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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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trocknete sich fertig ab, wählte eine schwarze Hose und ihren roten Pullover, steckte sich das Haar mit einem Kamm |89| hoch und schlüpfte in ein Paar schwarze Ballerinas mit goldenen Schleifchen. Heute Morgen war als Kleidungsstil schnell und lässig angesagt. Nein, nein, bloß kein Make-up. Sie war wie all die anderen Geisterspaziergänger ins Garrick’s Head geladen. Doherty wollte sie da befragen, wo alles angefangen hatte.
    »Also dann mal los«, murmelte sie vor sich hin. Sie ging im Kopf all die Dinge durch, die noch zu tun waren, ehe sie das Hotel verlassen konnte.
    Zunächst begab sie sich in die Küche und begrüßte ihren Chefkoch Smudger. Nebenbei erkundigte sie sich, ob die Vorräte an Tiefkühlgemüse noch ausreichen würden. Er wurde ein wenig rot und murmelte, man müsste wohl Erbsen nachbestellen.
    Smudgers Hilfstruppen flitzten bereits hin und her und kümmerten sich um ihre Aufgaben. In der Küche war nur das Klappern der Töpfe und Pfannen, das Zischen des Gases und ab und zu der dumpfe Schlag einer zugeworfenen Kühlschranktür zu hören. Dass hier nicht gesprochen wurde, war nichts Neues. Chefkoch Smudger war ein Morgenmuffel. Morgens hielten die Küchenangestellten im Green River den Ball flach und konzentrierten sich auf ihre Arbeit. Besser, als sich den Kopf abreißen zu lassen.
    Das andere Geräusch war das Knurren von Honeys Magen. Das sind die Nerven, entschied sie. Zum Teufel mit der Diät. Dagegen musste sie was unternehmen.
    Im Speiseraum gab es Toast. Honey folgte dem Duft, sagte den frühstückenden Gästen Guten Morgen und nahm sich eine knusprige Scheibe. Nur ein bisschen Butter …
    Knurrend protestierte ihr Magen. Es war nicht klug, derlei zu ignorieren. Noch ein bisschen mehr Butter, dann ein Löffelchen … nein, ein ordentlicher Löffel Orangenmarmelade. Lecker!
    Sie aß im Gehen, hatte die Scheibe Toast bereits verschlungen, ehe sie beim Empfang ankam. Unterwegs schaute sie noch einmal in der Damentoilette vorbei. Sie überprüfte im Spiegel, ob |90| ihr auch keine Krümel im Mundwinkel klebten. Oder sonst verräterisch glänzende Butterspuren zu sehen waren.
    Noch ein rascher Blick. Sah sie schon dicker aus? Schwer zu sagen. Und doch war die Zeit für eine kleine Predigt gekommen.
    »Okay, also du hast gesündigt. Ja und? Ein bisschen von dem, was man gern mag, tut immer gut.« Ihr Spiegelbild schaute schuldbewusst zurück.
    Man kam einfach nicht drum herum: Sündigen war köstlich. Wenn sie mittags einen Salat aß, war sie wieder in der Spur, was die Diät betraf. Desgleichen zum Abendessen. Und bloß keinen Wein trinken!
    Sie ging zum Empfangstresen.
    Heute Morgen hatte Lindsey frei und schlief aus. Anna hatte Dienst.
    Honey schaute die Rechnungen der Gäste durch, die heute abreisen wollten. Es war alles in Ordnung.
    »Alles unter Kontrolle«, sagte Anna und bestätigte, was Honey bereits wusste.
    Honey hatte das Gefühl, als betrachtete die Empfangsdame sie prüfend.
    »Sie wissen doch, dass ich das immer richtig mache, Mrs. Driver.«
    Es klang beinahe beleidigt – zumindest schwang ein fragender Ton mit.
    »Natürlich.«
    Honey klappte den in Leder gebundenen Terminkalender auf und schrieb ihre Termine für den Tag hinein, las sie Anna vor, während sie schrieb.
    »Zunächst zum Garrick’s Head. Ich weiß nicht, wie lange ich da brauche«, sagte sie.
    »Beinahe hätte ich es vergessen. Ihre Mutter hat angerufen«, begann Anna. »Sie hat gesagt, sie sollten unbedingt hier auf sie warten. Sie ist schon unterwegs.«
    Genau in diesem Augenblick flog die Doppeltür auf – Mahagoni mit Messingbeschlägen und alten Originaltürgriffen.
    »Hannah!«
    |91| Die Kleidung ihrer Mutter bildete einen lebhaften Kontrast zu den eher gedeckten Tönen des Regency-Interieurs. Lacroix. Leggings in pistaziengrün, lila und weiß, dazu ein Blouson in Mauve. Die Wildlederstiefel waren farblich auf die Jacke abgestimmt. Der Lippenstift ebenfalls.
    Anna blinzelte.
    Honey setzte die Sonnenbrille auf.
    »Mutter, ich habe wirklich keine Zeit. Ich muss zum Garrick’s Head.«
    Ihre Mutter schnaufte und starrte wütend auf ihre Armbanduhr. »So früh am Tag?«
    »Ich gehe nicht auf einen Drink da hin. Es ist eine Polizeisache.«
    Zwischen ihrer Mutter und dem Empfangstresen war eine kleine Lücke. Honey schlängelte sich geschickt dazwischen hindurch, den Rücken flach an den Tresen gedrückt. Das war kein sehr gelungenes Ausweichmanöver, obwohl eine kleine Seitwärtsbewegung sie beinahe aus

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