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Mord

Mord

Titel: Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ludwig Kröber
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zurück, ließ es nun gut sein mit Treten und sicherte sie ab, schaute, ob jemand kam. Franz ärgerte sich, dass die beiden so dalagen und sich nicht mehr rührten und man immer nur so in die Masse trat, wie gegen einen Sandsack. Er winkte Willy herbei: «Komm, ich zeig dir das mal», kniete sich auf den Rücken von Stolp und zog dessen Kopf an den Haaren hoch, sagte Willy, er solle zutreten, ins Gesicht. Willy nahm einen kurzen Anlauf und trat zu, etwas Blut spritzte Franz ins Gesicht.
    Ihnen war klar, dass hinterher nichts mehr heil an den beiden wäre, aber das war jetzt auch egal. Als Gerd Stimmen von Leuten hörte, die sich nähern könnten, rief er: «Schnell hier hoch.» Sie blickten nach oben, zum Friedhofszaun über ihnen, und schleiften die bewusstlosen Männer die Böschung hoch. Es war schwer, Gerd rutschte aus und schlidderte die Schräge wieder hinunter, Willy lachte, laut und meckernd, Gerd schnauzte ihn an. Schließlich hievten sie schnaufend beide Körper über den Maschendrahtzaun und stiegen selbst hinterher. Auf dem Friedhof war es ziemlich finster, aber man konnte alles erkennen: die Wege, die hohen Linden rechts und links des einzigen Weges, der den Friedhof wie ein Mittelscheitel durchzog. Sie trugen beide Männer noch ein Stück weiter und legten sie bäuchlings neben ein Grab. Jan Peter setzte sich mit dem Hintern auf den Grabstein und steckte sich eine Zigarette an. Der Friedhof war nicht voll, es gab größere leere Flächen, wo das Gras wuchs mit Gänseblümchen dazwischen und Löwenzahn; Jan Peter sah im Dunklen die weißen Pünktchen der Blüten. Zunächst sagte keiner was, aber allen war klar, dass die beiden nicht überleben sollten, dass die jetzt eh schon zu kaputt waren. Außerdem, dass sie wegen denen nicht in den Knast wollten. Sie fingen wieder an zu treten, fast nur noch gegen den Kopf, bei beiden. Jetzt saß Jan Peter auf dem Rücken von Stolp, zog dessen Kopf hoch, und Franz trat ihm ins Gesicht. Einmal, wieder, noch mal.
    Dann soll Franz gesagt haben: «Die schlagen wir tot!», und Jan Peter und Willy antworteten: «Ja, die schlagen wir tot!» Gerd hielt sich zurück, sein Fuß schmerzte. Jan Peter entdeckte einen Baumstamm, etwas länger, als Franz groß war, sie konnten ihn mit beiden Händen nicht ganz umfassen. Den nahmen sie zu zweit, hoben ihn hoch und schmetterten ihn mehrfach auf beide Männer. Dann stellten sie den Buchenstamm Stolp auf den Kopf und ließen ihn umfallen auf seinen Körper. Dasselbe machten sie bei Körner, von dem es kein sichtbares Lebenszeichen mehr gab. Gerd sagte schließlich: «Nun ist genug. Hört auf, es reicht!» In der Mitte des Friedhofs stand eine große alte Hebelpumpe, Jan Peter ergriff den Schwengel, sie hielten ihre Schuhe unter das laufende Wasser und spülten das Blut ab.
    Jan Peter und Willy waren als Erste vom Friedhof weg und gleich verschwunden. Franz und Gerd machten sich noch etwas länger an der Pumpe zu schaffen, gingen dann nach Hause, zur Mutter. Dort wuschen sie sich noch mal richtig und wechselten die Oberhemden.
    Die Frauen saßen vor dem Fernseher. Franz setzte sich dazu. Was da lief, im Fernseher, interessierte ihn nicht. Was sollte er hierbleiben, der Abend war noch nicht zu Ende. Zigaretten hatte er auch keine mehr. Franz brauchte etwas zu rauchen, er sagte: «Ich geh noch mal.» Der Mutter, die nicht wollte, dass er noch mal loszog, wo er so zerzaust angekommen war, sagte er, dass er nach Jan Peter schauen wolle, dass der keinen Scheiß baue. Das war ehrlich, da konnte er ja gleich mal nach gucken, wahrscheinlich war der in der Gaststätte vom Kulturhaus, und das Kulturhaus war keine hundert Schritt entfernt. Gerd kam mit raus, ging aber weiter, wieder zur Anlage.
    Ins Kulturhaus kam Franz nicht rein, da lief eine geschlossene Veranstaltung. Er fragte einen von den Jungs, die auf dem Podest vor dem Kulturhaus herumlungerten, nach Zigaretten. «Nee», sagte der, «da musst du hochkommen.» Franz sprang auf das Podest, stieß ihn zu Boden und zog ihm eine Zigarettenpackung aus der Brusttasche seines Hemdes, holte eine Zigarette heraus und warf ihm die Packung wieder hin. Da umfasste ihn von hinten ein Fremder, fragte, was das solle, er solle das sein lassen. Franz sagte gereizt: «Halt dich raus!», und schon ging es los: Der Fremde schlug zu, oder Franz schlug zu, so ging es weiter, dann kam noch ein Mann dazu, und plötzlich war auch Jan Peter dabei. Das muss wohl so gewesen sein, es gab mehrere Zeugen. Schließlich

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