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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Hängeschränke einer alten Einbauküche angebracht. In ihnen bewahrte Wühler seine wichtigsten Werkzeuge auf. An den Unterbauschränken lehnten Gartengeräte – Schaufeln, Hacken, Spaten, Rechen. Am Ende des lang gezogenen Raumes stand ein Rasenmäher. Auf der Arbeitsplatte reihten sich Farb- und Öldosen aneinander.
    Weil Wühler die alte Kugellampe nicht angeknipst hatte, wurde die Werkstatt nur spärlich von dem Tageslicht erhellt, das durch die halb nach außen geöffnete Tür hereinfiel. Er ging zu einem der Schubladenschränke im hinteren Bereich und zog eines der Fächer heraus. Hier bewahrte er mehrere Schachteln mit unterschiedlichen Schraubengrößen auf. Er schob sie mit einer Handbewegung nach vorne, um hinter ihnen Platz für das eingewickelte Messer zu schaffen. Dort war es gut aufgehoben, dachte er. Dann faltete er den Zettel auf die Hälfte und steckte ihn zwischen zwei dicht aneinander gepresste Schachteln. Gerade als er die Schublade wieder zurückschieben wollte, glaubte er Schritte gehört zu haben. Er drehte den Kopf zur Tür und blieb regungslos stehen. Fast im gleichen Moment sah er eine Hand, die den Rand der halb geöffneten Tür umfasste und sie langsam nach außen zog.
    Wühlers Herz begann zu rasen. Doch noch ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte er die Stimme, die etwas Bedrohliches an sich hatte: »Herr Wühler, sind Sie da?«
    Er schluckte und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Er hatte diese Stimme schon einmal irgendwo gehört. Doch in diesem Bruchteil einer Sekunde, bevor dieser Mann vor ihm stand, konnte er sie nicht zuordnen.
     

19
    Sie hatten an der Haustür geklingelt und sich lächelnd vorgestellt. Mehmet und Özmir, zwei türkische Herren, braun gebrannt und mit Schnauzbart, mittleren Alters und die Seriosität in Person. Ihr VW-Kastenwagen parkte am Straßenrand. Das Rentnerehepaar hatte die beiden Besucher zunächst misstrauisch beäugt, doch war es den Männern schnell gelungen, das Vertrauen der Hausbewohner zu gewinnen. Mehmet, der immerzu lächelte, entschuldigte sich für die Störung, zückte einen Ausweis und gab sich als Vertreter jenes Teppichhändlers aus, bei dem das Ehepaar während einer Türkeireise im Frühjahr ein wertvolles Stück gekauft und es sich nach Deutschland hatte schicken lassen. Das war in Istanbul gewesen, erinnerten sich die rüstigen Rentner.
    »Chef hat uns beauftragt, Sie nach Ihrer Zufriedenheit zu befragen«, erklärte Mehmet in leicht gebrochenem Deutsch. Özmir schien mit der Sprache Schwierigkeiten zu haben und nickte deshalb nur.
    »Es hat Probleme gegeben«, fuhr Mehmet fort, »haben festgestellt, dass im März Ware geliefert wurde, die nicht einwandfrei ist. Webfehler und anderes.«
    Die beiden älteren Leute, die nebeneinander vor der Haustür standen, während die Besucher dem Nieselregen ausgesetzt waren, hörten aufmerksam zu.
    »Chef will aber nur zufriedene Kunden«, fuhr Mehmet fort, »deshalb wir gucken, ob alles in Ordnung. Und wenn falsch, tauschen wir um. Kostenlos.« Er deutete zu dem Kastenwagen hinüber. »Sieben fehlerhafte Teppiche haben wir schon gefunden – ist aber kein Problem.«
    »Das ist aber ein toller Service«, meinte der Rentner und lächelte nun auch, »dann wollen Sie wahrscheinlich unser gutes Stück mal sehen ...?«
    »Wenn es ist gestattet«, erwiderte Mehmet betont höflich.
    Der Hausherr ging ein paar Schritte zurück, seine Frau folgte ihm in den dunklen Flur.
    »Er liegt im Wohnzimmer«, erklärte der Rentner stolz und wandte sich einer Tür zu, die er öffnete. Der Blick fiel in einen großzügig eingerichteten Raum, der von einem eichenen Einbauschrank und einer ebenso dunklen ledernen Sitzgarnitur dominiert wurde. In der Mitte des Raumes lag ein großer Teppich, den sie für 5000 Euro in einem eleganten Geschäft in Istanbul erworben hatten – als Gelegenheitskauf, denn normalerweise, so war ihnen versichert worden, liege der Wert ums Doppelte höher. Sie hatten sich auf die seriös erscheinende Beratung verlassen, zumal sie selbst von den Geheimnissen des Teppichknüpfens überhaupt nichts verstanden.
    Özmir kniete sofort nieder und strich mit der flachen Hand über die Oberfläche des Teppichs, dessen rostrotes Muster auch bläuliche Tupfer aufwies. Dann fasste er den Rand und knickte ihn ab, um die Verarbeitung zu überprüfen.
    »Özmir ist richtiger Künstler«, erklärte Mehmet, der sich an einer anderen Stelle zu schaffen machte, während das Ehepaar abseits

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