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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fassung und schaute mit kugelrunden Augen zu. Ihre Mutter und deren Freundinnen sprachen alle gleichzeitig. Die armen Kerle aus dem Lastwagen wurden herumkommandiert wie kleine Hündchen an der Leine.
    »Nicht hierhin, da drüben …«
    »Vorsicht damit!«
    »Nein, ich habe gesagt, parallel zum Fenster. Parallel! So!«
    Es war keine militärische Operation, aber viel hätte nicht gefehlt. Honey hatte versucht, den eifrigen Damen aus dem Weg zu gehen und auf keinen Fall mit anzupacken. Aber schließlich war sie doch in die Aktion mit einbezogen worden.
    Diese reifen Mädchen wussten ganz genau, was sie wollten, und sie sorgten dafür, dass sie es auch bekamen. Nach einer Weile war Honey sicher, dass sie sie gackern hörte wie alte Hennen.
    Sie hatte eine Zeitlang die Kontrolle verloren, aber einreißen durfte das nicht. Sie musste dafür sorgen, dass alle wussten, wer hier das Sagen hatte. Es ging ums Prinzip.
    »Aber nur so lange, bis ihr einen neuen Laden gefunden habt. Ist das klar?«
    Falls die drei das gehört hatten, ließen sie es sich zumindest nicht anmerken. Sie waren zu sehr in ihrer eigenen Welt versunken. Ihre Hände glitten über Shantungseide, streichelten liebevoll über französische Spitze.
    Honey lächelte und hoffte, dass sie in dem Alter auch noch so viel Begeisterung für irgendetwas aufbringen würde.
    Aber bleiben kann der Laden nicht, ermahnte sie sich erneut. Und wenn sie nicht willens sind, selbst einen neuen Laden zu suchen, dann musst du es eben für sie machen. Hatte sie nicht schon damit angefangen?
    »Moment. Kleinen Augenblick mal!«
    Drei ältere Damen schauten sie an. Zwei davon beäugten sie durch dicke Brillengläser.
    |221| Honey holte tief Luft. Drastische Situationen erforderten drastische Maßnahmen. Cameron Wallace hatte eine alternative Unterkunft versprochen. Sie hatte es nicht über sich gebracht, ihn anzurufen. Cameron war jemand, der Frauen mit Champagner und Trüffeln verwöhnte – gar nicht ihr Typ. Sein Angebot, einen neuen Laden zu finden, war an eine Einladung zum Abendessen gekoppelt gewesen. Jetzt musste sie wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.
    Honey umriss ihren Plan. »Er hat uns das angeboten«, sagte sie und richtete den Kommentar an ihre Mutter. »Diese Seitenstraße hier ist zudem meilenweit von der Hauptstraße entfernt. Ich wette, er hat Läden in besserer Lage.«
    Was Honey sagte, klang vernünftig. Die Nebenstraße beim Hotel lag weit weg vom Stadtgetümmel. Hier kam niemand zufällig vorbei. Auf der Pulteney Street selbst waren gar keine Geschäfte. Die fingen erst weiter in Richtung Stadtmitte an.
    »Das wäre gut«, antwortete Margaret. »In dem anderen Laden hatten wir immer jede Menge Laufkundschaft, und der hier ist wirklich ein bisschen weit ab vom Schuss.«
    Ihre Mutter verengte die Augen zu Schlitzen und runzelte die Stirn. Alt war sie, aber nicht dumm. »Je mehr Leute vorbeikommen, desto mehr klingelt die Kasse«, verkündete sie schließlich. Plötzlich wurde es Honey ganz schwummrig im Kopf. Sie schaltete auf blitzschnelle Aktion um. Sie hatte ihr Mobiltelefon an einem dünnen Lederriemen um die Taille hängen. So musste sie nicht immer in der Tasche wühlen oder sich selbst anrufen, wenn sie das blöde Ding wieder einmal verlegt hatte. Es war schrecklich, wenn einem ein Gerät selbst mitteilen musste, wo es war. Honey rief bei Cameron Wallace an. Er war sofort am Apparat.
    »Hallo. Wie geht es Ihnen?«
    Der Klang seiner Stimme brachte sie aus dem Tritt. Er hatte ihr die direkte Durchwahlnummer gegeben. Sie war geistig und seelisch darauf eingestellt gewesen, es mit der persönlichen Assistentin zu tun zu bekommen. Aber das war kein Problem! Damit kam sie schon klar.
    |222| »Es geht um den Laden, den Sie meiner Mutter versprochen haben. Wie schnell ließe sich das in die Wege leiten?«
    Sie stellte sich sein triumphierendes Lächeln vor. Sie wusste, was nun kommen würde.
    »Haben Sie heute Abend Zeit?«
    Darauf musste sie einfach mit Ja antworten.
    »Ja, das ließe sich einrichten.«
    »Wann können Ihre Mutter und deren Freundinnen den Mietvertrag übernehmen?«
    »Heißt das soviel wie: Wann können sie einziehen?«
    »Wenn Sie das möchten.«
    »Wie wäre es mit heute? Innerhalb der nächsten Stunde?«
    Ein sonores, kehliges Lachen ertönte. »Ich lasse die Schlüssel gleich hinschicken. Kann Ihre Mutter in einer Stunde dort sein?«
    »Darauf können Sie wetten.«
    Er nannte ihr die Adresse. Beau Nash Passage Nummer Sechs.

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