Mordkommission
türkische Tatverdächtige konzentrierte.
Übrigens: Unmittelbar nach der Tat hatten sich der Begleiter des Getöteten und einige seiner Kollegen sehr abwertend über
die Ermittlungsarbeit der Münchner Polizei geäußert. »In tausend Jahren« würden wir die »ausländischen« Täter nicht bekommen.
Als wir ihnen bereits nach wenigen Tagen mitteilten konnten, dass wir die Verdächtigen festgenommen hatten, revidierten die
Zweifler ihre Meinung über die Münchner Polizei grundlegend, was uns freute.
|198| Todesurteil Scheidung
Eine grausame Beziehungstat ereignete sich am helllichten Tag auf offener Straße in einer ruhigen Vorortgemeinde nördlich
von München. Ein irakischer Kurde stach seine Frau nieder, übergoss sie mit einer brennbaren Flüssigkeit und zündete sie an.
Das alles spielte sich vor den Augen ihres kleinen Sohnes ab. Die Frau, so teilte mir der Kollege vom Kriminaldauerdienst
mit, lag in einer Spezialklinik für Schwerstbrandverletzte, doch habe sie keine Chance, die Verletzungen zu überleben. Den
Täter hatte man festgenommen.
Der Bereitschaftsbeamte der Staatsanwaltschaft bat darum, ihn abzuholen und zum Tatort mitzunehmen. Mit Blaulicht und Sirene
bahnten wir uns einen Weg durch den abklingenden Berufsverkehr. Zähflüssig rollte der Verkehr auf der Autobahn in Richtung
Nürnberg, sodass es höchste Konzentration erforderte, zwischen den langsam fahrenden Kolonnen hindurchzusteuern, ohne einen
Unfall zu riskieren. Nach einigen Minuten schlossen weitere Einsatzfahrzeuge auf, und so erreichten wir schließlich in einem
kleinen Konvoi den Tatort. Der Straßenzug war beidseitig weiträumig mit Flatterleinen abgesperrt worden. Mitten auf der Fahrbahn
stand der weiße Ford Mondeo des Täters mit geöffneten Türen.
Nach allem, was bislang bekannt war, handelte es sich bei dem Opfer um eine junge irakische Kurdin, die gerade eben von ihrem
Mann geschieden worden war. Zusammen mit ihrem fünfjährigen Sohn war die Frau auf dem Heimweg von dem Scheidungstermin, als
urplötzlich ihr Exmann mit seinem Fahrzeug auftauchte, das Fahrzeug mitten auf der Fahrbahn stark abbremste und aus dem Auto
sprang. Offensichtlich hatte er ihr gezielt aufgelauert. Während das Fahrzeug mit laufendem Motor auf der Fahrbahn stand,
lief er auf seine völlig überrumpelte Frau auf dem Gehweg zu, die wegen ihres Sohnes keinen |199| Fluchtversuch unternehmen konnte. Wie von Sinnen und ohne jede Vorwarnung begann der Mann mit einem Messer, welches er bereits
in der Hand hielt, auf Kopf und Oberkörper seiner Frau einzustechen. Durch mehr als ein Dutzend tiefer Messerstiche schwer
verletzt und stark blutend, flüchtete die Frau laut schreiend an ihrem Mann vorbei auf die gegenüberliegende Straßenseite.
Der folgte ihr jedoch, sodass die Frau mit letzter Kraft wieder zu ihrem Sohn zurücklief. Jetzt rannte der Täter zu seinem
Fahrzeug, nahm eine mit Benzin gefüllte Flasche vom Beifahrersitz und folgte abermals seiner Frau, die aufgrund ihrer schweren
Verletzungen nicht mehr in der Lage war, dem nun folgenden furchtbaren Geschehen zu entkommen.
Mittlerweile waren zahlreiche Anwohner und Passanten durch die gellenden Schreie aufmerksam geworden und hatten sich zum Teil
dem Täter bereits bis auf wenige Meter genähert. Sie alle und auch der fünfjährige Sohn des Opfers, der voller Entsetzen nur
wenige Schritte neben seiner Mutter stand, mussten nun hilflos mit ansehen, wie der Täter seine Exfrau mit dem Benzin aus
der Flasche übergoss und dann anzündete. Unter qualvollsten Todesschreien brach die Frau lichterloh brennend neben ihrem Kind
zusammen. Der Täter war unterdessen seelenruhig zu seinem Fahrzeug zurückgegangen und beobachtete von dort aus den Todeskampf
seines Opfers. Ein Polizeibeamter, der in seiner Freizeit zufällig in der Gegend war, nahm den Täter noch am Tatort fest,
während Anwohner und Passanten mit Wasser und Decken die Flammen erstickten. Das Opfer wurde durch ein Notarztteam noch in
eine Spezialklinik eingeliefert, verstarb aber kurz darauf. Fünf Angehörige des Kriseninterventionsteams waren mittlerweile
am Tatort eingetroffen und hatten die Betreuung der Augenzeugen übernommen. Der Junge wurde in die Obhut einer Familie gegeben,
da bei einer Notunterbringung in einem Kinderheim keine sofortige psychologische Betreuung gesichert war.
Wie unsere weiteren Ermittlungen und letztlich auch die Aussagen der Zeugen und Beteiligten vor der
Weitere Kostenlose Bücher