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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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arbeitet bei Assured Security Shredding. Er ist ein schleimiger Widerling, und Sie können ihn mit Handkuss haben!«
    Ehe Honey sich erkundigen konnte, was den Widerling so schleimig machte, war bereits die Tür krachend zugefallen.
    »Heutzutage scheint es immer mehr Widerlinge zu geben«, sagte sie zu Lindsey, als sie zum Auto zurückgingen.
    Den Widerling, der die Polizistin überfallen hatte, erwähnte sie mit keinem Wort. Es reichte, dass sie davon wusste und Angst |214| vor ihm hatte. Es wäre zwecklos gewesen, auch Lindsey davon zu erzählen. Dann hätten sie sich nur beide vor Angst in die Hosen gemacht.
    Lindsey schwieg und schien in sich gekehrt. Honey widerstand der Versuchung, sie zu fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei. Sie vermutete, dass es etwas mit diesem mysteriösen Freund zu tun hatte. Sie wandte den Blick ab, war wild entschlossen, sich nicht aufzudrängen. Lindsey würde schon reden, wenn ihr danach zumute war. Und bis dahin vertraute Honey felsenfest darauf, dass ihre Tochter vernünftig sein würde.

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    |215| 43
    Steve Doherty stand vor dem Empfangstresen des Green River Hotel. Die Hände hatte er tief in den Taschen seiner schwarzen Lederjacke vergraben.
    Das Green River war nicht unbedingt das beste Haus am Platze, aber er hatte in dieser Umgebung doch das Gefühl, ziemlich schäbig auszusehen. Seine verschossene Jeanshose trug einiges zu diesem Eindruck bei. Desgleichen die abgeschabte Lederjacke. Doch er durfte sich nicht einschüchtern lassen. Hier ging es ums Geschäft. Um eine Polizeisache.
    Er stand leicht breitbeinig da. Es war eine Trotzhaltung, eine Defensivtaktik. Das half ihm allerdings hier nicht weiter.
    Völlig unbeeindruckt linste Gloria Cross über ihre goldgeränderte Lesebrille. Sie war wie immer makellos gepflegt. Heute trug sie ein limettengrünes Kleid mit tiefer Taille und marineblauen Paspeln. Er hatte schon vermutet, dass sie ihn abblitzen lassen würde. Er hatte recht gehabt.
    »Sie versteckt sich nicht unter dem Schreibtisch, falls Sie meinen, dass ich Sie anlüge.«
    Steve lächelte unsicher. Außer Gloria Cross hatte niemand diese Wirkung auf ihn. »Geht schon in Ordnung.«
    Er trollte sich. Sobald er wieder draußen auf der Pulteney Street stand, überlegte er, was Gloria eigentlich am Empfang verloren hatte. Hatte sie mittwochs nicht immer Dienst in diesem Laden?
    Verdammt, danach würde er sich jetzt nicht erkundigen! Er wusste, wann er auf Granit gebissen hatte.
    Draußen staute sich der Verkehr bis hin zur Verkehrsinsel am Ende der Straße. Ein weißer Kastenwagen versuchte, in die schmale Straße neben dem Hotel einzubiegen. In Erinnerung an |216| seine Ausbildung und seine Zeit als Verkehrspolizist trat Steve auf die Straße und hob den Arm, um den Verkehr anzuhalten. Der Lastwagen bog ein, und der Fahrer hupte kurz, um sich zu bedanken. Dann fuhr er an die Bordsteinkante. Er blieb vor einem Laden stehen. Steve verrenkte den Hals, um besser sehen zu können. Soweit er wusste, gab es dort nichts zu kaufen. Der ans Hotel angebaute Laden stand leer. Das musste der neue Pächter sein, überlegte Steve. Na ja, so schnell ging das manchmal. Er war einfach nicht auf dem Laufenden.
    Steve holte tief Luft und schlenderte wieder auf den Bürgersteig zurück. Er schaute auf die Uhr, blickte dann über die Schulter, um festzustellen, ob ihm jemand folgte. Da war niemand. 

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    Nach ihrem sechzigsten Geburtstag hatte Gloria Cross es aufgegeben, zehn Zentimeter hohe Stöckelabsätze zu tragen. Es war weder der Würde noch den Knochen einer älteren Dame zuträglich, wenn sie über lose Pflastersteine stolperte. Als Kompromiss hatte sie sich statt dessen mit Unmengen von Schuhen mit niedrigeren Pfennigabsätzen eingedeckt. Sie hatte Paare in allen Farben des Regenbogens: von Schwarz über Braun, Beige und Rot bis zu Marineblau, Lila und Zartviolett. Und wenn sie dazu kein farblich passendes Outfit hatte, zog sie los und kaufte eins.
    »Ich muss jetzt weg«, sagte sie knapp zu Anna, die gerade eben erst von einer Toilettenpause zurückkam.
    Und schon war sie quer durch den Empfangsbereich gesaust, wie ein Spürhund auf der Fährte. Die Eingangstüren des Hotels schwangen mit lautem Krachen auf und wieder zu, als sie nach draußen preschte. Sie stöckelte um die Ecke in die Nebenstraße, blieb stehen und wirkte höchst zufrieden. Der Umzugswagen war gekommen, und sie hatte die Ladenschlüssel in der Tasche. Honey würde keinen Ärger machen. Das

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