Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
eine kurze Unterhaltung. Ich habe Sie im Gerichtssaal bemerkt. Ich berichte über den Oakley-Prozess. Das öffentliche Interesse daran ist groß, und ich habe mich gefragt, welcher Aspekt des Verfahrens Sie besonders interessiert? Sind Sie mit Mr. Oakley bekannt – oder vielleicht mit einem der Zeugen?«
    »Nein!«, schnappte die ältere Frau.
    »Es ist allein unsere Sache, warum wir hier sind, junger Mann, und es geht Sie nicht das Geringste an! Falls Sie uns weiterhin belästigen, werde ich nach der Geschäftsführerin rufen und bitten, dass man Sie hinauswirft.« Während sie sprach, ergriff sie Stanleys Visitenkarte und schob sie in die Brusttasche seiner Jacke zurück.
    »Und nehmen Sie die wieder mit!« Stanley war sofort klar, dass es wenig Sinn hatte, auf seinem Ansinnen zu beharren. Dieser alte Drache war bereit, die junge Frau in seiner Obhut gegen alles und jeden zu verteidigen. Stanley zog sich nach einem letzten Blick auf die reglos mit gesenktem Kopf dasitzende, verschleierte Frau zurück.
    »Nun?«, erkundigte sich Wood an jenem Abend bei seiner Tochter.
    »Was hältst du von der Verhandlung?«
    Wegen ihrer Abwesenheit tagsüber saßen sie über einem Abendessen aus kalter Schinkenpastete und eingelegtem Gemüse. Emily war untröstlich darüber, doch er hatte ihr eifrig versichert, dass kalte Schinkenpastete schon immer eines seiner Lieblingsessen gewesen war.
    Sie stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und das Kinn auf die verschränkten Hände.
    »Ich glaube, es ist ein großes Glück, dass ich hier bei dir leben kann. Mrs. Oakley war eine reiche Frau mit einem großen Haus und Dienstboten, aber sie war niemals glücklich und starb einen schrecklichen Tod, ganz gleich, wie er zu Stande kam. Hätte sie ihre Verbrennungen überlebt, hätte sie ausgesehen wie ich, voller Narben und erfüllt von Angst, dass die Menschen sie so sehen.« Nach einem Augenblick fügte sie ernst hinzu:
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Menschen so böse und verschlagen sein können.«

    »Nun, sie können es jedenfalls«, sagte Wood missmutig.
    »Was hältst du von dem Angeklagten?«
    »Er erinnert mich irgendwie an diesen streunenden Hund, der letztes Jahr in unserer Gegend durch die Straßen gerannt ist und so viel Ärger gemacht hat«, sagte Emily nachdenklich.
    »Erinnerst du dich noch? Es muss früher einmal ein wirklich schöner Hund gewesen sein. Er war kein Mischling, sondern irgendein Rassehund, aber er war so schmutzig und verhungert und wild geworden. Einige Leute beschlossen, ihn mit einem Netz zu fangen. Sie trieben das Tier in einen Hauseingang. Es wandte sich gegen sie, als sie sich näherten, und knurrte und schnappte, doch es schien irgendwie zu wissen, dass es seinen Häschern nicht mehr entrinnen konnte.« Emily stockte und bedachte ihren Vater mit einem nervösen Blick.
    »Und dann, im allerletzten Moment, als es bereits völlig unmöglich schien, machte es einen großen Satz über das Netz hinweg und entkam. Wir haben es nie wieder gesehen.« Wood schwieg nachdenklich. Nach einer Weile nahm er sich zusammen.
    »Und?«, fragte er so ruhig, wie es ihm möglich war.
    »Werden du und Mrs. Hayworth noch einmal nach Oxford fahren?«
    »O nein!«, antwortete Emily und errötete.
    »Ich schätze, ich war einfach nur neugierig, ganz gleich, was ich vorher gesagt habe. Meine Neugier ist jetzt befriedigt, und außerdem möchte ich dir diese Woche nicht noch einmal ein kaltes Abendessen zumuten.«
    KAPITEL 17

    »DAS IST eine eigenartige Geschichte«, sagte der Chief Constable Harrington Winsley. Er war ein kleiner, jähzorniger Mann mit einem sauber gestutzten Schnurrbart und militärischen Manieren. Er war zu einem früheren Zeitpunkt seines Lebens Soldat gewesen, und wie viele, die in den bewaffneten Streitkräften gedient hatten, neigte er dazu, nach den Queen’s Regulations oder ihrem Äquivalent zu greifen, sobald sich irgendwo ein Problem auftat.
    »Wie lautet Ihre Version dieser Angelegenheit?« Winsley verschränkte die Hände und legte sie auf die Schreibfläche eines riesigen Eichenschreibtischs, hinter dem er wie ein Zwerg wirkte. Wäre nicht dieses Glitzern von Macht in seinen Augen gewesen, ein unbefangener Beobachter hätte den Anblick des Chief Constable lustig finden können. Markby, der wusste, wie widersprüchlich und manchmal unberechenbar sein Vorgesetzter war, empfand die Situation alles andere als lustig. Noch gefiel es ihm sonderlich, nach
    »seiner Version« dieser Angelegenheit befragt

Weitere Kostenlose Bücher