher mitgenommen, auf die Taubenjagd. Er war ein Landmensch. Kent. Nette Gegend, Kent.«
»Oh, ich verstehe«, räumte Juliet ein.
»Tut mir Leid, wenn ich unhöflich geklungen habe. Aber Sie selbst sind auch nicht gerade ausgesprochen höflich, oder? Sie wissen beispielsweise ganz genau, dass ich keine Immobilienmaklerin bin!« Auf Minchins Gesicht erschien ein Grinsen.
»Selbstverständlich weiß ich das«, antwortete er.
»Aber Ihre Reaktion zu beobachten, wann immer ich Sie eine Maklerin nenne, macht es die Sache wert. Jedes Mal.« Sie riss die Augen auf und starrte ihn ungläubig an. Dann riss sie sich zusammen.
»Also … also das ist wirklich der Gipfel der Unverschämtheit!«
»Sehen Sie?«, grinste Minchin ungerührt.
»Sie haben wunderschöne Augen, wissen Sie das? Warum nur tragen Sie diese schrecklich altmodische Brille?« Meredith verbrachte einen großen Teil der Fahrt zur Arbeit am folgenden Morgen damit, eine plausible Schilderung der Ereignisse zurechtzulegen, die Adrians neugierige Fragen zurückweisen würde. Er sollte in der Lage sein zu begreifen, dass sie mit ihm nicht über die in die Angelegenheit verwickelten Personen sprechen konnte. Sie würde einfach sagen, es hätte einen Todesfall
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