Mordkommission
Betrag verwendete er für den Einkauf von Lebensmitteln
für sein Lokal, mit einem weiteren Teil der Beute beglich er die drückendsten Spielschulden und den Rest verzockte er beim
Glücksspiel. Den Schmuck verschenkte er, das Handy warf er in der Nähe seiner Wohnung in einen Abfalleimer.
Schmuck und Handy blieben verschwunden. Auf die Frage, warum er so ruhig reagiert habe, als er um die Abgabe der Speichelprobe
gebeten wurde, und dies, obwohl er am Tatort doch stark geblutet hatte, erwiderte er, dass er überzeugt |138| war, niemand könne dem Blut ansehen, von wem es stamme. Hätte er gewusst, dass er dadurch als Mörder überführt werden würde,
so hätte er sich gegen die Speichelprobe zur Wehr gesetzt. Meine Kollegen und ich blickten uns an; keiner sagte etwas, aber
alle dachten dasselbe – das war wieder einmal verdammt knapp gewesen!
Wenige Wochen später erhängte sich der Täter in der Untersuchungshaft und entzog sich dadurch der irdischen Gerechtigkeit.
|139| Gefahren der Großstadt
Sie war voller Lebensfreude und Tatendrang, 20 Jahre jung, erfolgreich, und sie hatte die Ängste ihrer Mutter zerstreut, die sie inständig angefleht hatte, nicht in die
Großstadt zu ziehen, weil es dort so gefährlich sei. Am Tag nach ihrem Umzug traf Britta G. auf ihren Mörder.
Es war eine Traumkarriere: Innerhalb eines Jahres gelang Britta G. der Aufstieg von einer einfachen Verkäuferin in Landshut
zur stellvertretenden Filialleiterin in einem großen Supermarkt in einem Vorort von München. Ihre Mutter machte sich große
Sorgen um ihre Tochter, als sie erfuhr, dass sie in die Nähe ihrer neuen Arbeitsstelle ziehen wollte. Sie war doch noch so
jung und kannte niemanden in der großen Stadt, in der für ihr Töchterchen überall Gefahren lauerten. Doch Britta G. ließ sich
nicht von ihrem Vorhaben abbringen, sie suchte und fand schließlich eine geeignete Wohnung. Erst am Vortag war sie umgezogen,
in ihrer Wohnung herrschte noch das nach einem Umzug übliche Durcheinander. Im Supermarkt war an diesem Freitag die Hölle
los, und ausgerechnet heute war ihr Chef nicht im Laden. Trotz aller Belastungen meisterte Britta ihre Aufgabe ohne Fehler.
Als mein Telefon klingelte, war es nicht nur mit meinem Feierabend vorbei. Ein Kollege der Bereitschaftskommission teilte
mir mit, dass in einem Supermarkt im Osten Münchens die Substitutin im Keller von einem unbekannten Täter niedergeschlagen
und so schwer verletzt worden war, dass sie noch am Tatort ihren Verletzungen erlegen war. Ich bahnte mir knapp fünfzehn Minuten
später mit Sondersignalen mühsam einen Weg durch den Berufsverkehr, vorbei an fröhlichen Menschen, die sich auf ein gemütliches
Wochenende im warmen Zuhause freuten.
Nach einer halben Stunde hatte ich den Tatort erreicht. Den Mitarbeitern des Marktes, die in Grüppchen zusammenstanden, stand
der Schock in die Gesichter geschrieben. |140| Während die Besatzungen mehrerer Streifenwagen das Gelände weiträumig abgesperrt hatten, ließ ich mir von meinen Kollegen
einen ersten Überblick über die Geschehnisse geben. Demnach war das Fehlen der jungen Frau erstmals gegen 17 Uhr aufgefallen, als man sie an einer Kasse benötigte und sie sich trotz wiederholter Ausrufe über die Lautsprecheranlage
nicht meldete. Immer wieder versuchte man, sie zu erreichen, aber ihr Büro war leer und sie war nirgends aufzufinden. Gegen
18 Uhr machten sich schließlich mehrere Angestellte des Marktes daran, gezielt und systematisch nach ihrer Chefin zu suchen.
Schließlich gelangte die Suchmannschaft auch in die Lagerräume im Keller. Zunächst fand sich auch hier kein Hinweis auf den
Verbleib von Britta G., bis einer der Angestellten zwei Rollcontainer beiseiteschob, die den Zugang zum Heizungskeller versperrten.
Entsetzt starrte er auf den Boden: Vor ihm lag seine Chefin mit schwersten Kopfverletzungen in einer großen Blutlache! Es
war inzwischen 18.50 Uhr.
Obwohl der alarmierte Notarzt schnell zur Stelle war, konnte er das Leben der Frau nicht mehr retten. Sie starb unter seinen
Händen im Keller ihrer neuen Arbeitsstelle, auf die sie so stolz gewesen war.
Ich musste mich gewaltsam vom Anblick der jungen Frau losreißen, die blutüberströmt auf dem staubigen Betonboden lag, die
noch vor knapp zwei Stunden glücklich gewesen war und bestimmt voller Zukunftspläne, und deren fröhliches Lachen nun nie wieder
ertönen würde. Ich zwang mich dazu, in
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