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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Kosmetikspiegel auf und sah nach hinten.
    »Suchst du den
dunklen BMW ?«, fragte Christoph.
»Der ist nicht wieder aufgetaucht.«
    »Sagte ich doch. Das
war eine Mutti, die zum Einkaufen gefahren ist. Die denkt gar nicht daran,
wieder zurückzufahren, sondern sitzt jetzt mit einer Freundin im ersten Stock
in der Friedrichstraße. Da gibt es ein urgemütliches, richtig plüschiges Café.«
    »Ich denke, du
kennst Heide nicht?«, warf Christoph ein.
    »Natürlich kenne ich
Heide. Und deshalb bin ich auch Oberkommissar.« Große Jäger klappte den Kosmetikspiegel
zurück, kroch förmlich in den Sitz hinein, wandte das Gesicht Christoph zu und
streckte ihm mit einem lauten »Bähh« die Zunge heraus. Wenn er vielleicht auch
nicht so genial war, so hatte sein Anblick doch Ähnlichkeit mit dem Foto von
Albert Einstein.
    Es hatte aufgehört
zu nieseln. Die vereinzelten Bäume am Straßenrand standen im bunten Herbstlaub.
Die Wolken wiesen eine ganze Palette von Farbnuancen auf. Von schmutzigem Grau
bis zu hellem Weiß war alles vertreten. Zwischendurch zeigten sich sogar
Lücken, die wie Gucklöcher den Blick auf einen tiefblauen Himmel freigaben.
    Es war später
Vormittag, und Große Jäger hatte vorgeschlagen, irgendwo eine Kleinigkeit zu
sich zu nehmen.
    »Vielleicht treffen
wir ja unterwegs einen Imbisswagen, der genauso riecht wie jener, den wir
vorhin gesehen haben«, meinte Christoph, der damit auf Große Jägers Vorliebe
für Fast Food jeglicher Art anspielte.
    »Ich glaube, ich
werde lieber auf einen Sprung in meine Wohnung gehen und mir eine Scheibe
schmieren. Dann kann ich auch nach ›Blödmann‹ sehen.«
    Dieses Vorhaben
setzte der Oberkommissar auch um, als Christoph hinter dem Gebäude der
Polizeiinspektion in Husums Poggenburgstraße parkte.
    Mommsen saß an
seinem Schreibtisch und sah nur kurz auf, als Christoph ins Büro kam.
    »Nichts Neues«,
murmelte er und widmete sich weiter seiner Arbeit.
    Eine gute halbe
Stunde später war auch Große Jäger zurück.
    Die drei Beamten
arbeiteten still vor sich hin, als es an der Bürotür klopfte.
    »Herein«, rief Große
Jäger.
    Vorsichtig öffnete
sich die Tür einen Spalt, und ein Kopf schob sich hindurch.
    »Bin i hier
richtig?«, fragte ein Mann mit unverkennbar bayerischem Akzent.
    »Kommt drauf an, was
Sie möchten.«
    »I such wen.« Der
Fremde öffnete die Tür ganz und trat ein. Er war mindestens zwei Meter groß.
Der Dreitagebart machte im Unterschied zu Große Jägers Gesichtszierde einen
gepflegten Eindruck. Hinter der Brille sahen sich zwei dunkle Augen suchend um.
»Grüaß Gott.«
    Christoph zeigte auf
Große Jäger. »Moin. Der Kollege ist zuständig.« Etwas leiser fuhr er fort: »Für
›Grüß Gott‹. Schließlich ist er der Einzige in Husum, der katholisch ist.«
    Der Besucher trat
auf den Oberkommissar zu und deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Walter
Otto.«
    »Nu seet di ersmol
up din Mors«, sagte der Oberkommissar und zeigte auf den Besucherstuhl.
    »Bitte?«
    »Nehmen Sie Platz,
Herr Otto.«
    »Noi. Nich Otto. I
hoeiß Walter Otto. Walter is mei Zunam.«
    »Herrjemine. Mit
dieser bayerischen Unart komm ich nie klar. Mein Name ist Große Jäger. Was
können wir für Sie tun?«
    Otto Walter bemühte
sich fortan, Hochdeutsch zu sprechen. Doch mehr als ein ehrlicher Versuch kam
dabei nicht zustande.
    »Ich wohne in
Penzberg. Das ist fünfzig Kilometer südlich von München. Wir haben zwei
Töchter, die von Andrea, einem Au-pair-Mädchen, betreut werden. Sie stammt aus
Ungarn. Vor etwa zwei Wochen hat sie einen jungen Mann kennen gelernt, der aus
Husum kommt. Seit drei Tagen ist Andrea verschwunden. Meine Frau und ich
vermuten, dass sie mit dem jungen Mann durchgebrannt ist. Und da wir doch die Verantwortung
für das Mädchen haben … Also habe ich mich auf den Weg gemacht.«
    »Kennen Sie den
Namen des jungen Mannes?«
    »Ja, warten Sie.«
Otto Walter kramte in seiner Jackentasche und zog einen Zettel hervor. »Jasper
Fogh Kragh. Aus Husum.«
    »Der Name klingt
aber dänisch.«
    »Wir haben uns auch
gewundert. Der Junge sprach so komisch. Das klang nicht richtig wie Deutsch.«
    Große Jäger sah ihn
an. »Sie meinen, sein Dialekt wich vom Hochdeutschen ab. Wie Ihrer.«
    Der Mann zog die
Augenbrauen hoch. »Wieso? Ich spreche doch richtig Deutsch. Im Unterschied zu
Andreas Bekanntem. Das klang in meinen Ohren eigenartig. Eben wie hier.«
    »Ich starte eine
Anfrage beim Einwohnermeldeamt. Mal sehn, ob wir etwas in Erfahrung

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