Mordlicht
Ermittlungen in
ihrem letzten Fall Mommsen genähert hatte.
»Ich denke, es geht ihm gut. Er ist nicht nur
dienstlich engagiert, sondern auch privat glücklich.«
»Das muss ein tolles Mädchen sein, das einen so smarten
Mann wie Mommsen fesseln kann«, merkte sie an und schloss das Gespräch mit der
Bitte, Mommsen einen Gruß auszurichten.
Christoph versuchte, das Amtsgericht in Schleswig zu
erreichen, um vom dortigen Handelsregister etwas über die Eigentumsverhältnisse
der Nordic Financial Consulting zu erfahren. Man wollte ihm jedoch telefonisch
keine Auskünfte erteilen. Also rief er Oberstaatsanwalt Dr. Breckwoldt in
Flensburg an. Kurz darauf meldete sich das Handelsregister und teilte ihm mit,
dass die Geschäftsanteile des Unternehmens zu einhundert Prozent bei einem Dr.
Reto Häfeli aus Vaduz in Liechtenstein lagen. Sabine Bruck-Hersanger war in der
Tat nur als Geschäftsführerin eingetragen. Aus den amtlichen Unterlagen ging
ferner hervor, dass es keine offiziellen Verbindungen zwischen Manfred Schöppe
und dem Unternehmen gab.
»Na, bravo«, entfuhr es ihm, was Mommsen veranlasste,
einen fragenden Blick in Christophs Richtung zu werfen. »Vielleicht kann ich
etwas über die Kanzlei meiner Frau in Erfahrung bringen.«
Aber auch dieser Versuch war vergeblich. Seine Frau
sei für zwei Tage geschäftlich verreist, erklärte ihm die Bürovorsteherin mit
einem schnippischen Unterton, mit dem sie wohl ihre Verwunderung darüber
ausdrückte, dass er als Ehemann davon nichts wusste. Den Sozius der Kanzlei
wollte er mit dieser Fragestellung nicht behelligen.
Wieso ist Dagmar auf Reisen, ohne mir etwas davon zu
erzählen?, fragte er sich. Dann aber wunderte sich selbst über sein Erstaunen.
Es war doch merkwürdig, dass Männer durchaus für sich in Anspruch nehmen, ein
kleines Abenteuer neben der Ehe genießen zu dürfen, aber voller innerer
Anspannung sind, wenn bei ihnen der leise Verdacht keimt, dass ihre Frauen sich
ähnliche Rechte erlauben.
Dann rief er seine Bank an und versuchte, über den
Zweigstellenleiter etwas über das Schleswiger Unternehmen zu erfahren. Aber
auch der Banker hielt sich bedeckt. Es würden ihm weder zugängliche
Informationen noch Referenzen vorliegen. Dazu sei das Unternehmen auch zu neu
im Markt. Man könne aber davon ausgehen, mutmaßte der Bankmensch, dass der
Liechtensteiner Anwalt nur als Treuhänder fungiere. Aber wer stand dahinter?
Manfred Schöppe, der angeblich mittellos war?
Den Rest des Nachmittags verbrachte Christoph damit,
an anderen Fällen zu arbeiten. Mommsen litt ebenfalls nicht unter
Minderbeschäftigung und versuchte, in Sachen »Schubser« weiterzukommen, indem
er in zahlreichen Dateien wühlte, Täterprofile abglich und nach einschlägig
vorbestraften Tätern suchte. Selbst der später ins Büro zurückkehrende Große Jäger
machte sich halblaut fluchend über seine Tastatur her, nachdem er wortlos, aber
mit einem kurzen Heben der Augenbraue bekundet hatte, dass er mit dem frisch
zubereiteten Kaffee zufrieden war.
Christoph berichtete ihm von den Ereignissen des
Tages.
Daraufhin knurrte Große Jäger nur: »Mal sehn, ob ich
etwas rausbekomme« und fing an, quer durch die Weltgeschichte zu telefonieren.
Nach einer ganzen Weile und etliche Gespräche später
lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück. »Ich habe gerade mit Ueli Punzenberger
in Vaduz telefoniert.«
»Wer ist das?«
»Ein Mitarbeiter in der Kanzlei von Dr. Reto Häfeli,
dem Anwalt aus Liechtenstein. Ich sage euch, den Mann will ich heiraten.«
»Häh?«
»Na, weil der so schweigsam ist. Das wäre die ideale
Ehefrau. Der sagt kein Wort. Nicht einmal die Uhrzeit wollte er mir verraten.«
»Wir wollten doch nur wissen, ob Manfred Schöppe zu
seinem Klientel gehört.«
»Vergebliche Liebesmüh. Eher knackst du das Geheimnis,
wie in der Kieler Staatskanzlei beschlossen wird, welchen Hut Heide beim
nächsten Staatsempfang zu tragen hat, als dass du ein Wort aus dem Mund
des Treuhänders erfährst. Und jetzt mach ich Feierabend. Schließlich wartet
jemand auf mich.«
Christoph warf einen raschen Blick auf Große Jägers
Bein, das dieser theatralisch weit von sich gestreckt hatte. »Das ist doch nur
›Blödmann‹. Abgesehen davon ist Heides Hut jetzt reine Privatsache, und es ist
von größerem Interesse, ob dein Chef Peter Harry oder Harry Peter heißt.«
»Und wer wartet auf dich? Blödfrau?«, entgegnete ein
sichtlich gut gelaunter Oberkommissar.
Mit einem nicht ernst gemeinten
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