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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schnappte ihn sich und drückte ihm einen Kuss auf beide Wangen. »Abgemacht!« Clint schlenderte ungerührt weiter. »Armes Schwein!«, murmelte sie hinter ihm her.
    »Üble Arbeit?«, vermutete Doherty.
    »Absolut widerlich.«
    Draußen blieb sie stehen und rief bei ihrer Mutter an.
    »Habt ihr den Laden?«
    »Alles unterschrieben, verbrieft und besiegelt.«
    »Ihr habt den Mietvertrag unterschrieben?«
    »Das habe ich dir doch gerade gesagt.«
    »Prima.«
    Als nächstes telefonierte Honey mit Cameron Wallace und verkündete ihm die schlechte Nachricht. »Tut mir leid. Hier im Hotel hat sich ein Notfall ergeben. Könnten wir das Essen auf ein anderes Mal verschieben?«
    »Ich nehme an, Ihre Mutter ist bereits in den Laden eingezogen?«
    Sie merkte, wie sie errötete. Na gut, das war ein bisschen hinterhältig gewesen. Aber, zum Teufel, er hatte schließlich den vorigen Mietvertrag des Second Hand Rose gekündigt.
    »Wir können gern an einem anderen Tag ausgehen. Wie sieht denn Ihre Terminplanung aus?« Dann überredete er sie, mit ihm eine Verabredung für einen anderen Termin zu treffen.
    »Es ging nicht anders«, entschuldigte sie sich bei Doherty, der jedes Wort mitgehört hatte.
    »Deine Mutter hätte doch heute Abend mit ihm essen gehen können.«
    »Du bist aber schlecht drauf. Warum das denn?«
    Er verzog den Mund, sagte aber nichts.
    Sie schaute ihn an. »Hast du mir was zu sagen?«
    Er rückte mit der Sprache heraus.
    »Ich habe eine persönliche Trainerin engagiert. Sie ist sehr gut.«
    Sie durchbohrte ihn mit den Augen. »Eine
blonde
persönliche Trainerin?«
    Er zuckte die Achseln. »Die hatte gerade Zeit für mich.«
    »Na klar!«

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    Sie machten sich auf den Weg zu Simon Taylors Wohnung.
    Ein Straßenmusikant und eine »Lebendige Statue« wetteiferten um den besten Platz in der Fußgängerzone der Union Street. Ein Straßenmaler ergriff die gute Gelegenheit beim Schopf und malte flugs mit Pastellkreiden ringsum bunte Bilder auf den Asphalt.
    Eine Gruppe von Tagestouristen trottete über den Queen Square. Noch waren nicht viele Autos unterwegs. In der Stoßzeit würde der Straßenverkehr dramatisch zunehmen, wenn jedermann versuchte, den Platz zu umrunden, um nach Hause zu kommen. Danach spürte man wieder etwas vom alten Zauber der Stadt. An manchen Orten konnte man sich leicht vorstellen, wie es hier früher einmal gewesen sein mochte. Auf einigen Plätzen marschierte um Mitternacht noch die römische Geisterlegion vorbei.
    Sie fuhren rasch den Snow Hill hinter den Hochhäusern des städtischen Wohnungsbauprogramms hinauf. Das Mietshaus, in dem Taylor lebte, stammte aus dem Jahr 1810. Es hatte elegant geschwungene Erkerfenster mit dunkelgrün gestrichenen Holzelementen und Tüllgardinen. Tüllgardinen sehen in kaum einem Haus gut aus. In einem alten Gebäude verkünden sie: Mir ist Mode völlig schnuppe. Mir ist sogar egal, ob meine Fenster auf die Straße fallen.
    Ein Blick auf Mrs. Taylor bestätigte, dass sie und ihr Haus blendend zusammenpassten. Die Zeit hatte diese Frau irgendwie vergessen. Sie war das Produkt einer Epoche, aus der sie sich niemals fortbewegt hatte. Sie trug eine beige Strickjacke, braune hoch geschlossene Hausschuhe und einen karierten Rock mit Kellerfalten. Um den Hals hatte sie sich lose ein mit Reitpeitschen |227| und Springpferden verziertes Tuch geschlungen. So hielt sie die schlaffe Haut, die an einen Truthahn erinnerte, ein wenig unter Kontrolle.
    Nachdem sie sich vorgestellt hatten, verkündete Steve, er würde gern mit ihrem Sohn Simon sprechen.
    Die Augenbrauen der älteren Dame waren zwei gezupfte, mit einem Stift nachgemalte dünne Linien. Wenn Mrs. Taylor die Stirn runzelte, bildeten sie ein vollkommenes V.
    »Was woll’n Sie denn von dem?«
    »Routinebefragung«, antwortete Doherty.
    »Nee, er is nich da.«
    »Wo ist er denn?«, hakte Doherty nach.
    »Bei der Arbeit natürlich.« Endlich klang es wie Englisch. »Bei Assured Security Shredding.«
     
    Honey spürte, wie ihr ganz warm wurde. »Ich glaube, Ihre Ladyschaft hat gedroht, ihn auffliegen zu lassen.«
    Steve zog nachdenklich die Stirn kraus. »Das wissen wir aber nicht sicher.«
    »Ich habe Lindsey darauf angesetzt.«
    Natürlich wollte sie, dass der Fall endlich gelöst wurde, aber sie hatte noch Zweifel. Gut, dieser Titel war vielleicht nicht echt. Aber war das Grund genug für Simon, um Wanda Carpenter bzw. Lady Templeton-Jones umzubringen? Nur weil sie ihm mit einer Anzeige gedroht

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