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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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teuren Antiquitäten oder wertvollem Porzellan aussah, auch wenn es eine größere Anzahl von zerbrochenen und wieder zusammengeklebten Hummelfiguren gab. Und es gab Quilts. Coombs hatte alle Räume bis auf das Wohnzimmer mit diversen Quilts dekoriert – Quilts für Kinderbetten und Quilts aus Stoffresten für Einzelbetten, die sorgfältig auf Gestelle aus Kiefernholz gespannt waren, die wiederum mit Nägeln an den Naturputzwänden befestigt waren.
    »Fehlen welche?«
    »Kann ich nicht sagen. Meine Mom weiß das vielleicht. Sie hat auch ein bisschen mit Quilten angefangen. Grandma war allerdings fanatisch.«
    »Sieht nicht so aus, als wär noch viel Platz für weitere übrig«, sagte Lucas.
    »Ja … ich wünschte, es wäre noch einer von den Armstrongs da. Ich möchte nämlich gern eine Zeitlang nach Indien gehen.«
    »Armstrongs?«
    »Vor zehn Jahren hat Grandma bei einer Haushaltsauflösung einen Haufen Quilts ersteigert, und die sind berühmt geworden«, sagte Coombs. »Der größte Fund ihres Lebens. Sie hat sie für so viel Geld weiterverkauft, dass sie sich dieses
Haus kaufen konnte. Das heißt, ich weiß nicht genau, für wie viel, aber mit dem, was sie für ihr altes Haus bekommen hat, und den Quilts hat sie dieses hier gekauft.«
    Sie waren oben an der Treppe und wollten gerade wieder hinuntergehen, da sagte Coombs: »Schauen Sie mal hier.«
    Sie ging zu einem Einbauschrank im Flur mit dunklen Eichentüren und öffnete eine Tür. Auf den Brettern standen zahlreiche durchsichtige Plastikkästen von der Größe eines Schuhkartons, und die Kästen waren vollgepackt mit Stoffresten und Quilt-Handwerkszeug, Garnrollen, Steck- und Nähnadeln, Scheren, Bandmaßen und Dingen, die Lucas nicht kannte, die aber vermutlich zum Entwerfen von Mustern dienten.
    Das Garn war nach Farben sortiert, bis auf die Sachen in zwei Nähkörben. Das heißt, nur einer davon war ein traditioneller Nähkorb; bei dem anderen handelte sich um einen leicht durchsichtigen blauen Kasten für Angelzeug. Sämtliche Plastikkästen waren mit einem schwarzen Marker in ordentlicher Schulschrift beschriftet: »Garn, rot.« »Garn, blau.«
    »Das ist ja eine Menge Zeug«, sagte Lucas, steckte einen Finger in den Nähkorb und zog ihn ein Stückchen auf. Noch mehr Garnrollen, die ihm allerdings ziemlich alt vorkamen. Sammlerstücke? Das löste bei ihm einen Gedanken aus. »Könnte man diese Armstrong-Quilts als Antiquitäten bezeichnen? Was meinen Sie?«
    »Nein, nicht so richtig«, sagte Coombs. »Sie sind etwa in den dreißiger Jahren entstanden. Ich glaube nicht, dass das alt genug ist, um als Antiquität zu gelten, aber ich weiß es nicht genau. Ich weiß überhaupt nicht viel über den ganzen Deal, außer dass Grandma eine Menge dafür bekommen hat wegen der Verwünschungen.«
    »Verwünschungen?«
    »Ja. In die Quilts waren Verwünschungen eingenäht. Die wurden … ja, was?« Sie musste einen Augenblick nachdenken.
»Ich nehme an, die wurden zu feministischen Kultobjekten«, sagte sie schließlich.
     
    Das war so, erzählte sie:
    Grandma Coombs hatte früher in einem winzigen Haus auf der Snelling Avenue gewohnt. Ihr Mann war in den siebziger Jahren gestorben, und sie lebte von einer halben Postrente, den bescheidenen Einkünften aus einer privaten Rente und von der Sozialversicherung. Sie ging häufig zu Nachlassauktionen, Flohmärkten und privaten Versteigerungen im ganzen oberen Mittelwesten, kaufte billig ein und verkaufte die Sachen an Antiquitätenläden in den Twin Cities.
    »Sie hat damit vermutlich keine zehntausend Dollar im Jahr verdient, aber es hat ihr Spaß gemacht und half ein bisschen weiter«, sagte Coombs. Dann entdeckte sie bei der Versteigerung eines Nachlasses im nördlichen Wisconsin die Armstrong-Quilts. Sie hatten wunderbare Farben und waren gut gemacht. Zwei waren aus Stoffresten zusammengenäht, so genannte Crazy Quilts, zwei waren mit Sternen, einer ein Blockhaus-Quilt, und einer war damals ganz einzigartig, heutzutage als »Kanadagänse-Quilt« bekannt.
    Doch sie wurden nicht wegen ihrer Muster berühmt. Sie wurden deshalb berühmt, erzählte Coombs, weil die Frau, die sie gemacht hatte, Sharon Armstrong, mit einem versoffenen Sexfreak namens Frank Armstrong verheiratet gewesen war, der sie prügelte und vergewaltigte und die beiden Kinder missbrauchte, einen Jungen und ein Mädchen, und das alles in der kleinen und völlig unbedeutenden Stadt Carton in Wisconsin.
    Irgendwann schoss Franks Sohn Bill auf seinen

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