Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
begleitete die beiden
Beamten noch bis zur Wohnungstür und tauchte dann wieder in sein trostloses
Dasein ab.
    Auf dem kurzen Weg
zur Dienststelle schwiegen die beiden Polizisten. Jeder hing seinen Gedanken
nach, bis Große Jäger plötzlich sagte: »Nicht jeder kann ein Gewinner sein.«
    »Wenn die Geschichte
stimmt, die er uns erzählt hat, ist er ein armer Wicht. Ich fürchte, von diesen
Schicksalen gibt es mehr in unserem Land, als wir beide es uns vorstellen
können. Aber was verbindet Auhagen mit Reiche? Und mit Dugovic, der so
plötzlich verschwunden ist?«
    »Wenn wir das
wüssten.«
    Sie erreichten die
Polizeiinspektion und gingen auf direktem Weg in ihr gemeinsames Büro. Mommsen
erwartete sie schon.
    »Ich habe die Zeit
genutzt und ein paar Erkundigungen über einen weiteren Kandidaten von der Liste
eingeholt. Manfred Schöppe aus Schleswig.«
    »Von dem wissen wir,
dass er wegen Betrugs vorbestraft ist.«
    »Und im Augenblick
wird gegen ihn wegen Insolvenzverschleppung und Abgabe einer falschen
eidesstattlichen Erklärung ermittelt.«
    Christoph fuhr sich
mit der Hand durchs Gesicht. »Also kein Leichtgewicht wie unsere anderen
Kandidaten. Wie sehen seine wirtschaftlichen Verhältnisse aus?«
    »Nicht gut. Der hat
durch die Pleite alles verloren.«
    »Merkwürdig ist,
dass alle Leute, die uns im Zusammenhang mit diesem Fall begegnet sind, finanziell
am Ende sind. Ist das der gemeinsame Nenner? Dabei fällt mir ein: Haben wir zu
diesem Punkt Informationen über Ivo Dugovic vorliegen?«
    »Nein«, antwortete
Mommsen. »Ich kümmere mich darum.«
    Große Jäger nahm
laut und vernehmlich einen Schluck aus seinem Kaffeebecher. »Was macht der
Dingsbums …«
    »Schöppe?«
    »Von mir aus
Schöppe. Was war der von Beruf?«
    »Der war
Geschäftsführer einer Finanzberatung in Hamburg. Die ist Pleite gegangen.«
    Große Jäger lachte
auf. Es klang wie das Meckern einer Ziege. »Das klingt wie Hohn. Da hat er sich
anscheinend selbst schlecht beraten.«
    »Es könnte aber auch
System dahinter stecken«, warf Christoph ein. »Da wird Menschen mit falschen
Versprechungen das Geld abgeluchst. Dann verschwindet das Kapital in dunkle
Kanäle. Und die Anleger gehen leer aus.«
    »Das sind doch nur
Rechtsanwälte und Ärzte, die ihr unversteuertes Geld dort verstecken wollen«,
antwortete Große Jäger.
    Christoph schüttelte
den Kopf. »Nicht unbedingt. Zum einen ist es nicht illegitim, wenn Angehörige
der freien Berufe lukrative Anlagemöglichkeiten für ihr hart erarbeitetes Geld
suchen. Häufig werden aber auch kleine Sparer, die sich mühsam etwas für das
Alter zurückgelegt haben, übervorteilt.«
    »Ich wäre nie so
dumm, mein Vermögen irgendwelchen Irrwischen anzuvertrauen. Dafür gibt es genug
seriöse Anlagemöglichkeiten bei unseren Banken und Sparkassen. Abgesehen davon
stehe ich vor keinem solchen Problem. Mein Konto ist notorisch überzogen.«
    »Vielleicht hast du
Recht, Wilderich. Aber selbst wenn Schöppe Geld auf unsaubere Weise beiseite
geschafft haben sollte, sehe ich noch nicht den Zusammenhang mit den anderen.
Reiche und Auhagen waren bestimmt keine Kunden bei einer Anlagegesellschaft.«
    Der Oberkommissar
nahm erneut einen Schluck Kaffee und sah anschließend eine Weile in seinen
Becher, als würde er auf dem Grund das Geheimnis erkennen können. »Das ist das
Spannende an unserem Beruf: Wenn du eine Idee in der linken Hirnhälfte hast,
antwortet die rechte: Das war nix. Das ist unlogisch.«
    »Es ging
überraschend schnell und unkompliziert, etwas in Erfahrung zu bringen«, mischte
sich Mommsen in das Gespräch ein. »Auch der Imbissbesitzer, Ivo Dugovic, hatte
wirtschaftliche Probleme. Er konnte Kredite nicht mehr bedienen, und
Lieferanten stellten die Ware nur gegen bar zur Verfügung. Sein Konto wird nur
noch auf Guthabenbasis geführt. Und da er im Minus ist, lebt er nur von dem,
was er in der Tasche hat.«
    »Ich habe immer
geglaubt, so ein Imbiss ist der Einstieg ins Millionärsdasein«, meinte Große
Jäger.
    »Das dürfte in der
heutigen Zeit vorbei sein.«
    »Vielleicht liegt es
an den Papptellern, die heute benutzt werden. Hätte der Wurstmaxe noch
richtiges Geschirr, das er hätte spülen müssen, wäre das doch die ideale
Voraussetzung gewesen.«
    »Du meinst vom
Teller waschenden Imbissbudenbesitzer zum Millionär?«
    Große Jäger ließ die
Frage unbeantwortet.
    »Ein weiterer Name
auf unserer Liste der vom sozialen Abstieg Bedrohten«, stellte Christoph fest.
»Aber was verbindet

Weitere Kostenlose Bücher