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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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bringen
können.«
    Große Jäger griff
zum Telefon, führte ein paar Telefonate und wandte sich dann wieder dem
geduldig auf dem Besucherstuhl wartenden Mann zu. »Weder in Husum noch in den
umliegenden Amtsverwaltungen ist ein Jasper Fogh Kragh gemeldet.«
    Christoph räusperte
sich. »Der Name klingt in der Tat sehr dänisch. Es gibt einen Ort Husum in der
Nähe von Kopenhagen. Vielleicht kommt der junge Mann von da.«
    Otto Walter hatte
sich umgedreht und sah Christoph an.
    »Das ist mein
Kollege Johannes Christoph«, erklärte Große Jäger und war erstaunt, als der
Bayer ohne zu zögern »Grüaß Gott, Herr Johannes« sagte.
    Große Jäger begann
wortlos die Papierstapel auf seinem Schreibtisch durcheinander zu wirbeln.
Dabei fluchte er still vor sich hin, bis sich Mommsen aus dem Hintergrund
meldete.
    »Ich habe die
Telefonnummer von Bjarne Thorbensen.«
    Thorbensen war
Polizeiinspektor in Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, und hatte schon öfter
auf dem kurzen Dienstweg mit den Husumern zusammengearbeitet.
    Große Jäger wählte
die ellenlange Nummer, wartete eine Weile und hatte den Kollegen vom nördlichen
Nachbarn schließlich am Apparat.
    Nachdem er aufgelegt
hatte, strahlte er Otto Walter an.
    »Der junge Mann ist
wirklich Däne und wohnt in Husum bei Kopenhagen. Vielleicht versuchen Sie es
dort einmal. Viel Glück.«
    »Jo, mei. Wi soll’s
dös wiss’n. Di Unterschied zwisch’n di Preiß’n un die Dän. Für mi san di
Fischköpp do all gleich. Selbst sprech’n tun’s ähnli.« Der große Mann stand auf
und schüttelte dem Oberkommissar kräftig die Hand. »Dank auch, Herr Jäger.«
    »Große Jäger.«
    Otto Walter schaute
von oben auf den Oberkommissar herab.
    »Für mi siehst eh
wie ä little Hunter aus.« Er drehte sich zur Tür um und verließ mit einem
»Fürti« den Raum.
    »Woher weißt du,
dass es auf Sjælland einen Ort namens Husum gibt?«, fragte Große Jäger.
    Christoph zuckte nur
mit den Schultern. »Weil ich so etwas weiß, bin ich Hauptkommissar.«
    Kurz darauf rief die
Polizeikommissarin aus Heide an. Große Jäger war am Telefon.
    »Wir haben einen
Schlüsseldienst bestellt und den Wagen öffnen lassen.«
    »Lass mich raten: Darin lagen ein Dutzend Leichen.«
    Sie lachte.
»Richtig.«
    Jetzt war Große
Jäger verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. »Na, so was.«
    Erneut lachte sie.
»Aber Hühnerleichen. Der Wagen war noch halb voll mit Grillgut und anderen
Lebensmitteln, die zur Ausstattung eines mobilen Imbisswagens gehören. Zwischen
Mittwoch und heute – wir haben immerhin Montag – muss die Kühlung ausgefallen
sein, und die Ware ist vergammelt. Daher rührte der bestialische Gestank.«
    »Also kein Fall für
die Mordkommission.«
    »Nein, wohl eher für
die Gewerbeaufsicht, das Veterinäramt oder die Lebensmittelkontrolle. Ivo
Dugovic hat eine Freundin. Sie leben aber nicht zusammen. Wir sind bei der Frau
vorbeigefahren. Sie weiß auch nicht, wo Dugovic geblieben ist. Er hat sich bei
ihr seit Mittwoch nicht mehr gemeldet.«
    »Und nun?«
    »Für uns ist der
Fall damit erledigt.«
    Große Jäger holte
tief Luft. »Sag mal, hast du nach Dienstschluss mal Zeit für mich?«
    »Bist du der mit der
Brille oder der Dicke?«, fragte sie zurück.
    Der Oberkommissar
holte tief Luft. »Der Größere«, antwortete er schließlich.
    »Nein, tut mir
Leid.«
    »Hättest du denn
Zeit für mich gehabt, wenn ich der andere gewesen wäre?«
    Erneut war ihr
sympathisches Lachen zu hören. »Nein, Kollege, auch dann nicht. Ich habe einen
lieben Freund. Und der reicht mir völlig.«
    »Dann alles Gute.
Tschüss.«
    »Euch auch.
Tschüss.«
    Große Jäger
berichtete den beiden anderen vom Inhalt des Gesprächs.
    »Das ist merkwürdig.
Warum ist der Mann geflüchtet? Zumindest sieht sein überhasteter Aufbruch nach
einer Flucht aus. Das war am Mittwoch. Harm«, wandte sich Christoph an Mommsen,
»kannst du bitte feststellen, ob in der ersten Hälfte der letzten Woche ein
Überfall oder ein anderes außergewöhnliches Verbrechen in Schleswig-Holstein
stattgefunden hat? Vielleicht gibt es eine Verbindung zu den beiden unbekannten
Bankräubern.«
    Mommsen kümmerte
sich darum und konnte kurz darauf feststellen: »Nichts. Kein Banküberfall, kein
spektakulärer Raub. Überall nur das übliche Tagesgeschäft. Das einzig Herausragende
in der letzten Woche – hier im Norden – waren wir mit unseren beiden Toten.«
    »Die Sache wird
immer verworrener. Wo ist Dugovic geblieben? Und welche

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