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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gepflegt. Als uniformierter Cop war Lucas wahrscheinlich in tausend Häusern wie dem von Marilyn Coombs gewesen, um für Ruhe zu sorgen, einen Spanner zu finden, einen Einbruch aufzunehmen oder um herauszukriegen, wer den Rasenmäher geklaut hatte. Sie ließen das Auto auf der Straße direkt vor dem Vorgarten stehen und gingen zur Veranda hinauf.
    »Nicht schlecht«, sagte Lucas. »Ich könnte mir gut vorstellen, hier zu wohnen.«
    »Sie hat großes Glück gehabt«, sagte Gabriella, eine Bemerkung,
die Lucas etwas merkwürdig fand. Doch da sie gerade die Haustür öffnete, sagte er nichts dazu.
     
    Sie begannen mit einem raschen Rundgang, was Lucas normalerweise immer tat, um sich zu vergewissern, dass niemand im Haus war. Marilyn Coombs’ Haus war ordentlich aufgeräumt, aber nicht zwanghaft ordentlich. Es roch nach gekochten Kartoffeln, Blumenkohl und Auberginen, nach Spray mit Kiefernduft sowie nach altem Holz und altem Isoliermaterial. Auf den knarrenden Holzfußböden lagen nachgemachte Orientteppiche, und in der Küche war ein PVC-Boden. Braune Wände, Zierdeckchen, auf einem Teller auf dem Küchentisch lagen drei mittlerweile trocken gewordene Haferplätzchen.
    Auf einer alten elektronischen Orgel standen vergoldete Rahmen mit Fotos von Leuten, die in die Kamera starrten. Sie trugen Sachen aus den vierziger, fünfziger, sechziger, siebziger, achtziger und neunziger Jahren. Die ältesten Bilder waren kleine Schwarzweißfotos. Etwa ein Jahrzehnt später kam dann Farbe, die mittlerweile verblasste. Die Orgel sah aus, als hätte seit schätzungsweise 1956 niemand mehr darauf gespielt. Sie stand unter einem gerahmten Gemälde vom heiligen Christophorus, der das Jesuskind über den Fluss trägt.
    Unten an der Treppe war ein Blutfleck von der Größe einer Untertasse auf dem Fußboden.
    »Die haben die Kugel mitgenommen«, sagte Coombs und zeigte auf den unteren Treppenpfosten. In dem Pfosten war ein Loch, in das ein Bolzen hineinpassen würde. »Angeblich haben sie Blut und Haare darauf gefunden.«
    »Mhm.«
    Er blickte die Treppe hinauf und konnte es sich gut vorstellen. Er hatte schon ein paarmal erlebt, dass eine ältere Frau sich bei einem Sturz die Treppe hinunter verletzt hatte oder ums Leben gekommen war. Die Stufen waren aus Holz und mit einem Läufer ausgelegt. Der Läufer war an den Stufenkanten
abgenutzt, und Mrs. Coombs könnte beispielsweise die Treppe hinuntergelaufen sein, weil das Telefon klingelte, und mit dem Fuß an einer ausgefransten Stelle hängen geblieben sein.
    »Es könnte ein Sturz gewesen sein«, sagte Lucas.
    »Abgesehen von der verschwundenen Spieldose«, sagte Coombs. »Und von ihrer Beziehung zu den anderen ermordeten Frauen.«
    »Gehen wir nach der Spieldose suchen.«
     
    Sie suchten, fanden sie aber nicht. Die Spieldose war laut Coombs ein schwarz lackierter Kasten vom Umfang eines DIN-A-5-Bogens und etwa drei Pakete Druckerpapier hoch. Auf dem Deckel der Spieldose war eine Einlegearbeit aus Perlmutt, die ein Bauernmädchen, einen Bauernjungen und ein paar Schafe zeigte. »Als ob der Junge gerade dabei wäre, seine Wahl zwischen beiden zu treffen«, sagte Coombs mit unschuldiger Stimme.
    Wenn man die Dose öffnete, erklärte sie, tauchten vier bemalte Holzfiguren auf, ein Junge, ein Mädchen und zwei Schafe, und liefen dann hintereinander im Kreis herum, während unter ihnen Musik spielte.
    »Folgt der Junge dem Mädchen oder den Schafen?«, fragte Lucas.
    »Dem Mädchen«, antwortete Coombs mit einem winzigen Lächeln.
    »Da bin ich aber erleichtert«, sagte Lucas.
    Auch wenn sie die Spieldose nicht fanden, entdeckten sie jedoch in der dünnen Staubschicht auf dem Brett im Bücherschrank etwas, das Coombs für den Abdruck eines Rechtecks hielt, und zwar an der Stelle, wo die Dose hätte stehen sollen. Lucas musste zugeben, dass sie recht haben könnte.
    »Genau hier«, sagte Coombs. »Wir brauchen mehr Licht …« Sie zog eine Stehlampe herüber, entfernte den Lampenschirm,
steckte sie wieder ein und schaltete sie an. »Sehen Sie?«
    Das Licht fiel auf das Regalbrett, wo sich der Staub von ungefähr einer Woche angesammelt hatte. Es hätte durchaus ein Rechteck sein können. »Vielleicht«, sagte Lucas.
    »Ganz bestimmt«, sagte sie.
    »Vielleicht.«
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte Coombs. »Entweder wurde Grandma wegen der Spieldose ermordet, oder die Cops haben sie gestohlen. Suchen Sie sich eine aus.«
     
    Im Haus befand sich sonst nichts, was für Lucas nach

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